Berlin. Die Regierung will im Bundestag über die Widerspruchsregelung für Organspenden abstimmen lassen. Ein Antrag werde derzeit vorbereitet.

Der Bundestag soll über die Einführung einer Widerspruchsregelung für Organspenden entscheiden. Das sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach am Mittwoch in Berlin. Gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn koordiniere er einen entsprechenden Gruppenantrag für das Parlament.

Über einen Zeitplan und weitere Einzelheiten wollte sich Lauterbach jedoch nicht äußern. Für die Entscheidung im Bundestag soll, wie bei ethischen Fragen üblich, der Fraktionszwang aufgehoben werden. Er rechne mit viel Zustimmung, nicht nur in seiner Fraktion, sagte Lauterbach. Die Widerspruchsregelung werde unter anderem von der SPD-Fraktionsvorsitzenden Andrea Nahles unterstützt.

Im Falle einer Widerspruchsregelung werden alle Menschen zu möglichen Organspendern, die oder deren Angehörige sich nicht ausdrücklich dagegen aussprechen. In Deutschland gilt bislang die sogenannte Entscheidungslösung, so dass eine Organentnahme nur möglich ist, wenn eine Zustimmung vorliegt.

In Deutschland warten mehr als 10.000 Menschen auf Spenderorgane

Lauterbach setzt sich seit Jahren für die Widerspruchslösung ein, um die Zahl der Organtransplantationen in Deutschland zu erhöhen. Anfang dieses Monats sprach sich auch Gesundheitsminister Spahn dafür aus.

In Deutschland warten mehr als 10.000 Menschen auf Organe. Lauterbach zufolge stirbt jeder fünfte Nierenpatient in der Wartezeit, bei Herz- und Leberpatienten ist es jeder Vierte. Die große Mehrheit der Bevölkerung (84 Prozent) steht Organspenden positiv gegenüber, aber nur 36 Prozent der Menschen haben einen Spenderausweis. Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Organspenden mit knapp 800 den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. (epd)