Kiew. Russland schießt mit Lancet-Drohnen. Für die Ukraine stellen sie eine Bedrohung dar – nun entwickelt Kiew ein mächtiges Gegenmodell.

Bereits vor dem umfassenden Angriff auf die Ukraine setzte Russland die Entwicklung der Kamikaze-Drohne ZALA Lancet in Gang, die 2019 erstmals vorgestellt wurde. Diese Drohne, die je nach Modell eine Reichweite von 40 bis 50 Kilometern aufweist, wurde für die Bekämpfung von Militärtechnik und Bodenzielen konzipiert und bereitete den Ukrainern erheblichen Ärger, besonders im Sommer 2023 während der südlichen Offensive der ukrainischen Armee. Doch seit dem Herbst hat der Einsatz dieser Drohnen nachgelassen, möglicherweise verursacht durch ukrainische Sabotage in einer Fabrik nahe Moskau.

Dennoch stellt die Lancet weiterhin eine bedeutende Bedrohung für ukrainische Streitkräfte und deren Ausrüstung dar. Die Ukraine bewahrte stets einen Vorsprung im Drohnenbereich, unterstützt durch ein Arsenal von innovativen Langstrecken- und Seekampfdrohnen sowie günstige First Person View-Drohnen als Artillerieersatz, von denen das Land plant, bis 2024 eine Million zu produzieren. Doch lange fehlte eine eigene Waffe wie die Lancet – bis jetzt.

Ukraine_Gefangenenlager; 29.04.2024

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    Im Februar verkündete Mychajlo Fedorow, ukrainischer Minister für digitale Transformation, den erfolgreichen Test einer ähnlichen Drohne. Anfang April zeigten Videos des ukrainischen Geheimdienstes SBU Angriffe auf russische Flugabwehrsysteme bis zu 30 Kilometer hinter der Frontlinie, ausgeführt von Drohnen, die Ziele bei Bewegung treffen können.

    Diese Drohne, wohl verantwortlich für die Angriffe, wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj als aktive Frontwaffe präsentiert, deren Name und Hersteller jedoch geheim bleiben. Sie zielt darauf ab, nicht nur Bodenziele, sondern auch russische Aufklärungsdrohnen zu zerstören, um koordinierte Luftangriffe Russlands auf die Ukraine zu erschweren. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 180 Stundenkilometern könnte sie selbst ihre russischen Pendants abfangen.

    Ukraine-Krieg: Neue Drohne bietet entscheidende Vorteile

    Die ukrainische Variante, mit Elektromotor und Katapultstart, bietet durch den neuen X-förmigen Rumpf eine hohe Wendigkeit, wobei ein Sprengkopf unterschiedlicher Art bis zu drei Kilogramm montiert werden kann. Von diesem Sprengkopf gibt es unterschiedliche Versionen – etwa eine Druckluft-Variante oder eine panzerbrechende. Letztere kann eine Panzerung bis zu 40 Millimeter tief durchdringen und dem technischen Gerät schwere Schäden zufügen.

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    „Sowohl statische als auch sich bewegende Ziele entlang verschiedener Flugbahnen können getroffen werden“, schreibt das ukrainische Fachmedium „Militarnyj“ über die neue Drohne. Eine zugehörige Verstärkerdrohne erleichtert Zielsuche und Schadensbewertung aus weiten Entfernungen, gestützt durch hochsichere verschlüsselte Kommunikation, ein Muss angesichts der russischen elektronischen Kriegsführung.

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    Während der unbekannte Hersteller weiter an der Drohne feilt, die unter Einsatzbedingungen an der Front getestet wird, deutet vieles schon auf eine laufende Massenproduktion hin. Somit könnten bald nicht mehr nur die Ukrainerinnen und Ukrainer sein, die sich wegen der Lancet-Drohne den Kopf zerbrechen müssen.