Algier. Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika ist nach wochenlangen Massenprotesten zurückgetreten. Der 82-Jährige war seit 1999 im Amt.

Nach wochenlangen Protesten ist der Präsident Algeriens, Abdelaziz Bouteflika, zurückgetreten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur APS am Dienstag berichtete, habe er dem Präsidenten des algerischen Verfassungsgerichts offiziell das Ende seiner Amtszeit bekanntgeben.

Bouteflika hatte am Montag bereits seinen Rücktritt vor Ende seiner Amtszeit am 28. April angekündigt, aber das Datum offengelassen. Erst vor kurzem hatte er die für Mitte April angesetzte Präsidentschaftswahl angesichts der Massenproteste gegen ihn abgesagt und damit seine Amtszeit auf unbestimmte Zeit verlängert.

Militär und Oppositionsparteien forderten Bouteflikas Rücktritt

Kurz vor der Bekanntgabe des Rücktritts hatte Stabschef Ahmed Gaed Salah dazu aufgerufen, den 82-Jährigen sofort des Amtes zu entheben. Zuletzt hatte aber auch das Militär Bouteflikas Rückzug gefordert. Mehrere Oppositionsparteien hatten am Dienstag nach einem Treffen den sofortigen Rücktritt von Bouteflika verlangt.

Hintergrund: Algerien vor der Wahl – kommt ein neuer arabischer Aufstand?

Am Samstag waren Hunderttausende Menschen in der Hauptstadt Algier für einen Rückzug des Präsidenten auf die Straße gegangen. Sie forderten allerdings auch eine Entmachtung der gesamten politischen Elite. Bouteflika war seit 1999 Staatsoberhaupt des Landes. Kritiker warfen ihm unter anderem vor, er könne nach einem Schlaganfall vor einigen Jahren sein Amt nicht mehr ausüben und sei eine Marionette.

Zwölf Prozent der EU-Gasimporte stammen aus Algerien

Laut algerischer Verfassung übernimmt im Fall des Rücktritts des Staatsoberhauptes der Präsident des Oberhauses das Amt. Derzeit ist das Abdelkader Bensalah, ein alter Weggefährte Bouteflikas. Binnen 90 Tagen muss ein neuer Präsident gewählt werden.

Auch aus europäischer Sicht ist der Machtkampf in Algerien wichtig: Mehr als zwölf Prozent der EU-Gasimporte stammen von dort. (dpa/rtr/moi)