Leipzig. Die AfD beruft sich allzu gerne auf ihre christlichen Werte. Ein katholischer Verlag behauptet das Gegenteil – und ärgert die Partei.

Hat die AfD christliche Werte? Die Partei selbst beruft sich nur allzu gerne auf ihr christliches Familienbild, begründete damit unter anderem auch, warum sie gegen die Ehe für alle ist. Ein katholischer Verlag behauptet in einer nicht ganz ernst gemeinten Broschüre jetzt das Gegenteil.

Zur Leipziger Buchmesse hat der Echter Verlag, sonst eher für seine konservativen Bücher zu christlichen Lehre bekannt, eine ironisch gemeinte Broschüre mit dem Titel „Christliches in der AfD“ herausgegeben. Und die provoziert die Partei. Denn die meisten der 32 Seiten der 1500 gedruckten Hefte sind komplett leer.

AfD findet Broschüre gar nicht lustig

Nach Ansicht des Verlages sucht man nach christlichen Werten in der AfD vergeblich. „Wir haben recherchiert und herausgefunden: da gibt es nichts, gar nichts“, heißt es auf einer Seite. „Sie können blättern, soviel Sie wollen: Es gibt nichts“, steht auf einer anderen.

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Wirklich ernst ist das natürlich nicht gemeint. Die Broschüre sei viel mehr als „Gag“ zu verstehen, wie der Chef des Verlages, Thomas Häußner, zum Bayerischen Rundfunk (BR) sagt. „Wir wollten einfach zeigen, dass ein christlicher Verlag durchaus Humor haben kann.“

Die AfD, die gerne mal mit provokanten Aussagen von sich reden macht, kann darüber nur wenig lachen. Die Partei prüft nach übereinstimmenden Medienberichten sogar rechtliche Schritte. Das Heft sei ein „Skandal“, sagte Volker Münz, kirchenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion zum Portal katholisch.de.

Folgt noch eine weitere Broschüre?

Häußner reagiert darauf locker. „Wenn dieses Buch ein Skandal für die AfD ist, dann sollte die AfD auch mal ihre Aussagen hin und wieder überprüfen, inwieweit die skandalträchtig sind“, sagte er. Sorgen über rechtliche Schritte mache er sich aber nicht. „Ich denke das fällt in den Bereich der Satire, und die sollte in einer Demokratie in diesem bescheidenen Maße erlaubt sein.“

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    Dass die AfD Satire nicht witzig findet, wäre aber nicht das erste Mal. Bereits im vergangenen Jahr hatte Alice Weidel rechtliche Schritte gegen die Satire-Show „extra3“ eingeleitet, weil Moderator Christian Ehring sie als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet hatte. Die Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion unterlag vor Gericht, weil die Aussage satirisch gemeint war.

    Auf die leere Broschüre des Echter-Verlags könnte übrigens noch eine weitere folgen. „Wenn Sie christliche Standpunkte in der AfD benennen können, dürfen Sie uns diese gerne mitteilen,“ heißt es im Heftchen. Laut dem BR will der Verlag die besten Argumente abdrucken lassen. (bekö)