Der CSU-Chef hat große Pläne für die Kernenergie in Bayern. Den Atomausstieg hält er für einen Fehler – nun macht er andere Vorschläge.

2011 trieb Markus Söder (CSU) den Ausstieg aus der Kernenergie selbst voran. Jetzt, kurz vor der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland, fordert Bayerns Ministerpräsident, noch viele Jahre auf Atomkraft zu setzen. „Mein Vorschlag ist, die Anlagen, die bis jetzt am Netz waren, weiterzufahren und die kurz zuvor stillgelegten Kraftwerke als Reserve zu behalten“, sagte Söder am Donnerstag dem gegenüber „Focus Online“.

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Dies sei bis zur Überwindung der Energiekrise nötig – nach Söders Einschätzung bis spätestens Ende des Jahrzehnts. Für den Weiterbetrieb seien neue Brennstäbe und ein technisches Update notwendig. „Das ist machbar“, sagte Söder. Der TÜV als maßgebliche Prüfinstanz habe dies betätigt.

Markus Söder: CSU-Chef kritisiert die Ampel-Koalition

Damit nicht genug: Der Ministerpräsident kündigte an, Bayern werde in die Erforschung der „neuen Kernfusion“ einsteigen und erwäge den Bau eines Kernfusionsreaktors zu Forschungszwecken. Die Chance, die sich nach einem Durchbruch von US-Forschern ergebe, dürfe nicht verspielt werden. „Daher wird Bayern in die Forschung zur neuen Kernfusion einsteigen“, sagte Söder.

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Scharf kritisierte der CSU-Chef die Energiepolitik der Ampel-Koalition. Die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke am Samstag ergebe „aus pragmatischen Gründen zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn“, sagte Söder. „Für mich ist klar: Wenn die Union die nächste Bundestagswahl gewinnt, sollte es eine Verlängerung der Kernenergie geben“, wird er im „Focus“ zitiert.

Die Union war es, die 2011 den Atomausstieg in Deutschland beschlossen hatte. Söder war damals eine der treibenden Kräfte. Die Zeit sei „jetzt eine andere“, sagte Söder in dem Interview zu seinem Sinneswandel. (lro/dpa/AFP)

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