London. König Charles kommt am Mittwoch nach Deutschland. Sein erstes halbes Jahr im Amt verlief unfallfrei. Doch dann kam Besuch aus Brüssel.

Seit Mittwochabend ist King Charles in Berlin

Seine erste Auslandsreise als König findet somit noch vor seiner Krönung statt

Eine Zwischenbilanz

Die erste Auslandsreise des neuen britischen Monarchen ging nicht nach Plan. Am Sonntag hätte Charles III. nach Frankreich fliegen sollen, er wollte Paris und Bordeaux besuchen und zusammen mit Präsident Emmanuel Macron ein gediegenes Abendessen einnehmen. Aber am Freitag wurde die Staatsvisite kurzfristig abgeblasen. Angesichts der zunehmend heftigen Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich wäre der Zeitpunkt ungünstig gewesen, hieß es. Ein ehemaliger britischer Botschafter in Paris sagte, ein opulentes Staatsbankett in Versailles, während draußen die Leute auf die Barrikaden gehen, würde unweigerlich an die Französische Revolution erinnern – keine gute Optik.

König Charles III. von Großbritannien kommt am Mittwoch nach Deutschland.
König Charles III. von Großbritannien kommt am Mittwoch nach Deutschland. © dpa | Chris Jackson

So wird Charles erste Reise ins Ausland stattdessen direkt nach Deutschland führen, er wird am Mittwoch in Berlin erwartet. Die Staatsvisite erfolgt rund sechs Monate nachdem Charles Anfang September 2022 die Nachfolge seiner Mutter antrat.

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König Charles: Royal überrascht mit Spontanität

Insgesamt kann der König mit seinem ersten halben Jahr auf dem britischen Thron zufrieden sein. Anfangs fragten sich manche, ob es Charles schaffen würde, sich zurückzunehmen. Er war schließlich bekannt dafür, gern mal seine Meinung zu sagen, über Themen wie moderne Architektur oder Klimaschutz. Als Thronfolger konnte er sich das gerade noch leisten – für einen Monarchen hingegen wäre dies ungebührlich, da gilt strikte Neutralität bei jedem Thema. Aber bislang sind größere Kontroversen rund um das neue Staatsoberhaupt ausgeblieben.

Charles absolvierte eine Reihe von königlichen Routine-Events, etwa ein Staatsbankett für den südafrikanischen Präsidenten oder Ordensverleihungen an verschiedene Würdenträger. Zudem sorgte er für einige heitere Momente: Zur Feier des Chanukka-Fests in einem jüdischen Gemeindezentrum schwang er spontan das Tanzbein - zumindest bewegte er es ein bisschen.

Royals: Familienstreit um Meghan und Harry kratzt am Image des Königs

Dennoch war seine bisherige Amtszeit nicht ohne Reibungen. Der familieninterne Knatsch um Prinz Harry und seine Frau Meghan machte wieder Schlagzeilen, als Netflix im Dezember eine Doku-Serie über das Paar zeigte; einige Wochen später folgte dann die Publikation von Harrys Memoiren, deutscher Titel: „Reserve“. Das Buch enthielt einige explosive Enthüllungen, etwa über eine Prügelei zwischen Harry und seinem Bruder William. Auch schrieb Harry, dass sein Vater ihm nach dem Tod von Elizabeth II. gesagt habe, er solle Meghan nicht aufs königliche Schloss Balmoral mitbringen, wo die Königin gestorben war.

Der Zoff blieb nicht folgenlos. Die Beliebtheitswerte der meisten Royals sanken, auch jene des Königs. Am meisten allerdings schienen Meghan und Harry darunter zu leiden: Sie zählen weiterhin zu den unbeliebtesten Royals in Großbritannien. Insgesamt aber haben Harrys Memoiren die Meinung der Briten zu ihrer Monarchie nur wenig beeinflusst, eine satte Mehrheit will an ihr festhalten.

König Charles III: Seine erste Kontroverse

Am Ende jedoch wurde Charles III. dann doch noch in eine Kontroverse verwickelt. Auslöser war weder Umweltschutz noch moderne Architektur, sondern ein Besuch von Ursula von der Leyen. Ende Februar standen die Gespräche zwischen der EU und Großbritannien ums Nordirlandprotokoll kurz vor dem Durchbruch. Die EU-Kommissionspräsidentin reiste nach London, um den Deal zu finalisieren – und stattete dabei auch dem König einen Besuch ab.

Das stieß manchen sauer auf, denn die Visite ließ den Eindruck entstehen, der Deal habe den Segen des Staatsoberhaupts. Es sei „unerhört“, dass Premierminister Rishi Sunak den Monarchen so in die politische Arena zerre, sagte die ehemalige Vorsitzende der nordirischen Partei DUP; das würde in Nordirland „ganz schlecht ankommen“. Der Palast ließ verlauten, dass Charles auf Wunsch der Regierung gehandelt habe – aber die Ausrede überzeugte royale Experten kaum. Der König hätte die Finger davon lassen sollen, schrieb Peter Hunt, ehemaliger Monarchie-Kommentator für die BBC. „Mit einem Handschlag und dem Klicken einer Kamera hat er den politischen Kampfplatz betreten, auf dem sich der Brexit-Staub erst noch legen muss.“

VornameCharles Philip Arthur George
NachnameMountbatten-Windsor
TitelKing Charles III., König von Großbritannien, Nordirland und 14 weiteren souveränen Staaten
Geburtstag14. November 1948
GeburtsortLondon
SternzeichenSkorpion
Familienstandverheiratet
PartnerinCamilla, Herzogin von Cornwall
KinderPrinz William, Prinz Harry
KinderPrinz William, Prinz Harry