Berlin. Sie bringt der Ukraine einen „taktischen Vorteil“, macht aber auch ihre Soldaten krank: Das ist besonders an der Waffe „Carl Gustaf“.

Tage, höchstens Wochen gaben viele Experten der nach dem russischen Überfall 2022. Zu groß schien die russische Übermacht, eine langfristige Verteidigung des Landes schien unmöglich. Doch die Ukraine hat bewiesen, dass sie sich gegen die Aggressoren wehren kann – dank des Kampfwillens ihrer Bürgerinnen und Bürger und dank der aus dem Westen gelieferten Waffen.

Zu diesen Waffen gehört auch die FFV „Carl Gustaf“. 5000 Exemplare der tragbaren Panzerabwehrwaffe soll Kanada laut „Focus“ an die Ukraine geliefert haben. Für sie ist die „Carl Gustaf“ von großem Wert. Schließlich ist sie eine vergleichsweise handliche Waffe – und dennoch effektiv im Einsatz gegen schwere russische Kriegsgeräte. Das Fachmagazin „Defence Procurement International“ bezeichnet sie gar als „Zerstörer russischer Panzer in der Ukraine“.

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„Carl Gustaf“ soll in der Ukraine russische Panzer zerstört haben

So gibt das ukrainische Verteidigungsministerium an, man habe mit der „Carl Gustaf“ zwei russische Kampfpanzer eliminiert. Von einem „taktischen Vorteil“, den die Waffe auf dem Schlachtfeld bietet, schreibt der schwedische Hersteller Saab auf seiner Webseite. An diesen scheinen auch viele Militärs zu glauben: Zahlreiche Armeen weltweit haben die „Gustaf Bazooka“, wie sie im englischen Sprachraum genannt wird, im Einsatz. Auch Deutschland gehört zu dieser Gruppe – wenngleich sie die Waffe nur noch für Übungszwecke einsetzt.

Und das mitunter nicht ohne Grund: Denn die „Carl Gustaf“ ist im Krieg nicht nur für den Gegner gefährlich – auch die Soldatinnen und Soldaten, die sie abfeuern, sind einem großen Risiko ausgesetzt. Das berichtet unter anderem die „New York Times“ (NYT). Das Problem ist demnach die enorme Wucht, mit der die Waffe Geschosse abfeuert.

Panzerabwehrhandwaffe „Carl Gustaf“ sendet Schockwelle durch das Gehirn

Diese werden bis zu 800 Kilometer pro Stunde schnell und können eine Distanz von bis zu einem Kilometer überwinden. Um diese Werte zu erreichen, muss beim Abfeuern der Munition eine enorme Energie aufgewendet werden. Dabei entsteht eine massive Schockwelle – und das, obwohl die Waffe auf der Schulter, nur wenige Zentimeter vom Kopf entfernt, abgefeuert wird. Bei jedem Schuss jagt der Druck durch das Gehirn des Schützen.

Das ist für die Soldaten nicht nur unangenehm, es kann nachweislich auch Hirnverletzungen auslösen. Laut „New York Times“ hätten Untersuchungen gezeigt, dass Kämpfer noch Tage nach dem Abfeuern der Waffe unter einem schlechteren Gedächtnis, einer verminderten Reaktionszeit sowie einer herabgesetzten Koordination leiden – Nachteile, die im Krieg den Tod bedeuten können.

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So schadet die „Carl Gustaf“ ukrainischen Soldaten

„Wenn man auf einer Mission ist und sich nicht an Dinge erinnern kann und das Gleichgewicht verliert, kann das ein echtes Problem sein“, sagte Michael Roy gegenüber der amerikanischen Zeitung. Er war an einer Studie beteiligt, die die Auswirkungen von Waffen wie der „Carl Gustaf“ auf die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit von Soldaten untersucht.

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die Truppen nach einigen Tagen oder Wochen erholen, so wie sich Menschen auch von Gehirnerschütterungen erholen. Doch wie bei Gehirnerschütterungen besteht die Gefahr, dass wiederholte Belastungen zu dauerhaften Hirnschäden und schwerwiegenden langfristigen Folgen für die psychische Gesundheit führen können.

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Druckwelle durch Waffe: USA führen Grenzwert ein

Die USA haben deshalb inzwischen Grenzwerte eingeführt, die beim Abfeuern von Waffen nicht überschritten werden dürfen. Ein erster Schritt, wenngleich „NYT“-Recherchen zeigen, dass die Grenzen oft missachtet werden. So ist die von der „Carl Gustaf“ ausgelöste Druckwelle zum Teil doppelt so stark wie erlaubt.

Über ähnliche oder gar effektivere Maßnahmen in der ukrainischen Armee ist bisher nichts bekannt. Und gänzlich auf die Waffe zu verzichten scheint ausgeschlossen. Zu wichtig ist sie bei der Verteidigung des Landes gegen Russland.

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