Berlin. Sahra Wagenknecht hat sich mit den Gelbwesten-Protesten in Frankreich soldarisiert. Ein Video zeigt sie vor dem Bundeskanzleramt.

Die Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht hat sich – in Anspielung auf die Demonstrationen in Frankreich – mit einer gelben Warnweste vor das Kanzleramt gestellt und ähnliche Proteste auch in Deutschland gefordert.

In einem Video, das ihre Sammlungsbewegung Aufstehen auf Twitter teilte, bezieht die Linken-Politikerin Stellung und lobt die Gelbwesten in Frankreich ausdrücklich.

Wagenknecht-Video von Twitter gesperrt?

In dem Tweet heißt es: „Leider gibt es viele Menschen, die an #Weihnachten einsam und erschöpft sind. Lasst uns auch 2019 Druck machen gegen die Politik der Reichen. Lasst uns soziale Proteste auf die Straße und vor das Kanzleramt bringen. Lasst uns #Aufstehen wie die #Gelbwesten in Frankreich!“

Für Aufregung sorgte offenbar auch die kurzzeitige Löschung des Videos von der Aktion auf Twitter. Wie Aufstehen auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, sei das Video von Twitter zweitweise gesperrt worden. „Auf unsere Nachfrage wurde die Sperrung gestern Abend wieder aufgehoben“, sagte ein Sprecher.

Warum Twitter das Video gesperrt haben soll, ist nicht bekannt. In einem anderen Tweet ist darüber hinaus zu sehen, wie Gelbwesten-Projektionen mit dem Aufstehen-Slogan an das Reichstagsgebäude geleuchtet wurden.

Sahra Wagenknecht solidarisiert sich mit Gelbwesten

In Frankreich hätten jene, die seit vielen Jahren von der Politik nicht mehr gehört würden, ihre Stimme erhoben, sagte Wagenknecht in dem 75-sekündigen Videoclip, der am Wochenende auf der Internetseite der von ihr gegründeten Bewegung „Aufstehen“ veröffentlicht wurde.

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„Sie gehen auf die Straße gegen einen Präsidenten der Reichen und haben ihm immerhin erste Zugeständnisse abgetrotzt. Ich finde, solchen Druck brauchen wir auch in Deutschland.“

Auch Deutschland habe eine Regierung der Reichen, das sehe man etwa beim Umgang mit dem Dieselskandal. „Die Autokonzerne machen weiter Profite und die Dieselfahrer, vor allem die ärmeren, die ältere Wagen haben, müssen die Zeche bezahlen.“

Sahra Wagenknecht will mit ihrer Bewegung „Aufstehen“ auf soziale Missstände aufmerksam machen.
Sahra Wagenknecht will mit ihrer Bewegung „Aufstehen“ auf soziale Missstände aufmerksam machen. © dpa | Sina Schuldt

Stets werde Politik für Wohlhabende und große Unternehmen gemacht. „Dagegen muss es auch in Deutschland mehr Widerstand geben. Wir brauchen auch hier viele Menschen, die bereit sind, auf die Straße zu gehen.“

In den sozialen Netzwerken gibt es Lob und Kritik für die Aktion von Wagenknecht:

  • „Protest gegen eine Politik der Reichen ist ja an sich eine gute Sache - aber da sollte man sich definitiv NICHT die #Gelbwesten in #Frankreich zum Vorbild nehmen.“
  • „Soziale Proteste, die Gewalt ausüben, plündern und Journalisten angreifen?“
  • „Die Frau ist bewundernswert in der Hinsicht! Sie traut sich und das tut kaum einer!“

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht

Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht.
Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an.
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende.
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende. © picture alliance/AP | Jens Meyer
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch.
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch. © imago | Sammy Minkoff
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena.
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena. © REUTERS | REUTERS / ALEX DOMANSKI
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne.
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne. © imago/Detlev Konnerth | imago stock&people
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998.
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998. © REUTERS | REUTERS / Str Old
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. © picture-alliance / Berliner_Zeit | dpa Picture-Alliance / Herschelmann Kay
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera.
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind.
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind. © imago/Eibner | imago stock&people
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“.
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“. © imago/IPON | imago stock&people
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein.
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein. © REUTERS /
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor.
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor. © dpa | Britta Pedersen
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin.
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin. © imago/Christian Schroedter | imago stock&people
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen.
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet.
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet. © imago/Becker&Bredel | imago stock&people
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben.
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben. © dpa | Bernd von Jutrczenka
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„Gelbwesten“ rangen Macron Zugeständnis ab

In Frankreich protestieren Tausende seit Mitte November gegen die Reformpolitik der Regierung - in der Hauptstadt Paris war es wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. „Gelbwesten“-Anhänger zündeten unter anderem Maut-Stationen auf Autobahnen an. Frankreichs Präsident Macron kündigte daraufhin Zugeständnisse ein.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Linkspartei zuletzt aufgerufen, sich von den Ausschreitungen bei den „Gelbwesten“-Protesten in Frankreich zu distanzieren.

„Gelbwesten“-Proteste in Frankreich - darum ging es:

  • In Frankreich protestieren „Gelbwesten“-Anhänger gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron
  • Ihnen sind vor allem die Benzinpreise und die Reformen des Präsidenten ein Dorn im Auge
  • Nach den zum Teil gewaltsamen Protesten hatte Macron Zugeständnisse angekündigt

Deren uneingeschränkte Unterstützung sei „skandalös“. Die Haltung der Linken zu der Protestbewegung ist allerdings nicht eindeutig. Der Parteivorsitzende Bernd Riexinger bezeichnete die dortige „Verbrüderung“ von linker und rechter Gesinnung als besorgniserregend.

Während der „Gelbwesten“-Proteste gab es viele Vandalismus.
Während der „Gelbwesten“-Proteste gab es viele Vandalismus. © dpa | Claude Paris

Die von Wagenknecht im Sommer gegründete „Aufstehen“-Bewegung hatte eigenen Angaben zufolge zuletzt rund 167.000 Unterstützer. (les/dpa)