Berlin. Der Ukraine-Besuch von CDU-Chef Friedrich Merz wirkt wie ein Wettlauf gegen Kanzler Olaf Scholz. Das ist in Kriegszeiten unangebracht.
Es ist ein völlig nachvollziehbares Anliegen von Friedrich Merz, sich ein Bild von der Kriegszerstörung in der Ukraine zu machen. Politikerinnen und Politiker aus vielen Ländern waren in denn vergangenen Wochen bei der Regierung in Kiew zu Besuch, um ihre Solidarität mit dem überfallenen Land zum Ausdruck zu bringen. Dies hat nun auch der Anführer der größten Oppositionsfraktion im Bundestag getan.
Es ist legitim, wenn sich der CDU-Chef aus nächster Nähe einen Eindruck von den Verheerungen dieses Krieges verschafft. Merz und die Union haben immerhin auch den Beschluss zur Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland in des osteuropäische Land mitgetragen.
Und doch hat der Besuch einen schalen Beigeschmack. Denn Merz gibt mit einer gewissen Genugtuung zu verstehen, dass er mit seiner Stippvisite Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuvorgekommen ist. Der hatte sich bekanntlich nach der Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch die Ukraine gegen einen Besuch ausgesprochen.
CDU-Chef Merz bewegt sich in der Ukraine auf politisch dünnem Eis
Merz tut nun so, als fülle er die Leerstelle des Kanzlers. Die Botschaft: Ich fahre nach Kiew, während Scholz zaudert. Damit wirkt die Reise auch wie ein kleinlicher innerdeutscher Wettlauf ins Kriegsgebiet. Das wird dem furchtbaren Ernst der Lage, in der sich die Ukraine befindet, nicht gerecht und erscheint wie ein Schaulauf vor Kriegskulisse.
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Zudem bewegt sich Merz in der Ukraine politisch auf dünnem Eis. Er mag bei seinem Besuch wie der offizielle Vertreter der Bundesrepublik wahrgenommen werden, nach dem der Kanzler nicht kommen will und der Bundespräsident nicht kommen soll. Doch Merz kann der Ukraine keinerlei verbindliche Hilfsversprechen machen.
Der Ukraine zuzusagen, Deutschland werde sich am Wiederaufbau beteiligen, überschreitet die Rolle eines Oppositionsführers. Damit weckt Merz Hoffnungen, die er selbst nicht aus eigener Kraft erfüllen kann. Denn Merz spricht eben nicht für die Bundesregierung und hat nicht die Macht, über finanzielle Nothilfen zu entscheiden - selbst wenn er diese Macht in Wirklichkeit sicher gerne hätte.
Land | Ukraine |
Kontinent | Europa |
Hauptstadt | Kiew |
Fläche | 603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim) |
Einwohner | ca. 41 Millionen |
Staatsoberhaupt | Präsident Wolodymyr Selenskyj |
Regierungschef | Ministerpräsident Denys Schmyhal |
Unabhängigkeit | 24. August 1991 (von der Sowjetunion) |
Sprache | Ukrainisch |
Währung | Hrywnja |
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