Berlin. Für den einzelnen Sportler mag ein Ausschluss Russlands von Olympia hart sein. Darum muss aber auch diese Sanktion verhängt werden.

Die Olympischen Spiele gelten als Fest der Völkerverständigung. Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt kommen zusammen, um sich im Wettkampf zu messen. Friedlich und fair – das ist zumindest das Ideal. Politisch sollen Konflikte rund um das Sportereignis ruhen: Die Staaten der Welt sind dazu aufgerufen, den Olympischen Frieden zu respektieren. Die nächsten Olympischen Sommerspiele finden zwar erst im nächsten Jahr in Paris statt, es ist jedoch nicht zu früh, über die Teilnahme russischer Athleten zu diskutieren. Denn der Krieg in der Ukraine tobt jetzt.

Russische Soldaten töten und vergewaltigen in der Ukraine. Sie plündern und zerstören. Putins Krieg ist völkerrechtswidrig, er richtet sich gegen die Zivilbevölkerung. Krankenhäuser, das Stromnetz und die Wasserversorgung hat der russische Machthaber zum Ziel erklärt. Die anhaltende Mobilisierung in Russland lässt erahnen, dass die bereits massiven Verluste auf beiden Seiten Putin nicht davon abhalten, diesen wahnsinnigen Krieg fortzusetzen. In dieser Situation darf die Weltgemeinschaft den Sport nicht als neutrales Gebiet betrachten, auf dem das Leben weitergehen kann wie bisher.

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Fußball-WM: Auch von dem Turnier in Katar war Russland ausgeschlossen

Jan Dörner, Politikredakteur Funke Zentralredaktion
Jan Dörner, Politikredakteur Funke Zentralredaktion © Privat | Privat

Es war daher richtig, Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar auszuschließen. Auch an anderen internationalen sportlichen Wettbewerben dürfen russische Sportler nicht mehr teilnehmen. Die Olympischen Spiele dürfen da keine Ausnahme bilden. Nicht obwohl, sondern genau weil der Olympische Gedanke einer von Frieden und Völkerverständigung ist. Solange Russland diese Werte auf furchtbarste Weise missachtet, müssen das Land und seine Herrscher von der Weltgemeinschaft isoliert werden.

Zumal Putin in der Vergangenheit der Welt mehrfach demonstriert hat, dass er sich nicht im Geringsten um internationale Werte, Regeln und Ideale wie den Olympischen Frieden schert: Die Ukraine griff der Kreml-Chef nur vier Tage nach Ende der Winterspiele in China an. Während der Wettkämpfe ließ er die letzten Soldaten an der Grenze einmarschieren. 2014 war Putin selbst Gastgeber der Winterspiele in Sotschi. Wiederum vier Tage nach deren Ende begann mit der Landung russischer Soldaten die Annexion der ukrainischen Krim. Während der Sommerspiele 2008 griff Russland Georgien an.

Olympia in Paris: Sanktionen müssen auch den Sport betreffen

Sicherlich treffen Sanktionen wie ein Ausschluss von internationalen Wettbewerben auch Unschuldige. Sportlerkarrieren können kurz sein, viele Athleten haben nur wenige Chancen auf die Teilnahme an einem internationalen Großereignis. Sie trainieren Jahre für solche Höhepunkte. Ein Ausschluss aus politischen Gründen ist hart, wenn ein Sportler sich auf dem Gipfel seiner Leistungsfähigkeit mit den Besten der Welt messen könnte. Auch mögen einige unter den russischen Sportlerinnen und Sportlern Putin und seinen verbrecherischen Krieg ablehnen – was sie in der Diktatur des russischen Staatschefs allerdings nicht ohne Gefahr äußern können.

Es kann dennoch keine Option sein, ihnen eine Teilnahme an den Spielen etwa unter neutraler Flagge zu erlauben, wie es aufgrund von einer Doping-Strafe gegen Russland zuletzt ohnehin der Fall war. Denn der Druck auf Putin muss so massiv und allumfassend sein, dass er den Krieg in der Ukraine stoppt und seine imperialistischen Gelüste aufgibt. Neben militärischer Hilfe für die Ukraine und den Wirtschaftssanktionen gegen Russland gehören dazu auch Strafmaßnahmen auf anderen Bereichen des internationalen Zusammenlebens. Und dazu zählt auch der Sport.

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