Berlin. Wovor fürchten sich die Deutschen? Eine neue Studie kommt zu einem klaren Ergebnis. Der US-Präsident spielt darin eine zentrale Rolle.

Nicht der Klimawandel, nicht Krankheiten und auch nicht drohende Arbeitslosigkeit – aktuell fürchten sich die Deutschen am meisten vor dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und den Folgen seiner Politik. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine neue Angst-Studie, die am Donnerstag in Berlin präsentiert wurde.

Für die repräsentative Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ im Auftrag der R+V-Versicherung werden seit 1992 jährlich etwa 2400 Frauen und Männer im Alter ab 14 Jahren befragt.

Der Untersuchung zufolge fürchten sich derzeit mit 69 Prozent der Befragten mehr als zwei Drittel der Deutschen vor der Politik des US-Präsidenten. Schuld seien Donald Trumps „Attacken“ etwa gegen den Freihandel, die EU und die deutsche Exportwirtschaft sowie seine Infragestellung der bisherigen Nato-Politik, sagte der Heidelberger Politikwissenschaftler Manfred Schmidt als wissenschaftlicher Berater der Studie. Die Annahme, dass die USA ein verlässlicher und stabiler Partner bleiben, sei bei den Deutschen schwer erschüttert.

Migration beherrscht innenpolitisch die Sorgen

Innenpolitisch jedoch steht bei der Mehrheit der Deutschen laut der Studie die Zuwanderung im Mittelpunkt. So haben Ängste wie eine „Überforderung von Deutschen und Behörden durch Flüchtlinge“ und „Spannungen durch den Zuzug von Ausländern“ gegenüber dem Vorjahr wieder an Bedeutung gewonnen – und folgen auf der Rangliste auf den Plätzen zwei und drei.

Als „außerordentlich kritisch“ bewertete Politologe Schmidt die „Herausforderung Einwanderung“. So gaben 63 Prozent als Grund für Ängste eine mögliche Überforderung des Landes durch Flüchtlinge an. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2017, aber noch drei Prozentpunkte unter dem Wert von 2016.

Auch die Angst vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern stieg um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf ebenfalls 63 Prozent, 2016 waren es jedoch noch 67 Prozent. Die Angst vor Terrorismus sank hingegen von Platz eins im Vorjahr auf Platz fünf. Terroranschläge fürchten derzeit 59 Prozent der Deutschen, das sind zwölf Prozentpunkte weniger als 2017.

Auf weiteren Spitzenplätzen stehen die Angst vor einer allgemeinen „Überforderung der Politiker“ (Platz vier, 61 Prozent), vor den Kosten der EU-Schuldenkrise für die Steuerzahler (Platz sechs, 58 Prozent) und vor politischem Extremismus (Platz sieben, 57 Prozent).

Am Ende der Top 10 finden sich Sorgen vor Naturkatastrophen (Platz acht, 56 Prozent), vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (Platz neun, 55 Prozent) sowie die Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden (Platz zehn, 52 Prozent).

Angst vor Jobverlust spielt nur geringe Rolle

Eine relativ geringe Rolle spielt derzeit die Angst vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit (Platz 17, 29 Prozent) und vor eigener Arbeitslosigkeit (Platz 20, 25 Prozent). Nur 18 Prozent befürchten das Zerbrechen der eigenen Partnerschaft.

Während die Menschen mit Blick auf ihre eigene Sicherheit „auffallend gelassen“ seien, so Schmidt, bewerteten sie das Abschneiden der Politiker als „katastrophal“. Untermauert werde dies durch die Schulnoten für Politiker, die ebenfalls abgefragt wurden.

Knapp die Hälfte (48 Prozent) habe die Leistungen als mangelhaft (Note 5) oder ungenügend (6) eingestuft. Nur etwas mehr als fünf Prozent der Befragten bewerteten die politisch Verantwortlichen dagegen als sehr gut (Note 1) oder gut (Note 2). (dpa/W.B.)