Berlin. . Die Menschen in der Ukraine schützen sich vor Bomben in Bunkern. Die gibt es auch in Deutschland. Nur nützen sie im Kriegsfall nichts.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stellen sich auch in Deutschland viele Menschen Fragen zum Katastrophenschutz, an die jahrzehntelang kaum zu denken war. Eine davon dreht sich angesichts einer wachsenden Sorge vor Krieg um Bunkeranlagen: Wie steht es hierzulande um Schutzräume? Vielerorts prägen Bunker aus vergangenen Tagen noch das Straßenbild – ob als halbverfallene Ruinen, Museen oder Kulturzentren. Doch wären die Bauwerke in einem Ernstfall überhaupt noch verwendbar?

Wie steht es um Bunker in Deutschland?

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgabe (BImA) teilte am Montag der "Welt" mit, dass "in Deutschland keine öffentlichen Schutzräume mehr zur Verfügung" stünden. Diese Information ist auch auf der Webseite der Behörde zu lesen. Die Bevölkerung in Deutschland kann also in einem Verteidigungsfall nicht mehr in öffentlichen Bunkern und Schutzräumen Sicherheit finden.

Bislang seien rund 1400 Anlagen von den ursprünglich 2000 öffentlichen Schutzraumanlagen in den westlichen Bundesländern rückabgewickelt worden, so die BlmA. Die Schutzräume im Ostteil Deutschlands seien nach der Wiedervereinigung von vornherein nicht in das Schutzraumkonzept des Bundes übernommen worden.

Bunker: Keine "Vorwarnzeit mehr gegeben"

2007 hatte die Bundesregierung beschlossen, öffentliche Schutzräume aufzugeben und eine neue Strategie für den Schutz der Bevölkerung zu erarbeiten. Seit dem Jahr 2020 ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit der Bewirtschaftung der Schutzräume und deren Entwidmung aus der Zivilschutzbindung beauftragt. Die Sicherheitslage habe sich mit dem Ende des Kalten Krieges geändert, heißt es auf der Webseite der BlmA. "Gegen aktuelle Gefährdungen wie Klimawandel, Naturkatastrophen und Terrorismus bieten öffentliche Schutzräume keinen hinreichenden Schutz."

Seither wurden die Bunker im Zuge einer Rückabwicklung zurückgebaut und umgewidmet. Ein Grund dafür war auch der teure Unterhalt der Anlagen. Außerdem waren sie in Zeiten gebaut worden, in denen man davon ausging, dass im Verteidigungsfall eine gewisse Reaktionszeit zur Verfügung stünde, um sich in Sicherheit zu bringen. "Eine solche Vorwarnzeit ist bei den heute anzunehmenden Bedrohungslagen nicht mehr gegeben", sagte der Behördensprecher der "Welt".

Bund und Länder planen Bestandsaufnahme der Schutzräume

Ohne Folgen bleibt der Krieg in Osteuropa in dieser Hinsicht aber dennoch nicht: "Die Bundesregierung hat die in den Medien ausgestrahlten Äußerungen des russischen Präsidenten hinsichtlich einer Versetzung der russischen 'Abschreckungskräfte' in einen gesonderten Alarmierungszustand zur Kenntnis genommen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Nancy Faeser (SPD) gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".

In dem Zuge werde auch "das aktuelle Rückbaukonzept für Schutzräume" geprüft. Der Bund werde nun als erstes gemeinsam mit den Ländern "eine vollständige Bestandsaufnahme der vorhandenen Schutzräume" vornehmen.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.

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(raer/afp)