Berlin. In Berlin brodelt die Gerüchteküche: Übergibt Kanzlerin Merkel schon bald an Kramp-Karrenbauer? Es wäre nicht die erste Überraschung.

Die Gerüchteküche in der Hauptstadt brodelt. Eine kurzfristig angesetzte Klausur der Parteichefin beflügelt die Fantasien. Will AKK übernehmen? Plant die CDU den fliegenden Machtwechsel zwischen Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer? Die Aufgeregtheit in der Berliner Politik-Blase wurde so groß, dass sich beide Frauen genötigt sahen, ein Dementi zu formulieren. Ist das Thema damit abgehakt?

Eher nicht. Mit ihren Einlassungen machten Kanzlerin und Parteivorsitzende die Gerüchte eher noch bedeutender. Die Frage, was die Kanzlerin wirklich plant, steht wieder oben auf der Debatten-Agenda.

Auch wenn die Tagung nach der Europawahl weniger dramatisch wird als gedacht, bleibt Merkels Exit-Strategie aus dem Amt ein großes Rätsel. Ja, die Kanzlerin hat den Wählern versprochen, ihre Amtszeit durchzuziehen. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass Angela Merkel sich fundamental umentscheidet.

• Hintergrund: CDU-Klausur geplant – Beerbt AKK Merkel früher als gedacht?

Union ist noch heute schwindelig von Kurswechsel in Energiepolitik

Sie pflegt zwar den Ruf der ewig Verlässlichen – ist aber für überraschende Volten dennoch gut. Frei nach Adenauer („was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“) hat auch die erste deutsche Kanzlerin immer wieder Positionen geräumt, wenn es ihr opportun schien.

Beispiel Kernkraft: Erst sollten die AKW länger laufen – dann kam die Katastrophe von Fukushima und ein brachialer Kurswechsel Merkels in der Energiepolitik. Der Union ist heute noch schwindelig davon.

Und auch dieses Merkel-Dogma gab es: „Kanzleramt und der Parteivorsitz gehören zusammen“. Das war einmal…

Der Wähler wird damit leben müssen, dass es am Ende Angela Merkel ist, die über ihr politisches Ende oder eine neue politische Zukunft einsam entscheiden wird. Es ist ihr Leben – und sie hat nach 14 Jahren in der Pflicht auch ein Recht darauf. (Jörg Quoos)