Washington . Eine Frau wirft Trumps Kandidat für den obersten US-Gerichtshof versuchte Vergewaltigung vor. Jetzt will sie öffentlich aussagen.

Wenn nicht noch in letzter Minute jemand abspringt, kommt es am Donnerstag zum Showdown in einem Kulturkampf, wie ihn Washington seit Amtantritt von Donald Trump noch nicht erlebt hat.

Brett Kavanaugh ist auf der Zielgeraden seines fast in trockenen Tüchern gewähnten Bestätigungsverfahrens für einen der neun Posten am höchsten Gericht der USA im Senat. Jetzt sieht sich der persönlich vom Präsidenten ausgesuchte erz-konservative Jurist einer Anklage ausgesetzt, auf die das ganze Land schaut.

Christine Blasey Ford, Psychologie-Professorin aus Kalifornien, will nach Angaben ihre Anwälte unter Eid ihren seit Tagen für hitzigste Kontroversen sorgenden Vorwurf untermauern. Danach wurde die 51-Jährige Anfang der 80er Jahre bei einer Party unter Teenagern in einem Vorort von Washington Opfer einer versuchten Vergewaltigung. Der angebliche Täter: Brett Kavanaugh, damals 17. Blaisey Ford war 15.

Richter Brett Kavanaugh streitet die Vorwürfe ab

Der heute 53-Jährige streitet die Vorwürfe „kategorisch und unmissverständlich“ ab. Er sieht sich als Opfer einer Last-Minute-Intrige. Seine Lesart, die von vielen Republikanern geteilt wird: Die bei den nahenden Kongresswahlen favorisierten oppositionellen Demokraten wollen die Top-Personalie durchkreuzen, um die Verfestigung einer sonst auf Jahrzehnte mehrheitlich stramm konservativ geprägten Richterbank zu verhindern.

Sollte Kavanaugh der Lüge überführt werden, wäre seine Kandidatur Makulatur. Trump wäre massiv beschädigt. Für diesen Fall haben Religionsführer der Evangelikalen, die sich von Kavanaugh vor allem Schrittmacherdienste im Kampf gegen das seit 1973 bestehende Abtreibungsrecht erhoffen, Trump und den Republikanern am 6. November mit Wahl-Abstinenz gedroht.

Aussage wird wohl im Fernsehen übertragen

Das voraussichtlich live im Fernsehen zu sehende Sie-sagt-er-sagt-Spektakel birgt für die Republikaner, die Fords Glaubwürdigkeit unbedingt erschüttern wollen, hohe Risiken. Im Zeitalter der durch männlichen Machtmissbrauch entstandenen #MeToo-Bewegung könnten sich im Falle einer unsensiblen Befragung der 51-Jährigen Wählerinnen am 6. November zu einem „Denkzettel“ veranlasst sehen, sagen Politik-Forscher.

Obwohl Blaisey Ford geschildert hat, warum sie ihr traumatisches Erlebnis 30 Jahre in sich begrub und erst 2012 ihrem Ehemann davon in einer Paar-Therapie erzählte, setzte ausgerechnet Donald Trump am Wochenende große Fragezeichen hinter den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen.

Falls die Kavanaugh zugeschriebenenen Attacken wirklich „so schlimm“ gewesen wären, dann hätten Opfer und/oder deren Eltern doch sofort Anzeige erstattet, erklärte Trump. Er verlangte (wissend, dass sie polizeiaktenkundig nicht existieren) konkrete Daten wie Tatort und Tatzeit.

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Dass viele Frauen vor 20, 30 Jahren über sexuelle Übergriffe geschwiegen haben, weil sie Repressalien und Stigmatisierung fürchteten, ignoriert der Präsident. Dabei hatte Patti Davis (65), Tochter von US-Präsident Ronald Reagan, erst am Samstag ihre Leidensgeschichte der „Washington Post“ erzählt. Trumps Parteinahme löste in sozialen Netzwerken eine Wutwelle aus. Zehntausende Frauen, darunter auch Prominente wie die Schauspielerin Ashley Judd, zeigten sich unter dem Hashtag #WhyIDidntReport (Warum ich keine Anzeige erstattet habe) mit Christine Blasey Ford solidarisch.

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