Wiesbaden/Hamburg. Immer mehr Kinder besuchen laut Statistischem Bundesamt eine Kita. Doch die Zuwächse unterscheiden sich je nach Region deutlich.

Immer mehr Eltern nutzen den Rechtsanspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz für ihre Kleinkinder. Dabei ist der Zuwachs in Norddeutschland besonders kräftig - mit einer Ausnahme.

Am 1. März dieses Jahres wurden rund 763.000 Kinder unter drei Jahren in einer Kita, einer Krippe oder von einer Tagesmutter betreut, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Das waren das 5,7 Prozent oder 41.300 Kinder mehr als im Vorjahr.

Wenig Steigerung in ostdeutschen Flächenländern

In Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nahm die Anzahl der betreuten Kleinkinder mit 10,2 beziehungsweise 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr am stärksten zu. In Mecklenburg-Vorpommern (+ 1,9 Prozent) war der Zuwachs am geringsten. Als Ursache nannten die Statistiker die bereits in der Vergangenheit hohen Betreuungszahlen in den ostdeutschen Flächenländern. Daher fiel die Steigerung dort nur noch gering aus.

Anstehen für einen Kita-Platz? Das sieht in manchen Städten so aus.
Anstehen für einen Kita-Platz? Das sieht in manchen Städten so aus. © dpa | Sebastian Willnow

Der starke Zuwachs in Schleswig-Holstein sei vor allem eine große Leistung der Kommunen und der Kitas, sagte Familien-Staatssekretär Matthias Badenhop. Land und Bund hätten mit höheren Zuschüssen dazu beigetragen. Das wachsende Angebot mache aber auch eine transparente Finanzierung und verlässliche Elternbeiträge umso notwendiger.

„Das bisherige System bringt offensichtlich Eltern, Kommunen und die Kitas an ihre Grenzen, daher wird die Landesregierung in dieser Legislaturperiode eine grundlegende Reform bei der Finanzierung auf den Weg bringen und weitere Investitionen in die Betreuungsqualität vornehmen“, sagte Badenhop.

Modellprojekte sollen Abhilfe schaffen

„In Hamburg haben wir das flexible Kita-Gutscheinsystem, das wesentlich dazu beiträgt, dass Kitas dort entstehen, wo sie gebraucht werden“, betonte Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde.

Ein wesentlicher Punkt sei auch die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitsmöglichkeiten. „Hierfür arbeiten wir mit Unternehmen und Kammern in der „Allianz für Familien“ zusammen. Dort werden Modellprojekte erprobt und dann übertragen, wenn sie erfolgreich waren“, erklärte er. Für die Zukunft benötige man allerdings mehr Fachkräfte.

Betreuungsschlüssel: Mehr als 2000 zusätzliche Erzieher wären nötig

Viele Kinder brauchen viele Betreuer.
Viele Kinder brauchen viele Betreuer. © dpa | Bernd Settnik

Eigentlich wollten Senat und Kitaverbände zum 1. August 2019 den Betreuungsschlüssel an den Krippen von derzeit noch eins zu 5,6 auf eins zu vier verbessern. Dies sei jedoch kaum zu schaffen, da dann auf einen Schlag mehr als 2000 zusätzliche Erzieher nötig wären, hatte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) vor kurzem erklärt.

Es gebe jedoch einen Ausgleich: So würden bereits vorzeitig zum 1. Januar 2018 und noch einmal zum 1. Januar 2019 jeweils 500 Erzieher zur Betreuung von Kindern bis zu drei Jahren eingestellt. Noch einmal die gleiche Menge folge dann Anfang 2020 und 2021.

15,4 Prozent der Eltern nutzen Tagespflege

Die meisten Kinder waren in Deutschland zum Stichtag 1. März in Kitas oder Krippen untergebracht (84,6 Prozent). Tagespflegemütter oder -väter nutzten 15,4 Prozent der Eltern. Bundesweit gab es zum Stichtag 1. März 55.266 Einrichtungen wie Kitas oder Krippen und 43.951 Tagespflegepersonen. Bei beiden war gemessen am Vorjahr ein leichter Zuwachs von 0,6 beziehungsweise 1,4 Prozent zu verzeichnen.

Seit vier Jahren gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen bundesweiten Rechtsanspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz. (dpa)