Berlin. Bisher galten Olaf Scholz und Klara Geywitz als Favoriten im Kampf um den SPD-Parteivorsitz. Doch eine Umfrage sagt nun etwas anderes.

Eine Woche noch dauert der SPD-interne Wahlkampf um den Parteivorsitz. Dann dürfen die Mitglieder abstimmen, wen sie sich als neue Parteispitze wünschen. Als Favorit gilt bisher vor allem Finanzminister Olaf Scholz mit seiner Tandem-Partnerin Klara Gey­witz. Doch eine aktuelle Umfrage unter SPD-Mitgliedern deutet an, dass am Ende alles ganz anders kommen kann.

Der Umfrage zufolge steht eines der unbekannteren Kandidaten-Duos bei den Genossen hoch im Kurs: 23 Prozent der Befragten wünschen sich Christina Kampmann und Michael Roth an der Spitze der SPD. Kampmann ist ehemalige Familienministerin von Nordrhein-Westfalen.

SPD-Parteivorsitz: Umfrage sieht Roth und Kampmann an der Spitze

Roth ist Staatsminister unter Außenminister Heiko Maas (SPD) im Auswärtigen Amt. Beide sind auf der bundespolitischen Bühne weitgehend unbekannt. Ihre innerparteiliche Kampagne unter dem Stichwort „Herz und Haltung“ kommt aber offenbar an.

Die Umfrage sieht sie jedenfalls knapp vor dem Duo, das der ehemalige NRW-Finanzminister spd-bewerberteam kritisiert merkel und die „schwarze null“ Norbert Walter-Borjans mit der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken bildet. Beide kommen auf 21 Prozent Zustimmung. Dahinter folgen der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius und die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping mit 20 Prozent. Erst dann listet die Umfrage Olaf Scholz und Geywitz mit 19 Prozent.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

SPD-Umfrage kann nur Tendenz aufzeigen

Durchgeführt hat die Befragung die Internetseite wahlkreisprognose.de, die sich nach eigener Aussage auf „kleinteilige Datenerhebungen“ spezialisiert hat. Gründer Valentin Blumert sagt, dass die Umfrage nur eine „Tendenz“ aufzeigen könne, aber auf keinen Fall das Ergebnis. Dafür sei die Zahl der befragten SPD-Mitglieder mit 400 zu klein. Blumert hatte die Umfrage gezielt in sozialen Medien platziert und nur SPD-Mitglieder um eine Antwort gebeten – ob das tatsächlich so war, konnte er nicht prüfen.

Dennoch hält Blumert die Ergebnisse für spannend: Hinter dem Duo Roth und Kampmann würden sich mehrheitlich SPD-Mitglieder versammeln, die für eine Fortführung der großen Koalition seien. Vor allem seien dies die 30- bis 60-jährigen Genossen. Das Team könne aber auch viele junge SPD-Mitglieder – die oft GroKo-Gegner seien – für sich einnehmen. Auch hinter dem Duo Köpping/Pistorius stünden viele GroKo-Befürworter. Explizite Gegner des Regierungsbündnisses sprächen sich für das Team Esken/Walter-Borjans aus.

Große Wahrscheinlichkeit, dass Scholz doch gewinnt

Auch Scholz und Geywitz kommen laut Umfragemann Blumert eher bei mehrheit der deutschen ist für spd-austritt aus der grokoGroKo-Gegnern an – obwohl gerade Scholz wie kein zweiter SPD-Spitzenpolitiker für eine Fortsetzung der Koalition steht. Auf den Veranstaltungen, auf denen sich die Kandidaten der Parteibasis präsentieren, muss er sich immer wieder für seine Rolle als Regierungsmitglied rechtfertigen. Beobachtern zufolge weicht er dieser Kritik dann in der Regel aus.

Auch wenn sich nach 20 von 23 Veranstaltungen keine eindeutigen Favoriten ergeben haben – die Online-Umfrage nennt trotzdem ein Sieger-Duo: Die große Mehrheit der Befragten (35 Prozent) glaubt, dass ausgerechnet Scholz und Geywitz gewinnen werden – obwohl sie nicht das beliebteste Team sind. Aber auch das ist noch nicht sicher.

Vielleicht heißt der neue Parteivorsitzende aber auch Jan Böhmermann. Der Komiker ist seit knapp einem Monat SPD-Mitglied und würde gerne Parteichef werden.