Berlin. Osama bin Laden war Chef des Terror-Netzwerks Al-Kaida. Nun gab seine Mutter erstmals ein Interview. Sie sagt: „Er war ein gutes Kind.“

Die Familie des ehemaligen Al-Kaida-Anführers Osama bin Laden hat zum ersten Mal seit den Terroranschlägen auf die USA am 11. September 2001 Journalisten ein Interview gegeben. Das Gespräch, das Reporter des britischen „Guardian“ mit bin Ladens Mutter und seinem Halbbruder führten, fand offenbar auf Vermittlung der Regierung von Saudi-Arabien statt.

„Er war ein sehr gutes Kind, bis er in seinen frühen Zwanzigern einige Leute getroffen hat, die ihn praktisch einer Gehirnwäsche unterzogen haben“, sagte bin Ladens Mutter Alia Ghanem dem Blatt zufolge.

Ihr Sohn sei ein guter Schüler gewesen, erst als er an der König-Abdulaziz-Universität in Dschidda Wirtschaft studiert habe, sei er in Kontakt mit radikalem Gedankengut gekommen: „Er ist ein anderer Mensch geworden.“

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Osama bin Laden, geboren 1957 in Riad in Saudi-Arabien, kämpfte zunächst in Afghanistan gegen die sowjetischen Besatzer, später wurde er Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida. Er gilt als Kopf hinter den Anschlägen vom 11. September 2001, bei denen rund 3000 Menschen getötet wurden. Osama bin Laden wurde im Mai 2011 von einem US-Kommando in seinem Versteck in Pakistan getötet.

Bin Ladens Mutter: „Ich wollte nicht, dass irgendwas davon passiert“

Wie fühlte sich die Mutter nach den Anschlägen? „Wir waren extrem traurig. Ich wollte nicht, dass irgendwas davon passiert“, so Alia Ghanem. „Warum schmeißt er alles einfach so weg?“

Osama bin Ladens Halbbruder Ahmed, der bei dem Interview zugegen war, schaltete sich in das Gespräch ein. Über seine Mutter sagte er: „Es ist jetzt 17 Jahre her, aber sie verleugnet immer noch, was aus ihm geworden ist. Sie liebt ihn so sehr und will ihm keine Schuld geben. Stattdessen beschuldigt sie alle anderen. Sie kennt nur den guten Jungen, der in ihm steckt, die Seite von ihm, die wir alle kannten. Sie hat die Dschihadisten-Seite nie gesehen.“

Die Familie bin Laden hat ein Vermögen im Baugeschäft gemacht, ist eine der reichsten Familien Saudi-Arabiens und ist dort wichtiger Teil der höheren Gesellschaft. In Teilen des Landes sei Osama bin Laden immer noch populär, heißt es im Artikel. Ein Vertreter der saudischen Regierung war bei dem „Guardian“-Interview dabei, griff aber laut dem Blatt nicht in das Gespräch ein. (W.B.)