Berlin/Moskau. Wegen Kritik an Putin sitzt Ulta-Nationalist Igor Girkin in einem Straflager. Nun soll er angeblich wieder in den Krieg ziehen dürfen.

Er gilt als einer der schlimmsten Hetzer im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und soll als selbst ernannter Gotteskrieger für zahlreiche Kriegsverbrechen im Donbass verantwortlich sein. Im November 2022 wurde Igor Girkin von einem niederländischen Gericht in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Girkin beim Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine im Juli 2014 eine tragende Rolle gespielt hatte. Der nunmehr 53-Jährige soll das Flugabwehrsystem, mit dem die Maschine auf ihrem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur abgeschossen worden war, aus Russland angefordert haben. Fast 300 Menschen starben bei dem Angriff, die meisten waren niederländische Staatsbürger.

Laut einem Bericht des unabhängigen russischen Medienportals Medusa soll eben dieser Girkin bald wieder als Kommandant in den Krieg gegen die Ukraine ziehen dürfen – und das, obwohl er derzeit eine vierjährige Haftstrafe in einem russischen Straflager verbüßt. Girkin war im Juli 2023 festgenommen worden. Sein angebliches Vergehen: Extremismus.

Russisches Gesetz verbietet verurteilten Extremisten Militäreinsatz

In der Tat gilt Igor Girkin, der auch unter seinem Kampfnamen Igor Strelkow bekannt ist, als einer der übelsten Rechtsextremisten und Kriegsbefürworter überhaupt. So träumt Girkin von einem „Neurussland“ auf ukrainischem Gebiet und hegt russische Großmachtphantasien. Wie Medusa berichtet, soll Girkins Ehefrau Miroslava Reginskaya erklärt haben, ihr Mann sei von einer Militäreinheit in der Region Donezk als Kommandant zugelassen worden sein. Auf dem Portal Telegram veröffentlichte Reginskaya einen Brief der Einheit in der sogenannten „Volksrepublik Donezk“, der dies angeblich bestätigt.

Wie dies funktionieren soll, ist allerdings unklar. Personen, die wegen Extremismus verurteilt wurden, können laut russischem Recht nicht in die Armee eintreten, heißt es in dem Medusa-Bericht. Allerdings gibt es ein Hintertürchen, wie Girkins Anwalt auf einem Telegram-Kanal erklärt haben soll. Dafür müsste Girkin jedoch freigesprochen oder von Präsident Putin begnadigt werden. Beide Möglichkeiten erscheinen jedoch recht unwahrscheinlich.

In seiner Funktion als Militärblogger war Girkin immer wieder mit scharfer Kritik an der Strategie der russischen Führung im Ukraine-Krieg hervorgetreten und hatte auch Präsident Wladimir Putin nicht ausgenommen. Noch im Januar 2023 hatte Girkin alias Strelkow erklärt: „Russland steht am Rande einer militärischen Niederlage, und auch die Einnahme kleiner Städte und Dörfer ändert nichts an dieser Situation. Nicht nur untalentierte Generäle und selbstsüchtige Beamte sollten zur Verantwortung gezogen werden, sondern auch der Oberbefehlshaber, der sie ernannt hat.“ tok