Berlin. Die Außenministerin muss wegen einer Flugzeug-Panne eine wichtige Reise abbrechen. Warum die Regierungsflieger so oft Probleme machen.

  • Außenministerin Baerbock ist in Abi Dhabi gestrandet – wegen massiver Probleme ihres Regierungsfliegers
  • Am Dienstagmorgen stellt sich nun heraus: Die wichtige Reise nach Australien muss abgebrochen werden
  • Seit Jahren häufen sich die Meldungen von Pannen bei der Flugbereitschaft der Bundesregierung

Abu Dhabi statt Australien: Eigentlich wollte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine Woche lang das andere Ende der Welt bereisen. Es soll um Sicherheit im Indopazifik gehen, um den Klimawandel und um Migration. Neben der Visite in Australien sind auch Besuche in Neuseeland und auf den Fidschi-Inseln geplant.

Doch nun sind Baerbocks Pläne gehörig durcheinandergeraten – und Schuld daran ist wieder einmal die Flugbereitschaft der Bundeswehr. Seit Jahren häufen sich Meldungen von Pannen bei den Regierungsfliegern.

Annalena Baerbock: Delegation sitzt in Abu Dhabi fest

Ministerin Baerbock und ihre Delegation sitzen derzeit in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten fest. Dort legte der Airbus vom Typ A340-300 in der Nacht zu Montag wie geplant einen Tankstopp ein und hob dann wieder ab.

Wenige Minuten später stellte der Flugkapitän jedoch fest, dass sich die Startklappen nicht mehr vollständig einfahren ließen. Das bedeutete, dass die Maschine nicht die notwendige Flughöhe und Geschwindigkeit erreichen konnte. Der Pilot entschied sich, nach Abu Dhabi zurückzukehren. Für eine umgehende Landung war das vollgetankte Flugzeug aber zu schwer. Es kreiste deshalb zwei Stunden lang über Land und Meer, während rund 80 Tonnen Kerosin abgelassen wurden.

Für die grüne Außenministerin, die als Vielfliegerin ohnehin unter Rechtfertigungsdruck steht, ist es äußerst unangenehm, dass etliche Tonnen giftiges Kerosin ungenutzt in die Natur geblasen werden mussten. In der Luftfahrt ist dies allerdings ein übliches Verfahren.

Die Luftwaffe schrieb am Montag auf der Plattform X (früher Twitter): "Sicherheit geht vor!" Nach der Rückkehr nach Abu Dhabi werde mit Hochdruck daran gearbeitet, den Gästen die Weiterreise zu ermöglichen. Das Ablassen des Treibstoffs sei in einem Gebiet geschehen, "das uns durch die örtliche Flugverkehrskontrolle zugewiesen wurde".

Auch zweiter Versuch scheitere: Baerbock bricht Reise ab

Am Montagnachmittag hieß es dann, man werde die Reise voraussichtlich am Abend fortsetzen können. Doch auch ein zweiter Versuch mit derselben Maschine scheiterte. Erneut traten am Abend laut dem Flugkapitän die Probleme an den Startklappen auf – der Airbus kehrte wieder zurück nach Abu Dhabi.

Das Team der Außenministerin wollte es schließlich nicht auf einen neuerlichen Reparaturversuch ankommen lassen. Man werde deshalb per Linienflug nach Australien reisen, hieß es am Dienstagmorgen zunächst. Dann jedoch teilte das Auswärtige Amt mit, dass die Reise abgebrochen werde. "Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen", sagte ein Sprecher.

Die Piloten lassen kontrolliert Kerosin aus der Regierungsmaschine von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ab. Die Grünen-Politikerin sitzt derzeit in Abu Dhabi fest.
Die Piloten lassen kontrolliert Kerosin aus der Regierungsmaschine von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ab. Die Grünen-Politikerin sitzt derzeit in Abu Dhabi fest. © dpa | Sina Schuldt

Im Mai war Baerbock schon einmal gestrandet

Im Mai erst war Baerbock wegen eines Reifenschadens im Wüsten-Emirat Katar gestrandet, ihr Aufenthalt in der Golfregion musste um einen Tag verlängert werden. Auch etliche andere Politiker haben längst einschlägige Erfahrungen mit den Maschinen der Bundeswehr-Flugbereitschaft gemacht. Im Juli etwa verzögerte sich die Rückreise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von einem Besuch in Luxemburg wegen eines Triebwerksschadens.

Im Jahr 2018 musste der Regierungs-Airbus "Konrad Adenauer" mit der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem damaligen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) an Bord auf dem Weg zum G20-Gipfel nach Argentinien umkehren und in Köln/Bonn notlanden, weil das Funksystem komplett ausgefallen war. Ebenfalls 2018 konnte Scholz mit demselben Flugzeug nicht von einem Treffen des Internationalen Währungsfonds in Indonesien nach Deutschland zurückreisen, weil Nagetiere wichtige Kabel angeknabbert hatten. Auch der ehemalige Außenminister Heiko Maas (SPD) wurde während seiner Amtszeit mehrfach wegen defekter Flugzeuge ausgebremst. Bei allen Vorfällen hagelte es regelmäßig Spott und böse Kommentare.

Die Regierungsmaschine, ein Airbus A340-300, steht auf einer Parkposition aus dem Flughafen von Abu Dhabi.
Die Regierungsmaschine, ein Airbus A340-300, steht auf einer Parkposition aus dem Flughafen von Abu Dhabi. © dpa | Sina Schuldt

Flugbereitschaft betreibt 16 Flugzeuge

Die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums betreibt 16 Flugzeuge verschiedener Größen sowie drei Hubschrauber für die "Beförderung von Personen des politischen und parlamentarischen Bereichs", wie es offiziell heißt. Wichtigste Nutzer sind neben dem Bundespräsidenten der Kanzler sowie die anderen Mitglieder der Bundesregierung.

Sitz der Flugbereitschaft ist immer noch der Flughafen Köln/Bonn. Die Bundesregierung betonte am Montag, die Maschinen würden "hervorragend gewartet". Bei den Airbus-Flugzeugen ist dafür Lufthansa Technik zuständig, das Unternehmen genießt in der Branche einen erstklassigen Ruf. Der Umstand, dass Pannen stets so viel Aufmerksamkeit erregen, dürfte auch mit der Prominenz der Fluggäste zusammenhängen – sowie dem Umstand, dass bei den Flügen häufig auch Journalisten an Bord sind und die Vorfälle dadurch überhaupt erst bekannt werden.

Der Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt sagte am Montag dieser Redaktion mit Blick auf die Maschinen: "Pannenanfälliger sind die nicht mehr. Die alten waren es, aber da ist kräftig erneuert worden." Die Flugbereitschaft versuche auch noch viel stärker als kommerzielle Fluggesellschaften, unvorhergesehene Ausweichlandungen zu vermeiden – etwa in Staaten mit labilen politischen Systemen. Es gehe um die Sicherheit der deutschen Staatsvertreter und darum, mögliche diplomatische Verwicklungen auszuschließen. Im Zweifel würden die Bundeswehr-Maschinen bei kleineren technischen Problemen erst gar nicht losfliegen, sagte Großbongardt.

Regierungsflieger ist bereits seit 23 Jahren im Einsatz

Die Maschine, mit der Außenministerin Baerbock nun in Abu Dhabi gestrandet ist, hat bereits 23 Jahre auf dem Buckel. Sie trug bis 2022 den Namen "Konrad Adenauer" – und ist genau das Flugzeug, das 2018 mit Merkel und Scholz an Bord notlanden musste. Ursprünglich sollte die Außenministerin jetzt mit einer anderen, baugleichen Maschine von Berlin Richtung Australien aufbrechen. Die war jedoch auch kaputt.

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) steigt in Abu Dhabi aus der Regierungsmaschine.
Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) steigt in Abu Dhabi aus der Regierungsmaschine. © dpa | Sina Schuldt

Wegen der häufigen Pannen beim Fluggerät beschloss der Bundestag 2019, der Flugbereitschaft für 1,2 Milliarden Euro drei neue Airbus A350-900 zu spendieren. Zwei dieser Maschinen sind bereits ausgeliefert und in Betrieb. Eine davon trägt seit dem vergangenen November den Namen den Namen des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer – anstelle des Flugzeugs, mit dem Baerbock jetzt unterwegs ist. Sobald die neuen A350 einsatzbereit und voll ausgestattet sind, sollen die alten Regierungsflieger vom Typ A340 ausgemustert werden. Geplant ist, die nun betroffene Maschine Ende September aus dem Verkehr zu ziehen.