Die Gewalt in Bangkok nimmt kein Ende. Auch am dritten Tag gehen die Unruhen weiter. Mehr als 161 Menschen wurden verletzt, 22 starben.

Bangkok. Nach dem Scheitern der Vermittlungsgespräche zwischen Regierung und Opposition haben die schweren Straßenschlachten in der thailändischen Hauptstadt Bangkok den dritten Tag in Folge angehalten. Soldaten feuerten am Sonnabend auf Demonstranten und versuchten, die im Geschäftsviertel verschanzten Regierungsgegner zu isolieren. 22 Menschen kamen in den vergangenen drei Tagen ums Leben, 161 wurden verletzt.

In nächster Nähe zu dem besetzten Gebiet schossen Soldaten erneut mit scharfer Munition auf Hunderte Demonstranten, die Benzinbomben, Steine und selbst gebaute Raketen als Waffen einsetzen. Wie die USA riet auch Deutschland seinen Bürgern dringend von Reisen nach Bangkok ab. Deutsche Reiseveranstalter sagten alle Angebote bis Ende Mai ab. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein Ende der Gewalt. Er rief die Sicherheitskräfte und Regierungsgegner auf, zum Dialog zurückzukehren.

Das Militär ging nicht von einem baldigen Ende der Auseinandersetzungen aus. Das sei unwahrscheinlich, hieß es in Armeekreisen. Die Regierung komme auf diesem Wege nicht dem Ende der Krise näher, warnte der Politologe Thitinan Pongsudhirak von der Universität Chulalongkorn. „Die Soldaten machen vielleicht Fortschritte beim Abriegeln – aber die Verluste sind hoch.“

Die Zahl der Opfer dürfte Einsatzkräften zufolge noch weiter steigen. Unter den Toten seien bislang keine Ausländer, teilte eine staatliche Klinik am Samstag mit. Ein Sanitäter und mindestens vier weitere Personen wurden angeschossen. Nördlich der Protestzone wurden drei Menschen auf Liegen wegtransportiert. Mehrere der Verletzten waren am Kopf verwundet. Vor gut vier Wochen war es in Bangkok während der Proteste zu den folgenschwersten Auseinandersetzungen seit 20 Jahren gekommen: 25 Menschen wurden getötet und mehr als 800 weitere verletzt, als die Polizei am 10. April in der Altstadt von Bangkok die Blockade einer Brücke auflöste.

Trotz der Eskalation wollen die sogenannten Rothemden ihre Proteste fortsetzen. „Wir werden weiter kämpfen“, sagte ein Anführer. Er räumte ein, dass die Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Benzin nach der Abriegelung des besetzten Viertels zur Neige gingen. Sie würden aber noch Tage ausreichen und er hoffe, dass es Anhängern gelinge, Nachschub zu liefern. Obwohl die Zahl der Demonstranten zum Wochenende zurückging, harrten Tausende weiter aus. Hinter kerosin-nassen Reifen, angespitzten Bambus-Stöcken und Stacheldraht mit Rasierklingen verschanzten sich auch Frauen und Kinder. „Wir kämpfen bis zum Tod, wenn es sein muss“, sagte ein 37-jähriger Demonstrant. Vor den Barrikaden lagen regungslose Körper in Blutlachen.

Die Soldaten warnten Anwohner mit Schildern vor Bereichen, in denen scharf geschossen wurde. Die Hauptstädter beobachteten entsetzt, wie sich Bangkog zunehmend zu einem Kriegsgebiet zu verändern schien. „In meinen Ohren dröhnen noch immer die Schüsse der vergangenen Nacht“, sagte der 48-jährige Ratana Veerasawat, der nördlich der Protestzone einen kleinen Gemischtwarenladen betreibt. „Es ist schlimm und wird immer schlimmer. Das beste ist, wir gehen.“

Das Militär hat am Donnerstag mit der Abriegelung begonnen und am Freitag angekündigt, in dem Geschäftsviertel binnen weniger Tage wieder die öffentliche Ordnung herzustellen. Geschäfte, Botschaften, Luxushotels und Villen-Anlagen waren bereits zuvor geräumt worden.

Die Regierungsgegner fordern Neuwahlen. Vermittlungsgespräche mit Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva waren Mitte der Woche abgebrochen worden. Abhisit warf der Opposition vor, immer wieder neue Forderungen zu stellen. Die Rothemden sind Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsident Thaksin Shinawatra.