Berlin. Die Bundesregierung ruft zum Energiesparen auf. Dafür muss sie passende Angebote schaffen. Gerade beim Fahrrad gibt es viel zu tun.

Angesichts eines drohenden Energieembargos im Zuge des Ukraine-Krieges ruft die Bundesregierung zum Energiesparen auf – viele machen das schon längst. Wenn der Sprit an der Tankstelle mehr als zwei Euro für den Liter kostet, überlegt man sich zweimal, für kurze Strecken das Auto zu nehmen. Größter Profiteur ist laut einer aktuellen ADAC-Umfrage das Fahrrad.

Doch wer sich auf den Drahtesel schwingt, stellt schnell fest, wie wenig sich in den vergangenen Jahren getan hat. Manche Radwege sind so löchrig, dass sie Buckelpisten gleichen. Andere sind noch immer grobkörnig geschottert, sodass sie etwa mit dem Rennrad kaum zu benutzen sind. Auf der Straße gibt es dann Wortscharmützel mit Autofahren: Kamikazefahrer lautet der beidseitig vorgetragene Vorwurf.

Fahrrad: Der Ausbau der Radwege ist immer noch zu schleppend

Seit Jahren geht der Blick der Fahrradfahrer hierzulande neidisch in die Nachbarländer, wo Radschnellwege ganze Städte verbinden und Konflikten zwischen Auto- und Radfahrern vorbeugen, ja, das Auto oftmals sogar überflüssig machen, weil es mit dem Rad schlicht schneller geht.

In Deutschland hingegen dauern allein die Planungs- und Genehmigungsverfahren Jahre. Dabei hätte das Rad gerade eine echte Chance. Die Corona-Pandemie hat für einen Boom gesorgt, E-Bikes ermöglichen die zweirädrige Mobilität allen Alters- und Fitnessklassen. Bund, Länder und Kommunen sollten die neue Euphorie nicht mit schlechter Infrastruktur ausbremsen.

9-Euro-Ticket zeigt die Potenziale beim ÖPNV auf

Selbiges gilt im Übrigen für den öffentlichen Personennahverkehr. Das Interesse am Neun-Euro-Ticket ist schon vor dessen Einführung riesig und zeigt, welche Potenziale bei Bus und Bahn schlummern, wenn sie preislich attraktiv wären.

Will die Regierung, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher Sprit und Energie einsparen, muss sie ihnen das passende Angebot machen – das Interesse ist gegeben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.