Zella-Mehlis. Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen beklagt sich über Wahlkampf der „Anfeindungen“. Dennoch will er nicht komplett aufgeben.

Es sollte eine große Jubelparty werden. Die Südthüringer CDU hatte eigens ein großes Restaurant direkt an der Abfahrt Suhl der Waldautobahn 71 angemietet und einen Sicherheitsdienst engagiert, um die Presse vom angereisten Parteivolk fernzuhalten.

Nun, es ist gegen 20.30 Uhr, tritt Hans-Georg Maaßen mit ernstem Blick vor die Kameras, die in einem Holzbungalow neben dem Restaurant aufgebaut werden durften. Er gesteht ein, was schon klar wurde, als die ersten Ergebnisse aus den südthüringischen Dörfern eintrudelten: Er, der vor knapp drei Jahren als Bundesverfassungsschutzchef gehen musste, hat den Wahlkreis 196 für die CDU verloren. Er wird nicht im Bundestag sitzen. Sein Comeback ist gescheitert.

Maaßen teilt trotz Niederlage gegen CDU aus

Er sei, sagt Maaßen, bei den Erststimmen „deutlich stärker“ als die CDU bei den Zweitstimmen in der Region. „Aber auch das, sage ich mal, macht den Kohl nicht mehr fett. Das ist sehr schade, das ist eine Niederlage. Aber wir werden diese Niederlage aufarbeiten und die Schlüsse daraus zielen.“

Stattdessen siegt der Neu-Sozialdemokrat Frank Ullrich, der einst als Biathlet und Bundestrainer Olympia-Gold gewann, deutlich mit fast 34 Prozent vor Maaßen, der nur auf gut 22 Prozent der Erststimmen kommt. Selbst der Kandidat der AfD, ein weidlich unbekannter, pensionierter Ingenieur, erhält in etwa so viele Erststimmen wie der rechtsäußere Prominente aus Berlin.

Die spektakuläre Direktkandidatur Maaßens bei der Bundestagswahl hatte die Region an der Grenze zu Bayern, die vor allem aus Wald, Feldern, ein paar Kleinstädten und vielen Dörfern besteht, ins Zentrum des bundesrepublikanischen Wahlkampfs gerückt. Dabei ging es nicht nur darum, ob Maaßen das Establishment der Union, das sich zumindest intern gegen die Nominierung durch die vier Kreisverbände Schmalkalden-Meiningen, Suhl, Hildburghausen und Sonneberg gestellt hatte, ordentlich vorführen kann. Es ging vor allem darum, ob eine Anbiederungsstrategie an die AfD funktionieren kann.

Maaßen sieht die Schuld bei anderen - und will weitermachen

Das Beispiel Südthüringen zeigt, was schon die CSU vor einer Weile in Bayern lernen durfte: Wenn AfD-Wähler von der Union umworben werden, stimmen sie trotzdem lieber zumeist für das Original. Zwar schaffte es Maaßen tatsächlich, einige Erststimmen von der AfD abzuwerben, die bei den Zweistimmen im Wahlkreis vorne liegt. Aber es reichte nicht ansatzweise für einen Erfolg.

Doch Maaßen sieht die Schuld offenkundig nicht bei sich. „Es war ein schwerer Wahlkampf“, sagt er mit deutlich hörbarem Bezug auf den Bundestrend. „Und es war ein Wahlkampf gegen viele Anfeindungen.“ Ansonsten, fügt er hinzu, seien die vier Südthüringer Kreisverbände und er „zusammengewachsen“. Diese Niederlage sei deshalb „ein Neubeginn“ – auch für ihn selbst. „Ich werde hier in Thüringen auch in Zukunft weitermachen.“ Es hört sich an wie eine Drohung.