Berlin. Junge Wähler blicken vor der Europawahl überwiegend skeptisch auf die Parteien. Eine Studie zeigt: Richtig bitter wird‘s für die FDP.

Wie blicken junge Wähler auf die Europawahl am 9. Juni? Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung hat jetzt eine Umfrage zur politischen Einstellung der 16- bis 22-jährigen Erstwähler in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen dieser Redaktion exklusiv vor. Sie zeigen, dass bei den Jungwählern die Bindung zur Europäischen Union (EU) grundsätzlich stärker ist als in der Gesamtbevölkerung: 81 Prozent bewerten die deutsche EU-Mitgliedschaft als „eine gute Sache“. In der gesamten Wahlbevölkerung liegt die Zustimmung mit 76 Prozent etwas niedriger.

Kritik an der EU ist bei jungen Menschen gleichzeitig deutlich seltener verbreitet: Nur 26 Prozent stimmen der Unterstellung zu, die EU verfolge nur ihre eigenen Interessen und nicht jene der Bürgerinnen und Bürger. Nur 18 Prozent geben an, bei EU-Politikern grundsätzlich misstrauisch zu sein. Die Gesamtheit der Wählerschaft ist mit jeweils 30 Prozent Zustimmung in diesen Punkten deutlich kritischer.

Jungen Menschen ist die EU nicht egal

Auch die Relevanz der EU wird bei der jungen Wählerschaft höher eingeschätzt: 86 Prozent der Erstwähler wollten der Aussage „Die EU ist mir im Großen und Ganzen egal“ nicht oder eher nicht zustimmen. Das sind zwölf Prozent mehr als in der gesamten Wählerschaft.

Ein starkes EU-Engagement wünscht sich die Mehrheit der 16- bis 22-Jährigen bei den Bereichen Klimaschutz, Wirtschaft, Verteidigung und Migration und Flüchtlinge. Außer beim Klimaschutz liegt der Wunsch nach mehr Eingriffen jedoch unter denen der Gesamtwählerschaft. Besonders ablehnend treten junge Menschen dabei einem stärkeren EU-Engagement in der Verteidigungspolitik entgegen. 18 Prozent meinen, die EU sollte dieses Thema kaum oder gar nicht behandeln, zehn Prozent mehr als in der gesamten Wählerschaft.

Deutscher EU-Austritt findet bei jungen Menschen mehr Anklang als in der Gesamtbevölkerung

Trotz des grundsätzlichen Vertrauens würden 14 Prozent der Erstwähler bei einer Volksabstimmung für einen Dexit, also einen deutschen EU-Austritt, stimmen. Damit stehen mehr Erstwähler einem Dexit positiv gegenüber als in der Gesamtwählerschaft. Hier sind nur zehn Prozent für einen deutschen EU-Austritt. Die Gründe für diese Entscheidung wurden nicht abgefragt.

Bei der Frage nach einer Parteipräferenz tun sich viele Wähler schwer. Sowohl bei den Erstwählern (44 Prozent) als auch bei der gesamten Wahlbevölkerung (42 Prozent) konnte ein großer Teil keine Partei nennen, die geeignet sei, die anstehenden Probleme zu lösen. Bei denjenigen, die sich entscheiden konnten, treten allerdings deutliche Unterschiede auf.

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Erstwähler vertrauen vor allem SPD und AfD

So schreiben in der gesamten Wählerschaft 22 Prozent der CDU/CSU die größte Problemlösungskompetenz auf EU-Ebene zu, gefolgt von SPD (14 Prozent), Grünen (zehn Prozent), AfD (sechs Prozent) und Linkspartei (zwei Prozent). Bei den Erstwählern hingegen entfallen die ersten beiden Plätze auf SPD und AfD (je 14 Prozent), gefolgt von den Grünen (13 Prozent), CDU/CSU (acht Prozent) und der Linken (sechs Prozent). Die FDP schneidet weder bei der Jugend (ein Prozent) noch bei der Gesamtheit (zwei Prozent) gut ab.

Dass sich junge Menschen vermehrt der AfD zuwenden, zeichnete sich bereits bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen ab. Ein Trend, der sich mit Blick auf Europa offenbar fortsetzt: Der in Teilen rechtsextremen Partei gelingt es gut, Erstwähler für sich zu gewinnen. Dafür sorgt auch EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah, der auf der Plattform TikTok gezielt junge Menschen anspricht.