Berlin . Die Luftbelastung durch Diesel-Abgase ist leicht zurückgegangen. Dennoch liegen mindestens 35 deutsche Städte über den EU-Grenzwerten.

Die Stickoxid-Belastung, hervorgerufen unter anderem durch Diesel-Abgase, ist in Deutschland rückläufig. Für eine Trendwende im Streit um Diesel-Fahrverbote dürfte diese Nachricht aber nicht sorgen. Denn nach wie vor überschreiten viele deutsche Städte die EU-Grenzwerte.

Das geht aus einer ersten Bilanz des Umweltbundesamts (UBA) für das Jahr 2018 hervor. Demnach wurde in mindestens 35 deutschen Städten der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxiden (NO2) pro Kubikmeter Luft überschritten.

In Stuttgart und München ist die Belastung am höchsten

Besonders hoch ist die Belastung in Stuttgart, wo der Grenzwert mit 71 Mikrogramm NO2 fast 80 Prozent über dem erlaubten Maß liegt. Hinter Stuttgart folgt München mit der zweithöchsten Stickoxidbelastung von 66 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft.

Dabei könnte es durchaus sein, dass sich die Zahl der Städte, die den von der EU vorgegebenen Grenzwert überschreiten, noch erhöhen wird. Denn für 28 von insgesamt 65 Städte, die 2017 den Grenzwert überschritten hatten, liegen noch nicht alle Zahlen vor.

Luftbelastung durch Stickoxide geht zurück

Fest steht aber bereits, dass sich insgesamt die Zahl der Städte mit Grenzwert-Überschreitungen reduzieren wird. Denn in Regensburg, Ludwigshafen am Rhein, Solingen und Halle (Saale) sank der NO2-Wert auf unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Leipzig und Koblenz lagen mit 42 Mikrogramm NO2 nur knapp über dem Grenzwert.

In diese Tendenz passt auch, dass die Luftbelastung insgesamt rückläufig ist. Durchschnittlich sank die NO2-Belastung um zwei Mikrogramm pro Kubikmeter an verkehrsnahen Messstationen. Im Vorjahr wurden an 45 Prozent der Messstationen zu hohe Werte gemessen, im vergangenen Jahr sank der Wert um sechs Prozent.

Debatte um Fahrverbote

Das UBA sieht eingeführte Tempolimits und Verkehrsbeschränkungen sowie neuere Autos, Software-Updates zur besseren Abgasreinigung und auch das Wetter als Gründe für den Rückgang der NO2-Belastung.

Die NO2-Belastung hat dazu geführt, dass in acht deutschen Städten, darunter Berlin, Köln und Frankfurt, in diesem Jahr Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge in Kraft treten sollen. In Hamburg und Stuttgart sind solche Fahrverbote bereits aktiviert.

Zuletzt hatte eine von Lungenfachärzten angestoße Debatte für Aufsehen gesorgt. Über 100 Lungenärzte zweifelten öffentlich die Gesundheitsschäden durch Stickoxide an. Die Debatte wurde zum Politikum, unter anderem begrüßte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Vorstoß der Lungenärzte. Kritisiert wurde die Diskussion von den Grünen.

Bundesregierung streitet weiter über Grenzwerte

weitere Videos

    Feinstaub-Belastung geht zurück

    Die Bundesregierung setzt auf Förderprogramme und Nachbesserungen älterer Dieselautos. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger forderte, dass technische Nachrüstungen schnellstmöglich zum Einsatz kommen müssten: „Denn mit den derzeitigen Maßnahmen dauert es einfach zu lange, bis wir überall saubere Luft haben.“

    Während die Stickoxid-Werte zwar sinken, nach wie vor aber hoch sind, konnte das UBA beim Feinstaub einen Erfolg vermelden. Erstmals seit 2005 wurden die Grenzwerte 2018 in keinem Ballungsraum mehr überschritten.

    50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft dürfen an 35 Tagen im Jahr nicht überschritten werden. Bis auf eine industrienahe Messstation beim nordrhein-westfälischen Lünen, wo der Wert an 36 Tagen höher lag, blieben alle deutschen Städte unter dem Wert.

    Dagegen stieg die Konzentration von Ozon an. An allen 265 Messstationen wurden die Grenzwerte überschritten. Das lag unter anderem an dem heißen Sommer. (dpa/tki)