Berlin. Der Wohnungsmarkt schlittert in die Krise. Es fehlen so viele Wohnungen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Schnelle Lösungen sind gefragt.

Es sind alarmierende Zahlen, die Wohnungsmarktforscher zum Jahresauftakt präsentieren: 700.000 Wohnungen fehlen hierzulande, es ist der größte Wohnraummangel seit 1993. Die Verbändevertreter treffen einen wunden Punkt in der Regierungspolitik, wenn sie angesichts dieser Erkenntnis die Frage stellen, wie es eigentlich um den Arbeitsmarkt künftig bestellt sein wird, wenn es keine bezahlbaren Wohnungen für Fachkräfte gibt, die nach Deutschland kommen sollen.

Das vergangene Jahr hat die Parameter beim Wohnungsbau grundlegend geändert. Jahrelang schob der Bau lokomotivenartig die Konjunktur an. Zumindest für den Wohnungsbau gilt das nicht mehr. Da nützt es auch nichts, dass Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) deutlich mehr finanzielle Mittel als die Vorgängerregierung für den Wohnungsbau heraushandeln konnte. Das Investitionsvolumen liegt unter dem, was nötig wäre.

Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent.
Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Der Kanzler sollte den Wohnungsbau zur Chefsache machen

Das Verbändebündnis präsentiert als Lösung eine aktuelle Mode: Ein Sondervermögen analog zur Bundeswehr brauche es auch für den Wohnungsbau. Sicher, hohe Subventionen lösen in der Theorie Investitionen aus. Das nützt in der Praxis aber wenig, wenn diese Investitionen nicht umgesetzt werden. Der Fachkräftemangel im Handwerk ist jetzt schon eklatant. Umso wichtiger wäre es, die vorhandenen Fachkräfte mit maximaler Effizienz einzusetzen und etwa den Umbau leerstehender Gebäude stärker als bisher in den Blick zu nehmen.

Damit das gelingt, braucht es ein koordinatives Vorgehen. Ein erstes Verbändebündnis war zu breit angelegt, um wirklich schlagkräftige Ergebnisse zu arbeiten. Was es braucht, wäre eine kleine und effiziente Task-Force. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sollte sich an die Spitze setzen, um schnellstmöglich praktikable Lösungen zu präsentieren. Denn eine Krise beim Wohnungsbau kann sich derzeit niemand leisten.