Er ist schlank, weiß, wie man die Massen mobilisiert und ist eigentlich noch zu jung, um Präsident zu sein. Aber Andry Rajoelina ist der neue starke Mann, der den blutigen Machtkampf mit dem bisherigen Amtsinhaber Marc Ravalomanana für sich entschieden hat.

Johannesburg/Antananarivo. Triumphierend wie ein Pop-Star, mit dem Lächeln des Siegers im jungenhaften Gesicht so zeigte sich der neue Machthaber der vor Afrika gelegenen bitterarmen Tropeninsel Madagaskar seinen Anhängern. Andry Rajoelina heißt der neue starke Mann, der den blutigen Machtkampf mit dem bisherigen Amtsinhaber Marc Ravalomanana für sich entschieden hat.

Der schlanke junge Mann weiß, wie man die Massen mobilisiert. Mit seinen 34 Jahren darf der knabenhaft wirkende Ex-Discjockey laut Verfassung noch gar nicht Präsident sein die schreibt ein Mindestalter von 40 Jahren vor. Doch das Verfassungsgericht hat den Neuen bereits bestätigt.

Im Jubel seiner Anhänger ging das unter. Rajoelina steht für Ehrgeiz, für schnelle Entscheidungen und eine Hip-Hop-Kultur, die vor allem der jungen Generation auf Madagaskar suggeriert, dass alles möglich sei. "Tanora malaGasy Vonona" Entschlossene junge Madagassen heißt seine politische Formation. Abgekürzt TGV wie das Kürzel für den französischen Hochgeschwindigkeitszug, das seine Anhänger auch für ihn benutzen. Sein Geld machte er mit Werbung, bevor er Ende 2007 Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo wurde.

Seitdem hat er mehrfach unter Beweis gestellt, dass er die Emotionen seiner Anhänger und den ungezügelten Volkszorn für seine Zwecke zu instrumentalisieren weiß. Im Grunde schlug er Ravalomanana im Schnelldurchgang mit seinen eigenen Waffen auch der hatte sich im Wahlkampf als locker, jungenhaft und unkompliziert präsentiert. Seine taktischen Fehler bei der Einschätzung der Lage schufen eine gefährliche Dynamik zugunsten von Rajoelina doch das Zünglein an der Waage war das Militär.

Vor allem beim Unteroffiziers-Korps hat der mitunter leicht aufbrausend auftretende Chef einer Übergangsregierung Rückhalt. An seiner Seite zeigen sich jugendlich wirkende Soldaten, die sich mit Designer-Sonnenbrille und geschulterter Panzerfaust im Tanzschritt wiegen.

Die ihm ergebenen Soldaten hatten ihre eigenen Generäle so unter Druck gesetzt, dass sie die ihnen von Ravalomanana übertragene Macht dann später ihrerseits auf Rajoelina übertrugen.

Für den war diese Übertragung wichtig, weil er sich mit Blick auf die internationale Gemeinschaft einen Hauch von Legalität geben muss. Denn sowohl die Afrikanische wie die Europäische Union haben klar gemacht, dass sie nicht verfassungsgemäße Machtänderungen nicht akzeptieren würden.

Und ohne ausländische Hilfe das weiß auch Rajoelina könnte bald ihm der Volkszorn und der Insel ein erneutes Machtvakuum drohen. Denn bei den zahlreichen Armen der Inselrepublik wurden Hoffnungen genährt, die nur schwer zu halten sein werden.

Der zart aufgeblühte Tourismus ist bereits schwer angeschlagen die weltweite Krise lässt kaum auf eine schnelle Besserung der Lage hoffen. Und auch die weltweit gesunkenen Rohstoffpreise lassen Hoffnungen auf eine Boom-Phase auf der für Pfeffer, Vanille und Halbedelsteine berühmten Insel illusorisch erscheinen.

Wie der neue Mann an der Macht die von ihm bisher kritisierten Missstände auf der Insel beheben will, hat er bisher noch nicht erkennen lassen. "Tetezamita" hieß sein Slogan bisher nur: Übergangsregierung.

In Südafrika warnte die Wirtschaftszeitung "Business Day" bereits vor einer Periode der Instabilität. Das Verdrängen einer demokratischen gewählten Regierung von der Macht habe einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen, der die krisengeschüttelte Insel im Indischen Ozean noch auf Jahrzehnte plagen könnte.