Washington. Hunderttausende Menschen protestieren in den USA ihrem Protest gegen Waffengewalt. Weltweit gibt es Solidarität, auch in Deutschland.

Mehr als einen Monat nach dem Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten ist es US-weit zu Massenprotesten gegen Waffengewalt gekommen. Allein in Washington versammelten sich am Samstagvormittag (Ortszeit) Abertausende überwiegend junge Leute zu einem „March for Our Lives“ („Marsch für unsere Leben“). Insgesamt wurden allein hier eine halbe Million Teilnehmer erwartet - das wäre eine der größten Protestveranstaltungen in Washington in der jüngeren Geschichte.

Große Kundgebungen fanden unter anderem auch in Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis, Houston, Los Angeles sowie in New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump, statt. Protestler vor dem Trump-Tower hielten selbstgemalte Schilder mit Parolen wie „Wenn unsere Führer sich wie Kinder verhalten, müssen Kinder führen“ oder „Ich wähle 2020“ hoch. Weltweit gab es ebenfalls Solidaritätsaktionen, vereinzelt auch in Deutschland.

Parkland-Schüler organisierten die Demo in Washington

US-Präsident Donald Trump hielt sich weder in Washington noch in New York auf. Er verbrachte das Wochenende auf seinem privaten Luxusanwesen Mar-a-Lago. Das Weiße Haus veröffentlichte jedoch eine Erklärung, in der es hieß: „Wir applaudieren den vielen mutigen jungen Amerikanern, die heute ihr Verfassungsrecht nach Artikel 1 (Recht auf freie Meinungsäußerung) ausüben. Unsere Kinder zu schützen ist eine Top-Priorität des Präsidenten (...).“

„March for Our Lives“: Massendemo gegen Waffen in den USA

Wenige Wochen nach dem Schulmassaker in Florida haben sich Abertausende überwiegend junge Menschen in Washington zu einem „March For Our Lives“ („Marsch für unsere Leben“) versammelt. Auch Popstar Miley Cyrus nahm an der Demonstration teil. Sie hielt bei ihrem Auftritt ein Schild mit der Aufschrift „Never Again“ („Nie wieder“) in die Höhe.
Wenige Wochen nach dem Schulmassaker in Florida haben sich Abertausende überwiegend junge Menschen in Washington zu einem „March For Our Lives“ („Marsch für unsere Leben“) versammelt. Auch Popstar Miley Cyrus nahm an der Demonstration teil. Sie hielt bei ihrem Auftritt ein Schild mit der Aufschrift „Never Again“ („Nie wieder“) in die Höhe. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Jennifer Hudson sang ihren Protest zusammen mit einem Gospelchor in die Menge.
Jennifer Hudson sang ihren Protest zusammen mit einem Gospelchor in die Menge. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Mehrere Künstler und betroffene Schüler aus Parkland kamen auf die Bühne bei der Demonstration in Washington.
Mehrere Künstler und betroffene Schüler aus Parkland kamen auf die Bühne bei der Demonstration in Washington. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Ariana Grande hatte bei ihrem Auftritt keine Berührungsängste.
Ariana Grande hatte bei ihrem Auftritt keine Berührungsängste. © Getty Images | Chip Somodevilla
Mehrere Hunderttausend Demonstranten schlossen sich dem „March for Our Lives“ an.
Mehrere Hunderttausend Demonstranten schlossen sich dem „March for Our Lives“ an. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
David Hogg, ein Schüler der vom Amoklauf betroffenen Schule Parkland reckt die Faust in die Luft.
David Hogg, ein Schüler der vom Amoklauf betroffenen Schule Parkland reckt die Faust in die Luft. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Die Demonstranten machen ihrer Empörung Luft und fordern striktere US-Waffengesetze.
Die Demonstranten machen ihrer Empörung Luft und fordern striktere US-Waffengesetze. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Initiiert wurde die Großkundgebung von Überlebenden der Schießerei an der Marjory Stoneman Douglas High School in Portland, Florida.
Initiiert wurde die Großkundgebung von Überlebenden der Schießerei an der Marjory Stoneman Douglas High School in Portland, Florida. © REUTERS | LEAH MILLIS
Sängerin Demi Lovato trat beim
Sängerin Demi Lovato trat beim"March for Our Lives" in Washington auf. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Eine 17 in einem Herz ist auf das T-Shirt gedruckt, das eine Schülerin der betroffenen Schule mit in die Hauptstadt gebracht hat. Die Zahl steht für die 17 Opfer des Schulmassakers Mitte Februar.
Eine 17 in einem Herz ist auf das T-Shirt gedruckt, das eine Schülerin der betroffenen Schule mit in die Hauptstadt gebracht hat. Die Zahl steht für die 17 Opfer des Schulmassakers Mitte Februar. © REUTERS | JONATHAN ERNST
„Keine toten Kinder mehr“: In den USA starben in den vergangenen Jahren immer wieder Kinder und Jugendliche bei Schießereien an Schulen. Konsequenzen gab es nicht.
„Keine toten Kinder mehr“: In den USA starben in den vergangenen Jahren immer wieder Kinder und Jugendliche bei Schießereien an Schulen. Konsequenzen gab es nicht. © REUTERS | LEAH MILLIS
Forderungen der Schüler aus Parkland sind unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren in den Händen von Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre.
Forderungen der Schüler aus Parkland sind unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren in den Händen von Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
„Wir marschieren für unser Leben, damit zukünftige Schüler nicht um ihres rennen müssen“, steht auf dem Plakat dieser Demonstrantin.
„Wir marschieren für unser Leben, damit zukünftige Schüler nicht um ihres rennen müssen“, steht auf dem Plakat dieser Demonstrantin. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Insbesondere die mächtige US-Waffenlobby NRA wehrt sich gegen striktere Gesetze.
Insbesondere die mächtige US-Waffenlobby NRA wehrt sich gegen striktere Gesetze. © REUTERS | AARON P. BERNSTEIN
Auch in anderen US-Städten gingen die Menschen auf die Straße. In Miami hält ein Junge ein Schild mit der Aufschrift „Nicht schießen, ich will nur lernen.“
Auch in anderen US-Städten gingen die Menschen auf die Straße. In Miami hält ein Junge ein Schild mit der Aufschrift „Nicht schießen, ich will nur lernen.“ © REUTERS | JAVIER GALEANO
In New York zeigten ganz in weiß gekleidete Protestierende die Fotos von Opfern von Schulmassakern.
In New York zeigten ganz in weiß gekleidete Protestierende die Fotos von Opfern von Schulmassakern. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Auch Sir Paul McCartney nahm in New York an der Demonstration teil.
Auch Sir Paul McCartney nahm in New York an der Demonstration teil. © Getty Images | Spencer Platt
In Houston gab es ebenfalls einen „Marsch für unsere Leben“.
In Houston gab es ebenfalls einen „Marsch für unsere Leben“. © REUTERS | LOREN ELLIOTT
Auch in Parkland selber versammelten sich Tausende zu einer Kundgebung. Hier hatten die überlebenden Schüler ihre Proteste gestartet, die nun weit über die USA hinaus Widerhall finden.
Auch in Parkland selber versammelten sich Tausende zu einer Kundgebung. Hier hatten die überlebenden Schüler ihre Proteste gestartet, die nun weit über die USA hinaus Widerhall finden. © dpa | Joe Skipper
Eine Solidaritätskundgebung gab es in der australischen Stadt Sydney.
Eine Solidaritätskundgebung gab es in der australischen Stadt Sydney. © dpa | Danny Casey
In London versammelten sich Menschen vor der amerikanischen Botschaft.
In London versammelten sich Menschen vor der amerikanischen Botschaft. © dpa | Stefan Rousseau
Auch in Brasilien zeigen Menschen ihre Solidarität mit den Demonstranten in den USA.
Auch in Brasilien zeigen Menschen ihre Solidarität mit den Demonstranten in den USA. © REUTERS | NACHO DOCE
In Berlin kamen etwa 150 Menschen zum Protest vors Brandenburger Tor.
In Berlin kamen etwa 150 Menschen zum Protest vors Brandenburger Tor. © Getty Images | Adam Berry
Eine klare Botschaft sendet diese verfremdete US-Flagge einer Demonstrantin in Berlin.
Eine klare Botschaft sendet diese verfremdete US-Flagge einer Demonstrantin in Berlin. © Getty Images | Sean Gallup
In Hamburg protestierten rund hundert Menschen vor dem Rathaus, beispielsweise mit Bildern von in den USA bei Schulmassakern Getöteter.
In Hamburg protestierten rund hundert Menschen vor dem Rathaus, beispielsweise mit Bildern von in den USA bei Schulmassakern Getöteter. © dpa | Markus Scholz
1/25

Weiter wurde auf Schritte zur Schulsicherheit hingewiesen, die der Präsident bereits ergriffen habe – die aber nach Ansicht der Protestierenden bei weitem nicht ausreichen.

Organisiert wurde die Veranstaltung in der US-Hauptstadt von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland in Florida. Dort hatte ein 19-Jähriger am 14. Februar 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen. Seitdem haben überlebende Schüler eine Protestaktion gegen Waffengewalt und für striktere US-Waffengesetze gestartet, die mittlerweile zu einer Bewegung mit landesweiten Protesten geworden ist. Auch viele Eltern schlossen sich an.

In Parkland selber versammelten sich am Samstag ebenfalls Tausende zu einer Kundgebung. „Und das ist erst der Anfang“, sagte Adam Buchwald, einer der überlebenden Schüler, vor der Menschenmenge.

Kleinere Kundgebungen auch in Berlin, München und Bonn

Der „March for Our Lives“ vor dem Kapitol in Washington.
Der „March for Our Lives“ vor dem Kapitol in Washington. © REUTERS | LEAH MILLIS

Solidaritätskundgebungen wurden unter anderem aus Sydney (Australien), Tel Aviv (Israel) und London (Großbritannien) gemeldet. Sogar in China sollen sich Menschen zu Demonstrationen versammelt haben. Auch in Deutschland waren Kundgebungen geplant. In Berlin kamen etwa 150 Menschen zum Protest vors Brandenburger Tor. In München waren es 175 bis 200 Teilnehmer, in Bonn ein paar Dutzend.

Bei der zentralen Veranstaltung in Washington wollten die Menschen vom Kapitol zum Weißen Haus ziehen. Wegen der großen Menge, die sich schon am frühen Morgen zu bilden begann, war aber nicht sicher, ob sich dass überhaupt umsetzen lassen würde. „Und wir werden weitermachen, bis unsere Stimmen gehört werden“, sagte Schüler David Hogg von der betroffenen High School in Parkland.

Bei der Demo sollten auch Stars wie Miley Cyrus und Ariana Grande auftreten. Schauspieler George Clooney und seine Frau Amal kündigten ihre Teilnahme an. Zudem sicherten sie in einem Brief an Überlebende des Schulmassakers ihre Solidarität zu. „Amal und ich stehen unterstützend und dankend hinter euch. Ihr macht mich wieder stolz auf mein Land“, erklärte der 56-Jährige in dem von der britischen Zeitung „The Guardian“ veröffentlichten Schreiben.

Die Initiatoren des „March For Our Lives“

Überlebende des jüngsten Schulmassakers in Florida haben eine Großdemonstration organisiert. Sie steht unter dem Motto „Marsch für unsere Leben“. Eine der Initiatoren ist Emma Gonzalez.
Überlebende des jüngsten Schulmassakers in Florida haben eine Großdemonstration organisiert. Sie steht unter dem Motto „Marsch für unsere Leben“. Eine der Initiatoren ist Emma Gonzalez. © dpa | John Mccall
Die Schülerin der Parkland High School wurde schnell zu einem der Gesichter des Protests der Überlebenden.
Die Schülerin der Parkland High School wurde schnell zu einem der Gesichter des Protests der Überlebenden. © REUTERS | JONATHAN DRAKE
Auch Cameron Kasky (links) und Jaclyn Corin sind Schüler der betroffenen Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland und zu Wortführern des Protests geworden.
Auch Cameron Kasky (links) und Jaclyn Corin sind Schüler der betroffenen Marjorie Stoneman Douglas High School in Parkland und zu Wortführern des Protests geworden. © REUTERS | JOE SKIPPER
Cameron Kasky spricht in Florida zu einigen Demonstranten. Zu dem Marsch in Washington an diesem Samstag werden Hunderttausende erwartet.
Cameron Kasky spricht in Florida zu einigen Demonstranten. Zu dem Marsch in Washington an diesem Samstag werden Hunderttausende erwartet. © REUTERS | JOE SKIPPER
Jaclyn Corin bei einem runden Tisch in Washington. Sie setzt sich - wie ihre Mitstreiter - für strengere Waffengesetze und gegen Waffengewalt ein.
Jaclyn Corin bei einem runden Tisch in Washington. Sie setzt sich - wie ihre Mitstreiter - für strengere Waffengesetze und gegen Waffengewalt ein. © Getty Images for SiriusXM | Larry French
Neben Cameron Kasky, Emma Gonzalez und Jaclyn Corin gehören auch Alex Wind (2. von links) und David Hogg (2. von rechts) zu den Initiatoren der Großdemonstration.
Neben Cameron Kasky, Emma Gonzalez und Jaclyn Corin gehören auch Alex Wind (2. von links) und David Hogg (2. von rechts) zu den Initiatoren der Großdemonstration. © Getty Images for SiriusXM | Larry French
Der Überlebende David Hogg spricht im Vorfeld des  „March for Our Lives“ bei einer Kundgebung. Weltweit sollen am Samstag Ableger-Märsche stattfinden, auch in Deutschland.
Der Überlebende David Hogg spricht im Vorfeld des „March for Our Lives“ bei einer Kundgebung. Weltweit sollen am Samstag Ableger-Märsche stattfinden, auch in Deutschland. © REUTERS | ERIC THAYER
„Wie viele noch?“ steht auf einem Plakat hinter David Hogg. Das ist eine der Fragen, die die Jugendlichen US-Politikern stellen.
„Wie viele noch?“ steht auf einem Plakat hinter David Hogg. Das ist eine der Fragen, die die Jugendlichen US-Politikern stellen. © REUTERS | JONATHAN DRAKE
Die Jugendlichen, hier Alex Wind, wollen nicht hinnehmen, dass immer wieder neue Schulmassaker die USA erschüttern, ohne dass das Konsequenzen hat.
Die Jugendlichen, hier Alex Wind, wollen nicht hinnehmen, dass immer wieder neue Schulmassaker die USA erschüttern, ohne dass das Konsequenzen hat. © REUTERS | ERIC THAYER
Die Schüler Emma Gonzalez, David Hogg, Cameron Kasky and Alex Wind (von links) nehmen an einer Podiumsdiskussion über Waffengewalt teil.
Die Schüler Emma Gonzalez, David Hogg, Cameron Kasky and Alex Wind (von links) nehmen an einer Podiumsdiskussion über Waffengewalt teil. © dpa | Steven Senne
Zeichen der Trauer: Am 14. Februar hatte der 19-jährige Nikolas Cruz an der Marjory Stoneman Douglas Highschool um sich geschossen.
Zeichen der Trauer: Am 14. Februar hatte der 19-jährige Nikolas Cruz an der Marjory Stoneman Douglas Highschool um sich geschossen. © REUTERS | STRINGER
14 Jugendliche und drei Erwachsene tötete der Täter bei dem Massaker.
14 Jugendliche und drei Erwachsene tötete der Täter bei dem Massaker. © REUTERS | STRINGER
1/12

Trump tat nichts zur Verschärfung der Waffengesetze

Die Schüler fordern unter anderem ein völliges Verbot von Sturmgewehren in den Händen von Zivilisten und eine generelle Heraufsetzung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. Trump hatte zwar diesen Monat unter dem Druck der Proteste ein Maßnahmenbündel zur Schulsicherheit verkündet, aber praktisch nichts zur Verschärfung der Waffengesetze unternommen.

Offenbar mit Blick auf den Massenprotest stellte die US-Regierung aber ein Verbot von Schnellfeueraufsätzen in Aussicht. Das Justizministerium wolle „Bump Stocks“ der Kategorie Maschinengewehre zuordnen, teilte Justizminister Jeff Sessions am Freitag (Ortszeit) mit. Durch die neue Kategorisierung würden die Vorrichtungen, die eine halbautomatische Waffe zu einer Maschinenpistole mit Dauerfeuer umfunktionierten, de facto verboten.

Einen solchen Aufsatz benutzte im Oktober 2017 Todesschütze Stephen Paddock bei seinem Anschlag auf Konzertbesucher in Las Vegas. Er tötete 58 Menschen, 700 weitere wurden verletzt. Die Öffentlichkeit hat jetzt noch 90 Tage Zeit, sich zu dem Sessions-Vorschlag zu äußern. Erst dann kann er in Kraft treten. (dpa)