Berlin. „Stimmt so!“ – das ist beim Trinkgeld nicht immer die beste Idee. Wo der „Tip“ erwartet wird und wo er kein Muss ist. Eine Übersicht.

„Stimmt so“ – das Aufrunden auf einen glatten Betrag, das zaubert beim Begleichen der Rechnung im Restaurant nicht überall ein Lächeln aufs Gesicht der Servicekräfte. In den USA beispielsweise ist das Trinkgeld, der „Tip“, für Kellnerinnen und Kellner fester Bestandteil des Lohns. Bis zu 30 Prozent können dort fällig werden. So sieht es abseits der USA in anderen Ländern aus.

Frankreich: „Service compris“ – steht auf fast jeder Rechnung

Sein Steak war zwar etwas zu durchgebraten, aber Simon ist dennoch zufrieden, weil die Bedienung sehr nett war. Deswegen lässt er nach dem Bezahlen eine Zwei-Euro-Münze auf dem Bistrotisch liegen. Als die Kellnerin das Geldstück findet, lächelt sie. Simons kleine Geste der Anerkennung nämlich ist in Frankreich nicht die Norm. „Service compris“ (Service inbegriffen) steht auf beinahe jeder Rechnung. Es bedeutet, dass das Trinkgeld in den Preisen für Mahlzeit und Getränke enthalten ist. Gemeinhin läuft das auf einen zirka 15-prozentigen Aufschlag hinaus. Trotzdem geben manche Gäste Trinkgeld, wenn sie mit dem Service zufrieden waren.

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Bei dem „pourboire“ genannten Obulus handelt es sich in der Regel um kleine Beträge. Es sind Münzen und nicht Scheine, die auf den Tischen liegen bleiben. Oder der Gast rundet bei der Bezahlung die Summe etwas auf. Kellnerinnen und Kellner können deshalb nicht darauf zählen, dass Trinkgelder ihr Gehalt nachhaltig aufbessern. Dieses überstieg vor der Corona-Epidemie nur selten den gesetzlichen Mindestlohn von 1709,22 brutto. Doch das hat sich geändert. Viele Café- oder Restaurantbesitzer sind jetzt bereit, höhere Gehälter zu zahlen, um überhaupt noch Personal zu finden.

Großbritannien: Trinkgeld im Pub? Geht gar nicht

Für Nicht-Briten kann der erste Besuch in einem Pub verwirrend sein, zumindest wenn es ans Bezahlen geht. Wer zum Beispiel 2,82 Pfund für ein kleines Bier auf 3 Pfund aufrunden will, erntet in der Regel einen verständnislosen Blick – und bekommt 18 Pence an Wechselgeld. In Pubs ist „tipping“ schlichtweg unbekannt. In Restaurants in Großbritannien hingegen ist es üblicher, Trinkgeld dazulassen. Meist sind es etwa 10 bis 15 Prozent. Aber auch hier werden die Regeln eher locker genommen – wer kein Trinkgeld gibt, muss keinen Wutausbruch der Angestellten befürchten.

Mancherorts ist eine Bedienungsabgabe (Service charge) von 12,5 Prozent in der Rechnung mitinbegriffen, dann wird kein Trinkgeld erwartet. Wenn die Kunden mit dem Service nicht zufrieden waren, kann man das Personal bitten, diesen Aufschlag wieder abzuziehen. Es ist weit verbreitet, mit Kreditkarte zu zahlen. Es gibt viele Pubs und Cafés, die Bargeld überhaupt nicht mehr annehmen. Auf das Trinkgeld hat das jedoch keinen Einfluss – die Zahlgeräte haben jeweils eine integrierte Trinkgeld-Funktion. Die aktiviert der Kellner, wenn man Trinkgeld geben möchte.

Italien: „Coperto“ schließt den Service ein

In Italien heißt das Trinkgeld „Mancia“. Die Tradition, einige Münzen als Dank für einen guten Dienst zu hinterlassen, reicht sogar auf die alten Römer zurück. In Restaurants ist das Trinkgeld willkommen, aber keine Pflicht. Auf der Rechnung steht in der Regel eine Position namens „Coperto“, was übersetzt „Gedeck“ bedeutet. Diese Pauschale beinhaltet bereits das Eindecken des Tisches und das gereichte Brot. Wenn man dennoch im Restaurant dem Servicepersonal etwas Trinkgeld hinterlassen möchte, wartet man, bis man das Rückgeld nach der Zahlung ausgehändigt bekommt. Dann legt der zufriedene Gast ein paar Euro entweder einfach auf den Tisch oder auf den kleinen Teller, auf dem der Kellner das Rückgeld gebracht hat.

Über ein Trinkgeld freut sich fast jede Servicekraft – aber wie viel ist angemessen?l
Über ein Trinkgeld freut sich fast jede Servicekraft – aber wie viel ist angemessen?l © Shutterstock / Ground Picture | Ground Picture

Generell gilt: Wenn man mit Karte bezahlt, sollte das Trinkgeld im Nachhinein bar gegeben werden. Trinkgeld ist in Italien kein fester Bestandteil des Lohns und auch muss nicht versteuert werden. In Espressobars und Cafés gibt es für Trinkgeld oftmals eine Dose, in die man Wechselgeld stecken kann. Im Taxi ist es üblich, nach der Fahrt den regulären Fahrpreis aufzurunden. Erwartet wird es aber nicht unbedingt.

Österreich: Trinkgeld nur in bar

„Stimmt schon“ ist die Zauberformel, um auch dem grantigsten Wiener Kellner ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Zehn Prozent sind der Standard, was Trinkgeld angeht. Aber: „Es darf ein bisserl mehr sein.“ Allerdings: Wenn es um kleine Summen geht – also einen Kaffee oder ein kleines Getränk -, dann tut es auch etwas weniger, einfach aufrunden auf den einen glatten Eurobetrag. Österreich ist eine Bargeldnation. Viele Lokale wollen bei Beträgen unter 20 Euro keine Karten- oder Handyzahlung akzeptieren.

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Es ist besser, ein paar Scheine in der Tasche zu haben, um dann eben 10 Prozent draufzuschlagen und bestenfalls auch noch aufzurunden. Den Kellner und die Kellnerin wird es freuen. Denn Trinkgeld ist ein essenzieller Bestandteil des Lohns in der Branche. Laut Kollektivvertrag verdient ein ungelernter Angestellter in der Gastronomie in der Vollzeit mindestens 1800 Euro. Zwar gibt es noch Nachtzuschläge und Gelernte beziehungsweise langjährige Angestellte verdienen etwas mehr. Aber die paar Cent bei einem auf einen runden Eurobetrag aufgerundeten Bier oder eben die zehn Prozent sind sehr willkommen. Vor allem auch, weil sie nicht versteuert werden müssen.

Kroatien: Nur in den Touristenmetropolen wird es erwartet

Wer einen guten Service genießt, der sollte auch in Kroatien ein Trinkgeld geben. Außerhalb der Touristenmetropolen wird es nicht erwartet, ist aber üblich. Die Höhe misst sich am Grad der Zufriedenheit – etwa 5 bis 10 Prozent in einer Bar oder einem Café, 10 bis 15 Prozent in einem Restaurant. Es kann einfach auf dem Tisch liegengelassen oder der Bedienung in die Hand gedrückt werden.

Unüblich ist es, das Trinkgeld bei Kartenzahlung gleich auf die Rechnung aufzuschlagen. Da, wo es möglich ist, ist nicht garantiert, dass es auch bei der Servicekraft ankommt. Deshalb empfiehlt es sich immer, Bargeld in der Tasche zu haben. In Touristenhochburgen ist das Trinkgeld manchmal schon aufgeschlagen worden. Es muss auf der Rechnung erkennbar sein. „Napojnica uračunata u cijenu“ bedeutet: Trinkgeld bereits im Preis enthalten.

Türkei: Trinkgeld von weniger als 20 Lira gilt als Beleidigung

Überall wird in der Türkei gefeilscht – ein Art Nationalsport. Aber bitte nicht beim Trinkgeld. Ob im Hotel, im Café, im Taxi, bei der Stadtführung oder beim Kuaför, dem Friseur: Man erwartet von ausländischen Touristen ein Trinkgeld. Es gilt als äußerst unhöflich, keins zu geben. Gerade in der Gastronomie verdienen viele Beschäftigte umgerechnet weniger als 400 Euro im Monat und sind deshalb auf Trinkgelder angewiesen. In Restaurants und Cafés sollte man zwischen 10 und 15 Prozent des Rechnungsbetrages auf dem Tisch zurücklassen.

In Fast-Food-Lokalen und bei Selbstbedienung ist allerdings kein Trinkgeld üblich. In den meisten Hotels gibt es Tip-Boxen an der Bar und an der Rezeption. Das Geld soll unter allen Hotelmitarbeitern verteilt werden, damit auch jene etwas bekommen, die keinen direkten Gästekontakt haben. Ob das in der Praxis so ist, darauf hat der Urlauber keinen Einfluss. Wer etwa dem Zimmerpersonal gezielt etwas zukommen lassen will, kann bei der Abreise ein paar Lira-Scheine im Zimmer zurücklassen. Hier sollte man aber im Hinterkopf haben, dass die Inflation sehr hoch ist. Aktuell liegt sie bei rund 60 Prozent. Die Ein-Lira-Münze hat nur noch einen Gegenwert von dreieinhalb Cent. Trinkgelder von weniger als 20 Lira, umgerechnet rund 70 Cent, werden deshalb oft als beleidigend empfunden.

Griechenland: 10 bis 15 Prozent sind die Faustregel

Die Trinkgeldkultur ist in Griechenland ganz ähnlich wie in Deutschland. 10 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrages, das ist die Faustregel fürs Trinkgeld in griechischen Restaurants und Tavernen. Die Beschäftigten in der Gastronomie verdienen meist nur den staatlich festgelegten Mindestlohn von 780 Euro brutto im Monat. Viele junge Leute verdienen sich mit Teilzeitjobs in Cafés und Bars das Geld fürs Studium oder bessern das Familieneinkommen auf. Sie freuen sich deshalb besonders über ein Trinkgeld. Man rundet den Rechnungsbetrag im Restaurant aber nicht gleich auf, sondern lässt sich erst das Wechselgeld bringen. Dann kann man ein paar Münzen oder Scheine zurücklassen. In All-Inclusive-Hotels gibt es häufig Trinkgeld-Boxen.

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Bei Kartenzahlung im Restaurant kann man das Trinkgeld dem Kellner oder der Kellnerin angeben, es wird dann automatisch belastet. Wer aber den guten Service im Restaurant besonders honorieren will, sollte dem Personal den Tip direkt geben. In den Hotels ist es üblich, bei der Abreise ein Trinkgeld von ein bis zwei Euro pro Nacht für das Reinigungspersonal zurückzulassen. Gepäckträger erwarten einen Euro pro Koffer. Im Taxi rundet man den Fahrpreis um 5 bis 15 Prozent auf. Bei Busreisen erwarten auch die Reiseleiter ein Trinkgeld. Üblich sind fünf bis zehn Euro pro Tag.

Schweden und Dänemark: Kein Trinkgeld? Kein Problem

Schweden und Dänen gehen eher sparsam mit dem Trinkgeld (auf Dänisch: „drikkepenge”) um. In den stark ausgeprägten Sozialstaaten Skandinaviens gehen Gäste grundsätzlich davon aus, dass Kellner und Co. genug verdienen, weil der Service schon im Preis mit inbegriffen ist. Grundsätzlich macht es nichts, wenn man kein Trinkgeld gibt.

Dennoch ist es inzwischen Mode geworden, zumindest ein bisschen Trinkgeld zu geben. Das haben sich die Skandinavier von Urlauben im Süden angewöhnt. Da sind die Skandinavier aber sparsam. Fünf Prozent ist ungefähr der Richtwert. Da in Schweden und Dänemark kaum noch mit Bargeld bezahlt wird, ist es üblich, das Trinkgeld per Kreditkarte zu zahlen. Dafür gibt es auf den Kartenlesegeräten eine extra Spalte, die sich Trinkgeld nennt und in die man einen Betrag eintippen kann. Oft wird da nur aufgerundet.

Australien/Neuseeland: „Tip“ erwartet niemand

Trinkgeld (auf Englisch: tip) wird weder in Australien noch in Neuseeland erwartet, aber man freut sich darüber trotzdem. Es gibt aber keine Zehn-Prozent-Regel wie in anderen Ländern und niemand wird schief angeschaut, wenn er kein Trinkgeld gibt. In beiden Ländern ist es eher ein Ausdruck der Wertschätzung, wenn man mit einem Service ausgesprochen zufrieden war.

Da Australien wie auch Neuseeland einen recht hohen Mindestlohn haben, ist das Trinkgeld anders als in den USA eine „freiwillige Spende“. Man rundet die Rechnung auf, lässt Bargeld auf dem Tisch liegen oder steckt etwas in das Trinkgeldglas am Tresen. Ein Trinkgeld kann auch zu jeder bargeldlosen Transaktion hinzugefügt werden, die über eine derartige Trinkgeldfunktion verfügt. Die Standardsumme für einen guten Service ist zehn Prozent, aber dies ist – wie gesagt – kein Muss.

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