Berlin. Die Mehrheit der Deutschen hält die eigenen Online-Kenntnisse nicht für gut. Experten fordern, digitale Bildung in Schulen zu stärken.

Ob zur Information, Bildung, Kommunikation, zum Spielen oder Shoppen: Kaum jemand verzichtet heute aufs Internet, erst recht nicht die Jüngeren. 94 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen sind mehrmals pro Woche online, 81 Prozent täglich und 63 Prozent sogar mehrmals am Tag.

Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung nutzen bislang 70 Prozent der Bürger das Internet mehrmals pro Woche. 19 Prozent sind unterdessen nach eigenen Angaben nie im Netz unterwegs. Dies hat eine Forsa-Umfrage unter 1000 Bürgern im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergeben, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.

Trotz der intensiven Nutzung bezeichnen nur 30 Prozent der Bürger ihre Internetkenntnisse als sehr gut oder gut. Die Mehrheit von 53 Prozent gibt ihrem Wissen übers Internet lediglich die Schulnote befriedigend, weitere zwölf Prozent gerade mal ausreichend. Fünf Prozent attestieren sich mangelhafte bis ungenügende Kenntnisse.

Digitale Bildung soll stärker gelehrt werden

„Digitale Bildung ist Verbraucherschutz. Unser Konsumalltag findet mehr und mehr in der digitalen Welt statt“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Insofern sollten Verbraucher nicht nur neue Technologien beherrschen, sondern besser über Fallstricke im Netz Bescheid wissen. Besonders Schulen seien deshalb bei der Vermittlung digitaler Bildung gefragt.

Doch auch hier klaffen Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit. 95 Prozent aller Bundesbürger halten es für wichtig, dass Kinder und Jugendliche den Umgang mit digitalen Technologien an den Schulen vermittelt bekommen.

Allerdings meint zugleich eine Mehrheit von 73 Prozent, dass die Schulen in Deutschland heute nicht ausreichend darauf vorbereitet sind, digitale Bildung zu vermitteln, wie die Umfrage ergab. 17 Prozent der Befragten sind sogar überzeugt, dass die Schulen hierzulande überhaupt nicht darauf vorbereitet seien.

Mit Anschaffung von Technik ist es nicht getan

Der Chef der Verbraucherzentralen fordert daher mehr Unterstützung aus der Politik und eine stärkere Kooperation von Bund und Ländern. „Nur wenn der Bund die Länder dauerhaft finanziell unterstützen kann, ließe sich für die digitale Bildung mehr erreichen.“

Dabei dürfe es nicht nur um technische Ausstattung gehen. „Neue Tablets sind zwar schön, aber wenn Schüler nicht wissen, wie sie ihre Daten schützen und Abofallen umgehen, ist wenig gewonnen“, sagt Müller. Kompetenzen und Wissen müssten stärker in den Fokus rücken.

Wie sehr sollen sich Unternehmen engagieren dürfen?

Einer Unterstützung der Schulen durch Unternehmen stehen die Verbraucher jedoch ambivalent gegenüber. 61 Prozent befürworten zwar, dass Unternehmen Computer kostenlos zur Verfügung stellen und dafür Werbung an der Schule machen dürfen, doch dass Firmen auch kostenloses Unterrichtsmaterial bereitstellen, lehnen 61 Prozent ab.

„Der Ruf nach digitaler Bildung darf nicht dazu führen, dass Unternehmen unkontrolliert in die Klassenzimmer drängen“, ist der vzbv-Chef Müller überzeugt: „Wir brauchen bundesweite Standards, damit Schulen frei von Werbung bleiben.“