Anschlag auf Glaubensfeier in Kabul – Mindestens 55 Tote
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Kabul. Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in diesem Jahr massiv verschlechtert. Nun hat es in Kabul einen schweren Anschlag gegeben.
Schwerer Anschlag in der afghanischen Hauptstadt: Nach der Explosion am Dienstag in Kabul ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 55 gestiegen. Mindestens 94 weitere Menschen wurden verletzt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch sagte. Mehrere Verwundete schweben demnach in Lebensgefahr.
Nach Angaben des Innenministeriums sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Festsaal in die Luft, in dem sich Hunderte Koranschüler und Gläubige versammelt hatten, um den Geburtstag des Propheten Mohammed mit Lesungen aus dem Koran zu feiern. Zu dem Attentat bekannt sich bis Mittwoch niemand.
Benner-Tweet der Taliban angeblich gefälscht
Allerdings kursierten in sozialen Netzwerken Screenshots eines Tweets des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid, in dem er den Angriff für die Taliban reklamierte. Mudschahid teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass dieser mit Photoshop erstellt worden sei und so ein Tweet nie gesendet worden sei.
Kurz nach dem Anschlag hatte Mudschahid eine Nachricht auf Twitter abgesetzt, in dem sich die Taliban von dem Angriff distanzierten und Angriffe auf Zivilisten und religiöse Versammlungen verurteilten.
Augenzeugen berichteten, dass sich zum Zeitpunkt des Anschlags mindestens 1000 Menschen in der Hochzeitshalle an der Flughafenstraße befanden. Mehrere Hochzeitshallen reihen sich dort aneinander. Abends sind sie alle mit bunten und festlichen Lichtern beleuchtet.
Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) zeigte sich angesichts des Angriffs an einem religiösen Feiertag empört. Es gebe glaubwürdige Berichte über eine hohe Zahl an zivilen Opfern, hieß es in einem Tweet der Organisation. Die UN-Familie drücke den vielen betroffenen Familien ihr tiefstes Beileid aus, hieß es weiter.
Der Anschlag vom Dienstag ist das 20. große Attentat in Kabul in diesem Jahr. Dabei wurden fast 490 Menschen getötet und weitere mehr als 930 Menschen verwundet.
Zum Großteil der Angriffe hatte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekannt. Sowohl der IS als auch die radikal-islamischen Taliban verüben immer wieder Anschläge. In der ersten Jahreshälfte wurden in dem Bürgerkrieg etwa 1700 Menschen getötet. Die Angaben stammen von den Vereinten Nationen.
Bundeswehr ist mit 1200 Soldaten im Land
Die Taliban haben in Afghanistan stetig an Boden gewonnen, nachdem sich die Nato-Truppen im Jahr 2014 zum Großteil aus dem Land zurückgezogen haben. Seit einigen Jahren kämpft auch der IS verstärkt um Bodengewinne; ursprünglich war die Terrormiliz im Irak entstanden, wo sie inzwischen als bezwungen gilt.