Berlin. Viele Grundschüler haben keine Betreuung nach dem Unterricht – ein Problem für viele Eltern. Die Familienministerin will das ändern.

  • 44 Prozent der Grundschüler haben laut einer Studie nach dem Unterricht kein Betreuungsangebot
  • Bundesfamilienministerin Barley (SPD) bekräftigte ihre Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für die Kinder
  • Gute ganztägige Angebote seien wichtig für die Chancengleichheit

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) hat ihre Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler bekräftigt. „Es besteht dringender Handlungsbedarf bei der Schaffung eines bedarfsgerechten Angebots für Kinder im Grundschulalter“, erklärte Barley am Montag in Berlin. Gute ganztägige Angebote seien wichtig für ein gutes Aufwachsen von Kindern, Chancengleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Eltern.

Die SPD-Politikerin berief sich auf Ergebnisse von Experten des Kompetenzbüros „Wirksame Familienpolitik“. Die Wissenschaftler kommen laut Ministerium zu dem Schluss, dass bei den Grundschulkindern 44 Prozent kein Betreuungsangebot nach dem Unterricht haben. Mehr als 80 Prozent der Eltern und über 70 Prozent der Lehrer versprechen sich zudem bessere Chancen für benachteiligte Kinder durch ganztägige Angebote.

Experte fordert Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder bis zur fünften Klasse

Insgesamt beziffern die Forscher den bundesweiten Bedarf an zusätzlichen Ganztagsplätzen auf 280.000. Für rund 275.000 Mädchen und Jungen müsse zudem das Betreuungsangebot erweitert werden. Darüber hatte zunächst die Zeitung „Die Welt“ berichtet.

Die Ministerin verwies auch auf eine Rechtsexpertise des Berliner Sozialrechtlers Johannes Münder zum Thema „Bedarfsdeckende Förderung und Betreuung von Grundschulkindern durch Schaffung eines Rechtsanspruchs“. Der Experte regt an, einen Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder vom Schuleintritt bis zum Beginn der fünften Klasse vorzusehen. Münder zufolge müsste die Betreuung außerhalb der Schulzeit drei Stunden betragen und würde dann um 15 Uhr enden.

Bereits immer mehr Kleinkinder in Tagesbetreuung

Beim Übergang von der Kita zur Grundschule gebe es trotz des Ausbaus der Ganztagsschulen noch „Betreuungslücken“, hatte das Ministerium kürzlich auch in seiner Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag eingeräumt.

Den Rechtsanspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz für ihre Kleinkinder nutzen laut dem Statistischem Bundesamt nuzen bereits immer mehr Eltern. Am 1. März dieses Jahres wurden demnach rund 763.000 Kinder unter drei Jahren in einer Kita, einer Krippe oder von einer Tagesmutter betreut, das waren 5,7 Prozent Kleinkinder mehr als im Vorjahr.

Bund soll sich finanziell beteiligen

Barley zufolge ist die Ganztagsbetreuung von Kindern im Schulalter eines der Topthemen für Eltern. Mit dem Schuleintritt gebe es keinen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz mehr, obwohl der Unterricht oft bereits zur Mittagszeit ende. Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde daher für viele Eltern mit der Einschulung erneut und verschärft zum Problem, betonte die Ministerin.

Die Familienministerin will unter anderem mit den Ländern über die konkrete Ausgestaltung eines Rechtsanspruchs diskutieren. Auch der Bund soll sich finanziell beteiligen. (epd/dpa)