Berlin/Frankfurt. Ab dem 1. Oktober dürfen endlich auch homosexuelle Menschen heiraten und Kinder adoptieren. So sehen die Regelungen im Detail aus.

Am 1. Oktober ist es soweit. Ab diesem Tag dürfen schwule und lesbische Paare in Deutschland heiraten. Und zwar richtig: Es geht nicht um eine Lebenspartnerschaft, um ein abgeschwächtes Modell, sondern um die „echte“ Ehe. Mit allen Rechten und Pflichten. Jahrzehntelang haben Schwule und Lesben dafür gekämpft – gegen große Widerstände. Am Ende ging auf einmal alles ganz schnell.

Was genau ändert sich?

Beschlossen ist eine Änderung im Bürgerlichen Gesetzbuch, die am 1. Oktober in Kraft tritt. In Paragraf 1353 steht dann: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“ Es dürfen also nicht mehr nur Mann und Frau heiraten, sondern auch Mann und Mann oder Frau und Frau.

Wie war die Rechtslage für Schwule und Lesben bislang?

Seit 2001 konnten sie in Deutschland nur eine Lebenspartnerschaft amtlich eintragen lassen, eine Art „Ehe light“. Unterschiede zur Ehe, etwa im Miet-, Erb- und Steuerrecht, wurden über die Jahre zwar beseitigt – oft erst auf Geheiß des Bundesverfassungsgerichts. Aber es blieben Benachteiligungen. Die größte war zuletzt, dass Lebenspartner nicht gemeinsam Kinder adoptieren durften.

Sie standen für Rechte Homosexueller ein

Der deutsche Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld (rechts), hier im Bild mit einem chinesischen Mediziner im Jahr 1929, lebte von 1868 bis 1935 und gilt als Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung. Er war Vorsitzender des von ihm mitgegründeten „Wissenschaftlich-humanitäre Komitees“, das sich zum Ziel gesetzt hatte, sexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren.
Der deutsche Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld (rechts), hier im Bild mit einem chinesischen Mediziner im Jahr 1929, lebte von 1868 bis 1935 und gilt als Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung. Er war Vorsitzender des von ihm mitgegründeten „Wissenschaftlich-humanitäre Komitees“, das sich zum Ziel gesetzt hatte, sexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. © CC By JonnyNord | CC By JonnyNord
Noch ein wenig früher kämpfte Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) für die Rechte von Homosexuellen. Der deutsche Jurist, Journalist und Schriftsteller bekannte sich selbst öffentlich zu seiner Homosexualität – damals ein unerhörter Vorgang. Er forschte und publizierte zu gleichgeschlechtlicher Liebe und propagierte die Ehe zwischen Männern.
Noch ein wenig früher kämpfte Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) für die Rechte von Homosexuellen. Der deutsche Jurist, Journalist und Schriftsteller bekannte sich selbst öffentlich zu seiner Homosexualität – damals ein unerhörter Vorgang. Er forschte und publizierte zu gleichgeschlechtlicher Liebe und propagierte die Ehe zwischen Männern. © Gemeinfrei | Wikipedia
Harvey Milk (1930-1978) war der erste US-Politiker, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. Homosexuelle Handlungen standen damals in fast allen US-Bundesstaaten noch unter Strafe. Der Bürgerrechtler engagierte sich in der Schwulen- und Lesbenbewegung. Im Jahr 1978 wurden Harvey Milk und der damalige Bürgermeister George Moscone im Rathaus von San Francisco von einem Stadtrat erschossen. Im Mai 2014 wurde ihm zu Ehren eine Briefmarke veröffentlicht.
Harvey Milk (1930-1978) war der erste US-Politiker, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. Homosexuelle Handlungen standen damals in fast allen US-Bundesstaaten noch unter Strafe. Der Bürgerrechtler engagierte sich in der Schwulen- und Lesbenbewegung. Im Jahr 1978 wurden Harvey Milk und der damalige Bürgermeister George Moscone im Rathaus von San Francisco von einem Stadtrat erschossen. Im Mai 2014 wurde ihm zu Ehren eine Briefmarke veröffentlicht. © imago/UPI Photo | imago stock&people
Am 35. Todestag von Harvey Milk feierten die Menschen in San Francisco eine Gedenkfeier zu Ehren des ermordeten Bürgerrechtlers und des ebenfalls getöteten  Bürgermeisters von San Francisco. Sie hielten Regenschirme in Regenbogenfarben und Milk-Plakate in die Luft.
Am 35. Todestag von Harvey Milk feierten die Menschen in San Francisco eine Gedenkfeier zu Ehren des ermordeten Bürgerrechtlers und des ebenfalls getöteten Bürgermeisters von San Francisco. Sie hielten Regenschirme in Regenbogenfarben und Milk-Plakate in die Luft. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Rosa von Praunheim (rechts), geboren als Holger Radtke, hier in Begleitung seines Lebensgefährten Oliver Sechting: Bis in die 1990er Jahre hinein galt der Regisseur als einer der entscheidenden Köpfe der deutschen Schwulenbewegung. Sein Dokumentarfilm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971) ebnete der Homosexuellenbewegung den Weg.
Rosa von Praunheim (rechts), geboren als Holger Radtke, hier in Begleitung seines Lebensgefährten Oliver Sechting: Bis in die 1990er Jahre hinein galt der Regisseur als einer der entscheidenden Köpfe der deutschen Schwulenbewegung. Sein Dokumentarfilm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971) ebnete der Homosexuellenbewegung den Weg. © imago/Seeliger | imago stock&people
1995 erschien der Film „Neurosia – 50 Jahre pervers“, von Praunheims Autobiografie.
1995 erschien der Film „Neurosia – 50 Jahre pervers“, von Praunheims Autobiografie. © imago/United Archives | imago stock&people
Im NDR-Talk sprach von Praunheim 1992 auch mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder über die Ziele der Homosexuellen-Bewegung.
Im NDR-Talk sprach von Praunheim 1992 auch mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder über die Ziele der Homosexuellen-Bewegung. © imago stock&people | imago stock&people
Als eine Identifikationsfigur der Homosexuellen galt in den 1970er und 1980er Jahren auch der britische Schauspieler und Exzentriker Quentin Crisp. Crisp trat stets geschminkt und weiblich gestylt auf. Im Film „Orlando“ (1992) spielte er die Rolle der Queen Elizabeth.
Als eine Identifikationsfigur der Homosexuellen galt in den 1970er und 1980er Jahren auch der britische Schauspieler und Exzentriker Quentin Crisp. Crisp trat stets geschminkt und weiblich gestylt auf. Im Film „Orlando“ (1992) spielte er die Rolle der Queen Elizabeth. © imago stock&people | imago stock&people
Die Komikerin und Moderatorin Hella von Sinnen trat vor allem in den 1990er Jahren für Rechte von Homosexuellen ein. Sie und ihre Ex-Partnerin Cornelia Scheel nahmen unter anderem 1992 an der „Aktion Standesamt“ des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD)teil, bei der Hunderte gleichgeschlechtliche Paare bei Standesämtern das Aufgebot bestellten.
Die Komikerin und Moderatorin Hella von Sinnen trat vor allem in den 1990er Jahren für Rechte von Homosexuellen ein. Sie und ihre Ex-Partnerin Cornelia Scheel nahmen unter anderem 1992 an der „Aktion Standesamt“ des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD)teil, bei der Hunderte gleichgeschlechtliche Paare bei Standesämtern das Aufgebot bestellten. © imago stock&people | imago stock&people
Wie Hella von Sinnen engagierte sich auch der Komiker, Schauspieler und Moderator Dirk Bach für den Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland. 1999 ehelichte in den USA seinen langjährigen Lebensgefährten, auch wenn die Ehe in Deutschland keine Gültigkeit besaß. Ebenso setzte er sich für den Kampf gegen Aids ein. Unter anderem war er Ehren- und Beiratsmitglied der AIDS-Hilfe Köln.
Wie Hella von Sinnen engagierte sich auch der Komiker, Schauspieler und Moderator Dirk Bach für den Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland. 1999 ehelichte in den USA seinen langjährigen Lebensgefährten, auch wenn die Ehe in Deutschland keine Gültigkeit besaß. Ebenso setzte er sich für den Kampf gegen Aids ein. Unter anderem war er Ehren- und Beiratsmitglied der AIDS-Hilfe Köln. © imago | imago
Dirk Bach wurde am 1. Oktober 2012 tot in einem Berliner Hotel aufgefunden, er war an Herzversagen gestorben. Seine Urne liegt in Köln begraben.
Dirk Bach wurde am 1. Oktober 2012 tot in einem Berliner Hotel aufgefunden, er war an Herzversagen gestorben. Seine Urne liegt in Köln begraben. © imago stock&people | imago stock&people
Die Schauspielerinnen Ellen DeGeneres und Portia de Rossi, hier beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon 2016, sind seit 2004 ein Paar und seit August 2008 verheiratet. Einen Tag, nachdem das in Kalifornien das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen aufgehoben wurde, machte DeGeneres ihren Heiratswunsch in ihrer TV-Sendung bekannt. Schon mit ihrem Coming-Out hatte sie das Thema in die Öffentlichkeit gerückt. In der Sitcom „Ellen“, in der sie die gleichnamige Hauptrolle spielte, bekannte sie sich zu ihrer Homosexualität.
Die Schauspielerinnen Ellen DeGeneres und Portia de Rossi, hier beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon 2016, sind seit 2004 ein Paar und seit August 2008 verheiratet. Einen Tag, nachdem das in Kalifornien das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen aufgehoben wurde, machte DeGeneres ihren Heiratswunsch in ihrer TV-Sendung bekannt. Schon mit ihrem Coming-Out hatte sie das Thema in die Öffentlichkeit gerückt. In der Sitcom „Ellen“, in der sie die gleichnamige Hauptrolle spielte, bekannte sie sich zu ihrer Homosexualität. © imago/i Images | imago stock&people
Oscarpreisträgerin Jodie Foster bekannte sich Ende 2007 zu ihrer langjährigen Lebensgefährtin Cydney Bernard. Die beiden trennten sich 2008. Seit 2013 ist Foster mit der Schauspielerin Alexandra Hedison liiert, die sie im April 2014 dann auch heiratete.
Oscarpreisträgerin Jodie Foster bekannte sich Ende 2007 zu ihrer langjährigen Lebensgefährtin Cydney Bernard. Die beiden trennten sich 2008. Seit 2013 ist Foster mit der Schauspielerin Alexandra Hedison liiert, die sie im April 2014 dann auch heiratete. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (rechts), war 2001 der erste Spitzenpolitiker, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Sein Coming-Out kurz vor dem Wahlkampf um das Bürgermeisteramt wurde bundesweit wahrgenommen und als „Befreiungsschlag“ gefeiert. „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“, hatte Wowereit auf dem SPD-Sonderparteitag am 10. Juni 2001 gesagt. Seit 1993 ist Wowereit mit dem Neurochirurgen Jörn Kubicki (links) liiert.
Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (rechts), war 2001 der erste Spitzenpolitiker, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Sein Coming-Out kurz vor dem Wahlkampf um das Bürgermeisteramt wurde bundesweit wahrgenommen und als „Befreiungsschlag“ gefeiert. „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“, hatte Wowereit auf dem SPD-Sonderparteitag am 10. Juni 2001 gesagt. Seit 1993 ist Wowereit mit dem Neurochirurgen Jörn Kubicki (links) liiert. © imago/pixelpress | imago stock&people
Der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle (rechts) machte seine Homosexualität öffentlich, als er 2004 mit seinem langjährigen Partner Michael Mronz (links) zur Feier des 50. Geburtstags von Angela Merkel erschien. Allerdings hatte der im März 2016 verstorbene FDP-Politiker auch zuvor kein Geheimnis daraus gemacht. Er war damit nach Klaus Wowereit und Ole von Beust der dritte Spitzenpolitiker, der seine Homosexualität bekannt machte. Mit Michael Mronz lebte Westerwelle seit 2003 zusammen, 2010 gingen die beiden eine Lebenspartnerschaft ein.
Der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle (rechts) machte seine Homosexualität öffentlich, als er 2004 mit seinem langjährigen Partner Michael Mronz (links) zur Feier des 50. Geburtstags von Angela Merkel erschien. Allerdings hatte der im März 2016 verstorbene FDP-Politiker auch zuvor kein Geheimnis daraus gemacht. Er war damit nach Klaus Wowereit und Ole von Beust der dritte Spitzenpolitiker, der seine Homosexualität bekannt machte. Mit Michael Mronz lebte Westerwelle seit 2003 zusammen, 2010 gingen die beiden eine Lebenspartnerschaft ein. © dpa | Jörg Carstensen
Der frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger war 2014 der erste prominente deutsche Fußballprofi, der sich zu seiner Homosexualität bekannte. In einem Interview mit der „Zeit“ ließ er sich damals mit den Worten zitieren: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“ Hitzlsperger hatte zuvor seine aktive Karriere beendet. Seitdem gab es allerdings kein Coming-Out eines Profifußballers, obwohl Hitzlsperger für sein Coming-Out viel Zuspruch erfuhr.
Der frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger war 2014 der erste prominente deutsche Fußballprofi, der sich zu seiner Homosexualität bekannte. In einem Interview mit der „Zeit“ ließ er sich damals mit den Worten zitieren: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“ Hitzlsperger hatte zuvor seine aktive Karriere beendet. Seitdem gab es allerdings kein Coming-Out eines Profifußballers, obwohl Hitzlsperger für sein Coming-Out viel Zuspruch erfuhr. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Der Bundestag beschließt am 30. Juni 2017 ein Gesetz zur völligen Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Es ist eine historische Entscheidung. Grünen-Politiker Volker Beck hatte sich seit den 80er Jahren für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. 1992 wurde Beck bundesweit für seine Kampagne zur Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule bekannt. Die Einführung einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft war nur ein Schritt zu seinem Ziel. Beck wird bei der Bundestagswahl 2017 nicht kandidieren. An seinem allerletzten Tag im Bundestag als Parlamentarier ist für ihn der Traum von der „Ehe für alle“ in Erfüllung gegangen.
Der Bundestag beschließt am 30. Juni 2017 ein Gesetz zur völligen Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Es ist eine historische Entscheidung. Grünen-Politiker Volker Beck hatte sich seit den 80er Jahren für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. 1992 wurde Beck bundesweit für seine Kampagne zur Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule bekannt. Die Einführung einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft war nur ein Schritt zu seinem Ziel. Beck wird bei der Bundestagswahl 2017 nicht kandidieren. An seinem allerletzten Tag im Bundestag als Parlamentarier ist für ihn der Traum von der „Ehe für alle“ in Erfüllung gegangen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
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Dürfen homosexuelle Ehepaare jetzt gemeinsam Kinder adoptieren?

Ja. Eine Änderung des Adoptionsrechts ist dafür nicht nötig. Denn dort sind die Vorgaben allgemein auf „Ehepaare“ zugeschrieben. Sobald ein schwules oder lesbisches Paar verheiratet ist, können die Ehepartner gemeinsam ein Kind adoptieren wie heterosexuelle Paare auch – wenn sie denn die nötigen Voraussetzungen erfüllen.

Berlin: Christopher Street Day feiert Ehe für alle

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    Werden aus Lebenspartnern ab dem 1. Oktober automatisch Eheleute?

    Nein. Die Umwandlung erfolgt nur auf Wunsch. Beide Partner müssen gemeinsam auf dem Standesamt erklären, dass sie künftig eine Ehe auf Lebenszeit führen wollen.

    Werden auch künftig noch Lebenspartnerschaften eingetragen?

    Nein. Im Gesetz zur Öffnung der Ehe heißt es: „Lebenspartnerschaften können ab Inkrafttreten dieses Gesetzes nicht mehr begründet werden.“ Bereits eingetragene Lebenspartnerschaften bleiben aber bestehen, wenn die Betroffenen keine Umwandlung in eine Ehe wollen.

    Gibt es einen Ansturm auf die Standesämter?

    In Deutschland lebten nach dem jüngsten Mikrozensus 2015 rund 94.000 homosexuelle Paare zusammen, 43.000 von ihnen in eingetragenen Lebenspartnerschaften. In den Standesämtern sind nun zwar schon viele Anmeldungen von homosexuellen Paaren eingegangen. Das ergab eine dpa-Umfrage unter zahlreichen Standesämtern in Deutschland. Von einem Ansturm wollen die meisten Ämter aber nicht sprechen. Es gebe bislang auch mehr Anmeldungen für Umwandlungen bestehender eingetragener Lebenspartnerschaften als für neue Eheschließungen.

    Diese Promis leben die „Ehe für alle“

    Der Bundestag beschloss am 30. Juni 2017 ein Gesetz zur völligen Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Ab dem 1. Oktober 2017 dürfen auch homosexuelle Menschen in Deutschland heiraten und Kinder adoptieren. Der Modedesigner Guido Maria Kretschmer (l.) trat am 8. September 2018 vor den Traualtar. Er heiratete seinen langjährigen Partner Frank Mutters – ganz romantisch in einer kleinen Kirche auf Sylt. Wir zeigen prominente Homo-Paare, die sich ebenfalls das Jawort gegeben haben.
    Der Bundestag beschloss am 30. Juni 2017 ein Gesetz zur völligen Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Ab dem 1. Oktober 2017 dürfen auch homosexuelle Menschen in Deutschland heiraten und Kinder adoptieren. Der Modedesigner Guido Maria Kretschmer (l.) trat am 8. September 2018 vor den Traualtar. Er heiratete seinen langjährigen Partner Frank Mutters – ganz romantisch in einer kleinen Kirche auf Sylt. Wir zeigen prominente Homo-Paare, die sich ebenfalls das Jawort gegeben haben. © dpa | Daniel Bockwoldt
    Auch der britische Sänger Elton John und David Furnisher haben es bereits getan.
    Auch der britische Sänger Elton John und David Furnisher haben es bereits getan. © REUTERS /
    Seit 1993 ist Elton John mit seinem heutigen Ehemann David Furnish zusammen. Sie heirateten 2014, am ersten Tag, an dem Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Großbritannien möglich wurden. Das Paar lebt heute mit zwei Söhnen von Leihmüttern in Los Angeles.
    Seit 1993 ist Elton John mit seinem heutigen Ehemann David Furnish zusammen. Sie heirateten 2014, am ersten Tag, an dem Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Großbritannien möglich wurden. Das Paar lebt heute mit zwei Söhnen von Leihmüttern in Los Angeles. © E-PRESS PHOTO.com | imago
    Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer gab am 2. Juni 2018 ihrer langjährigen Lebensgefährtin, der Fotografin Bettina Flitner, das Jawort. „Wir hatten immer schon eine offene, allerdings keine öffentliche Beziehung. Ich lege bekanntermaßen grundsätzlich Wert auf den Schutz meines Privatlebens. Eine Lebenspartnerschaft ist allerdings etwas anderes als eine standesamtlich geschlossene Ehe. Und da wir uns – ein halbes Jahr nach Einführung der „Ehe für alle“ – nun zu diesem Schritt entschlossen haben, finden wir es richtig, das mitzuteilen“, so die Gründerin des feministischen Magazins „Emma“.
    Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer gab am 2. Juni 2018 ihrer langjährigen Lebensgefährtin, der Fotografin Bettina Flitner, das Jawort. „Wir hatten immer schon eine offene, allerdings keine öffentliche Beziehung. Ich lege bekanntermaßen grundsätzlich Wert auf den Schutz meines Privatlebens. Eine Lebenspartnerschaft ist allerdings etwas anderes als eine standesamtlich geschlossene Ehe. Und da wir uns – ein halbes Jahr nach Einführung der „Ehe für alle“ – nun zu diesem Schritt entschlossen haben, finden wir es richtig, das mitzuteilen“, so die Gründerin des feministischen Magazins „Emma“. © dpa | ---
    Und auch sie haben es getan: Kurz nachdem das Oberste Gericht vom US-Bundesstaat Kalifornien im Mai 2008 das Verbot der Homo-Ehe für verfassungswidrig erklärte, gaben sich die US-amerikanische Talkmasterin Ellen DeGeneres und Schauspielerin Portia de Rossi („Ally McBeal“) im August 2008 das Jawort.
    Und auch sie haben es getan: Kurz nachdem das Oberste Gericht vom US-Bundesstaat Kalifornien im Mai 2008 das Verbot der Homo-Ehe für verfassungswidrig erklärte, gaben sich die US-amerikanische Talkmasterin Ellen DeGeneres und Schauspielerin Portia de Rossi („Ally McBeal“) im August 2008 das Jawort. © Getty Images Publicity/Getty Images | Getty Images
    „Wir wollten das schon lange. Wir wollen, dass unsere Beziehung legal ist, und wir sind sehr, sehr aufgeregt“, bekannte die prominente Moderatorin damals in ihrer Show.
    „Wir wollten das schon lange. Wir wollen, dass unsere Beziehung legal ist, und wir sind sehr, sehr aufgeregt“, bekannte die prominente Moderatorin damals in ihrer Show. © imago | UPI Photo
    „Kann es nicht glauben, dass ich diese außergewöhnliche Frau nun meine Ehefrau nennen kann“: Diese Worte postete die kanadische Schauspielerin Ellen Page („Juno“, „X-Men“) auf ihrer Instagram-Seite. Sie hat im Januar 2018 ihre Partnerin, die kanadische Tänzerin und Choreografin Emma Portner, geheiratet. Am Valentinstag 2014 hat sich Ellen Page auf einer Konferenz der Human Rights Campaign – der größten Organisation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) in den USA – zu ihrer Homosexualität bekannt.
    „Kann es nicht glauben, dass ich diese außergewöhnliche Frau nun meine Ehefrau nennen kann“: Diese Worte postete die kanadische Schauspielerin Ellen Page („Juno“, „X-Men“) auf ihrer Instagram-Seite. Sie hat im Januar 2018 ihre Partnerin, die kanadische Tänzerin und Choreografin Emma Portner, geheiratet. Am Valentinstag 2014 hat sich Ellen Page auf einer Konferenz der Human Rights Campaign – der größten Organisation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) in den USA – zu ihrer Homosexualität bekannt. © Vivien Killilea
    Ricky Martin (r.) machte seinen Verlobung mit seiner großen Liebe Jwan Yosef in der Show von DeGeneres bekannt. Die Hochzeitsglocken für den „Livin La Vida Loca“-Sänger und dem schwedisch-syrischen Künstler sollen in näherer Zukunft läuten. Der puertoricanische Popstar hat zwei Zwillingssöhne, die 2008 von einer Leihmutter ausgetragen wurden.
    Ricky Martin (r.) machte seinen Verlobung mit seiner großen Liebe Jwan Yosef in der Show von DeGeneres bekannt. Die Hochzeitsglocken für den „Livin La Vida Loca“-Sänger und dem schwedisch-syrischen Künstler sollen in näherer Zukunft läuten. Der puertoricanische Popstar hat zwei Zwillingssöhne, die 2008 von einer Leihmutter ausgetragen wurden. © imago/ZUMA Press | Ariana Ruiz
    Konfettiregen für den Grünen-Politiker Volker Beck (l.) und seinen Lebensgefährten Adrian Petkov: Die beiden gaben sich am historischen 1. Oktober 2017 auf dem Standesamt Friedrichshain-Kreuzberg das Jawort.
    Konfettiregen für den Grünen-Politiker Volker Beck (l.) und seinen Lebensgefährten Adrian Petkov: Die beiden gaben sich am historischen 1. Oktober 2017 auf dem Standesamt Friedrichshain-Kreuzberg das Jawort. © dpa | Gregor Fischer
    „Es wird Wirklichkeit, wofür wir 28 Jahre lang gekämpft haben“, sagte Beck. „Mit den Bildern des heutigen Tages traut sich hoffentlich keiner mehr, dagegen etwas zu haben.“
    „Es wird Wirklichkeit, wofür wir 28 Jahre lang gekämpft haben“, sagte Beck. „Mit den Bildern des heutigen Tages traut sich hoffentlich keiner mehr, dagegen etwas zu haben.“ © dpa | Gregor Fischer
    ARD-Talkshow-Moderatorin Anne Will und ihre langjährige Lebensgefährtin, die Journalistin Miriam Meckel, haben im Sommer 2016 ihre Liebe amtlich besiegelt – mit einer eingetragenen Partnerschaft.
    ARD-Talkshow-Moderatorin Anne Will und ihre langjährige Lebensgefährtin, die Journalistin Miriam Meckel, haben im Sommer 2016 ihre Liebe amtlich besiegelt – mit einer eingetragenen Partnerschaft. © Getty Images | Andreas Rentz
    Und auch sie sind amtlich Frau und Frau: US-Oscar-Preisträgerin Jodi Foster („Das Schweigen der Lämmer“) hat 2014 ihre Freundin geheiratet – die Fotografin und Schauspielerin Alexandra Hedison.
    Und auch sie sind amtlich Frau und Frau: US-Oscar-Preisträgerin Jodi Foster („Das Schweigen der Lämmer“) hat 2014 ihre Freundin geheiratet – die Fotografin und Schauspielerin Alexandra Hedison. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
    Obwohl Foster nie ein Geheimnis zu ihrer vorherigen 20-jährigen Beziehung zu Filmproduzentin Cydney Bernhard gemacht hat, hatte der Filmstar 2013 bei der Verleihung der Golden Globes ihre Homosexualität erstmals öffentlich ausgesprochen.
    Obwohl Foster nie ein Geheimnis zu ihrer vorherigen 20-jährigen Beziehung zu Filmproduzentin Cydney Bernhard gemacht hat, hatte der Filmstar 2013 bei der Verleihung der Golden Globes ihre Homosexualität erstmals öffentlich ausgesprochen. © imago/Cinema Publishers Collection | HFPA Photographer
    Er ist unter der Haube: Modemacher Wolfgang Joop (l.) lebt mit seinem langjährigen Lebensgefährten Edwin Lemberg in einer eingetragenen Partnerschaft.
    Er ist unter der Haube: Modemacher Wolfgang Joop (l.) lebt mit seinem langjährigen Lebensgefährten Edwin Lemberg in einer eingetragenen Partnerschaft. © Getty Images | Andreas Rentz
    Die ehemalige „Gossip“- Frontfrau Beth Ditto heiratete 2013 ihre langjährige Freundin Kristin Ogata auf Hawaii. Nach der Legalisierung folgte dann 2014 die Trauung in Beths US-Heimatstaat Oregon.
    Die ehemalige „Gossip“- Frontfrau Beth Ditto heiratete 2013 ihre langjährige Freundin Kristin Ogata auf Hawaii. Nach der Legalisierung folgte dann 2014 die Trauung in Beths US-Heimatstaat Oregon. © imago/APress | imago stock&people
    Den Bund fürs Leben geschlossen haben auch „Sex and the City-“ Star Cynthia Nixon und Christine Marinoni. 2008 verlobte sich das Paar, drei Jahre später brachte die Bildungsaktivistin Marinoni Söhnchen Max Ellington zur Welt. 2012 heiratete das Paar in New York.
    Den Bund fürs Leben geschlossen haben auch „Sex and the City-“ Star Cynthia Nixon und Christine Marinoni. 2008 verlobte sich das Paar, drei Jahre später brachte die Bildungsaktivistin Marinoni Söhnchen Max Ellington zur Welt. 2012 heiratete das Paar in New York. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
    Sie haben Ja gesagt: Die US-amerikanische Schauspielerin Sara Gilbert (l., „Roseanne“, „Big Bang Theory“) und die Musikerin Linda Perry („4 Non Blondes) haben in Kalifornien geheiratet. Die beiden sind stolze Eltern eines kleinen Jungen.
    Sie haben Ja gesagt: Die US-amerikanische Schauspielerin Sara Gilbert (l., „Roseanne“, „Big Bang Theory“) und die Musikerin Linda Perry („4 Non Blondes) haben in Kalifornien geheiratet. Die beiden sind stolze Eltern eines kleinen Jungen. © REUTERS | REUTERS / PHIL McCARTEN
    Der verstorbene FDP-Politiker Guido Westerwelle (r.) feierte im Jahr 2010 mit seinem langjährigen Lebensgefährten Michael Mronz die eingetragene Lebenspartnerschaft.
    Der verstorbene FDP-Politiker Guido Westerwelle (r.) feierte im Jahr 2010 mit seinem langjährigen Lebensgefährten Michael Mronz die eingetragene Lebenspartnerschaft. © REUTERS | REUTERS / THOMAS BOHLEN
    „How I Met Your Mother-“ Darsteller Neil Patrick Harris (r.) heiratete 2014 Schauspielkollege David Burtka in Italien. Das Paar hat zwei Kinder.
    „How I Met Your Mother-“ Darsteller Neil Patrick Harris (r.) heiratete 2014 Schauspielkollege David Burtka in Italien. Das Paar hat zwei Kinder. © REUTERS | REUTERS / DANNY MOLOSHOK
    Fußballerin Steffi Jones (r.) und Nicole Parma leben seit 2014 in einer eingetragenen Partnerschaft.
    Fußballerin Steffi Jones (r.) und Nicole Parma leben seit 2014 in einer eingetragenen Partnerschaft. © imago/Hartenfelser | imago stock&people
    Sie hat nie einen Hehl aus ihrer Homosexualität gemacht: Ex-Tennisstar Martina Navratilova hat mit 58 Jahren ihre langjährige Freundin Julia Lemigova 2014 in New York geehelicht.
    Sie hat nie einen Hehl aus ihrer Homosexualität gemacht: Ex-Tennisstar Martina Navratilova hat mit 58 Jahren ihre langjährige Freundin Julia Lemigova 2014 in New York geehelicht. © REUTERS | REUTERS / MIKE SEGAR
    Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger und ihre Lebensgefährtin Martina haben sich am 4. Juli 2016 getraut – an Böttingers 60. Geburtstag.
    Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger und ihre Lebensgefährtin Martina haben sich am 4. Juli 2016 getraut – an Böttingers 60. Geburtstag. © imago/Sven Simon | imago stock&people
    In Kalifornien wurde das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen 2008 aufgehoben. Star-Trek-Schauspieler George Takei (r.) („Mister Sulu“)und Manager Brad Altman waren die ersten, die in West-Hollywood die Eheschließung beantragten. Nach 21 Jahren Liebesbeziehung heiratete das Paar 2008.
    In Kalifornien wurde das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen 2008 aufgehoben. Star-Trek-Schauspieler George Takei (r.) („Mister Sulu“)und Manager Brad Altman waren die ersten, die in West-Hollywood die Eheschließung beantragten. Nach 21 Jahren Liebesbeziehung heiratete das Paar 2008. © imago stock&people | PicturePerfect
    Hollywood-Regisseur Roland Emmerich („The Day After Tomorrow“) hat 2017 in Los Angeles seinen Lebensgefährten Omar de Soto geheiratet.
    Hollywood-Regisseur Roland Emmerich („The Day After Tomorrow“) hat 2017 in Los Angeles seinen Lebensgefährten Omar de Soto geheiratet. © imago/Future Image | imago stock&people
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    Gibt es praktische Probleme bei der Umstellung?

    In den Eheregistern kann die gleichgeschlechtliche Ehe erst ab dem 1. November 2018 richtig erfasst werden. Bis dahin gibt es dort laut Innenministerium nur die bisherigen Einträge „Ehemann“ und „Ehefrau“. Das heißt, bei schwulen und lesbischen Paaren wird vorerst jeweils einer der beiden an falscher Stelle einsortiert. Gerhard Bangert vom Bundesverband der deutschen Standesbeamten spricht von einem Versäumnis im Gesetzgebungsverfahren. Nötig sei eine weitere Gesetzesänderung, die frühestens im nächsten Jahr in Kraft treten könne.

    In Regierungskreisen ist nicht jeder froh, dass es mit dem Gesetz am Ende so schnell ging. Dort heißt es, mit etwas mehr Zeit und Sorgfalt im Gesetzgebungsverfahren wäre das Problem mit dem Eheregister ausgeblieben. Den Trauungen schwuler und lesbischer Paare ab dem 1. Oktober steht dieses formale Problem aber nicht im Weg.

    Warum kam das Gesetz nach jahrzehntelanger Diskussion so plötzlich?

    Ende Juni rückte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) überraschend vom klaren Nein der CDU in dieser Frage ab und

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    . Die übrigen Fraktionen im Bundestag machten daraufhin Druck, um eine schnelle Entscheidung im Bundestag zu erreichen. Kurz darauf votierte das Parlament in offener Abstimmung mit großer Mehrheit für die Öffnung der Ehe.

    Kann das Ganze noch scheitern?

    Bayern prüft eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht.

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    . In ihrem Auftrag sollen nun Experten die Rechtslage klären – und die möglichen Chancen für eine Klage in Karlsruhe.

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    . Ob das Gesetz vor Gericht landet, ist also noch unklar. Und selbst wenn: Heiraten können Schwule und Lesben ab dem 1. Oktober trotzdem. (dpa)