Paris. Emmanuel Macron hat es offenbar eilig. Am Tag nach seinem Berlin-Besuch will der neue französische Präsident seine Minister ernennen.

Der neue französische Präsident Emmanuel Macron will an diesem Dienstag in Paris seine Regierung präsentieren. Der 39-jährige Staatschef dürfte Politiker aus verschiedenen Lagern ernennen.

Macron hatte am Montag bereits den Konservativen Edouard Philippe (46) zum Premierminister gemacht. Philippe war bislang Abgeordneter und Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre und gehört zum moderaten Flügel der konservativen Republikaner-Partei um Ex-Premier Alain Juppé.

Philippes Berufung könnte Konservative spalten

Der konservative Politiker Edouard Philippe (46) wird Frankreichs neuer Premierminister. Er schlägt dem Präsidenten laut Verfassung die Regierungsmitglieder vor.
Der konservative Politiker Edouard Philippe (46) wird Frankreichs neuer Premierminister. Er schlägt dem Präsidenten laut Verfassung die Regierungsmitglieder vor. © dpa | Charly Triballeau

„Ich bin dabei, eine Regierung zusammenzustellen“, sagte Philippe am Montagabend dem TV-Sender TF1. Laut Verfassung ernennt der Staatschef die Regierungsmitglieder auf Vorschlag des Premiers. Philippes Berufung könnte zu einer Spaltung der Konservativen führen.

Aussichten auf ein hohes Ministeramt haben der ebenfalls konservative Ex-Ressortchef Bruno Le Maire oder die liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard. Auch der Zentrumspolitiker François Bayrou wird für ein wichtiges Ressort gehandelt.

Macron strebt enge Partnerschaft mit Deutschland an

Der konservative frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hat Chancen auf ein erneutes Ministeramt.
Der konservative frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hat Chancen auf ein erneutes Ministeramt. © imago/PanoramiC | imago stock&people

Macron hatte am Sonntag als jüngster Präsident aller Zeiten die Macht im Élyséepalast übernommen. Er will das traditionelle Links-Rechts-Schema der französischen Politik durchbrechen. Bei seinem ersten Auslandsbesuch war er am Montag in Berlin von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfangen worden.

Der 39-jährige Macron hatte im Wahlkampf eine klar pro-europäische Linie gegen die rechtspopulistische EU-Gegnerin Marine Le Pen vertreten und strebt eine enge Partnerschaft mit Deutschland an.

„Tiefgreifende Reformen“ gegen Massenarbeitslosigkeit

Auch die liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard könnte Teil der neuen französischen Regierung werden,...
Auch die liberale Europaabgeordnete Sylvie Goulard könnte Teil der neuen französischen Regierung werden,... © imago/PanoramiC | imago stock&people

Merkel und Macron kündigten an, die Modernisierung der Europäischen Union voranzutreiben. Sie sind dabei auch offen für die Änderung bestehender Verträge. Beide kündigten einen gemeinsamen Fahrplan für Reformen in der EU und der Eurozone an. Im Juli nach den Parlamentswahlen in Frankreich soll es dazu eine gemeinsame Kabinettssitzung geben.

Macron kündigte „tiefgreifende Reformen“ in seinem Land an. Frankreich sei es in den vergangenen 30 Jahren nicht gelungen, das Problem der Massenarbeitslosigkeit zu lösen. Geplant ist unter anderem eine Reform des als starr kritisierten Arbeitsrechts mit Verordnungen.

Kinder sollen wieder früher Deutsch lernen

... genau wie der frühere Präsidentschaftskandidat Francois Bayrou.
... genau wie der frühere Präsidentschaftskandidat Francois Bayrou. © REUTERS | GONZALO FUENTES

Macron will eine umstrittene Reform beim Deutschunterricht zurücknehmen. Zweisprachenklassen solle es vom nächsten Schuljahr an wieder in Frankreich geben, verlautete aus seiner Umgebung. 2015 war die Abschaffung der sogenannten Zweisprachenklassen beschlossen worden, in denen Schüler schon von Beginn der Sekundarstufe an neben Englisch auch Deutsch lernen konnten.

Knapp 30 Politiker der Republikaner und der Zentrumspartei UDI appellierten an ihr eigenes Lager, auf Macrons „ausgestreckte Hand“ zu antworten. „Die Rechte und das Zentrum müssen das Ausmaß des politischen Wandels erkennen, der unter ihren Augen geschieht“, schrieben sie nach französischen Medienberichten. Die prominenten Ex-Minister Nathalie Kosciusko-Morizet und Jean-Louis Borloo ziehen bei dem Appell mit, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. (dpa)

So empfing Merkel Präsident Macron

Der neue französische Präsident Macron ist für seinen ersten Staatsbesuch nach Berlin gekommen. Hier traf er auf Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Der neue französische Präsident Macron ist für seinen ersten Staatsbesuch nach Berlin gekommen. Hier traf er auf Bundeskanzlerin Angela Merkel. © Getty Images | Sean Gallup
Die Gastgeberin empfing den 39-Jährigen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Erst einen Tag zuvor war Macron als neuer Präsident Frankreichs vereidigt worden.
Die Gastgeberin empfing den 39-Jährigen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Erst einen Tag zuvor war Macron als neuer Präsident Frankreichs vereidigt worden. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Zum Auftakt des Kurzbesuchs wurde Macron mit militärischen Ehren begrüßt. Bei dem Treffen der beiden Staatschefs dürften die Zukunft der EU und neue Akzente im deutsch-französischen Verhältnis im Mittelpunkt stehen.
Zum Auftakt des Kurzbesuchs wurde Macron mit militärischen Ehren begrüßt. Bei dem Treffen der beiden Staatschefs dürften die Zukunft der EU und neue Akzente im deutsch-französischen Verhältnis im Mittelpunkt stehen. © REUTERS | PAWEL KOPCZYNSKI
Merkel sagte unmittelbar vor dem Treffen, sie begegne ihm „offen und voller Sympathie“ und wolle keinesfalls als „Besserwisser“ auftreten.
Merkel sagte unmittelbar vor dem Treffen, sie begegne ihm „offen und voller Sympathie“ und wolle keinesfalls als „Besserwisser“ auftreten. © dpa | Michael Kappeler
Die Kanzlerin sagte vor dem Treffen auch, dass sie „freundschaftlich, partnerschaftlich und in großem Respekt füreinander die Zusammenarbeit angehen“ wollten.
Die Kanzlerin sagte vor dem Treffen auch, dass sie „freundschaftlich, partnerschaftlich und in großem Respekt füreinander die Zusammenarbeit angehen“ wollten. © dpa | Kay Nietfeld
Der neue französische Präsident verfolgt eine pro-europäische Linie. Dennoch dürfte er mit seinen Ideen zur Reform der europäischen Währungsunion auch einige Kritik in der Bundesrepublik auf sich ziehen.
Der neue französische Präsident verfolgt eine pro-europäische Linie. Dennoch dürfte er mit seinen Ideen zur Reform der europäischen Währungsunion auch einige Kritik in der Bundesrepublik auf sich ziehen. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Am Montag demonstrierten vor dem Kanzleramt zahlreiche Menschen für ein starkes Europa. Mehrere Hundert Anhänger der Organisation „Pulse of Europe“ versammelten sich in Berlin.
Am Montag demonstrierten vor dem Kanzleramt zahlreiche Menschen für ein starkes Europa. Mehrere Hundert Anhänger der Organisation „Pulse of Europe“ versammelten sich in Berlin. © Getty Images | Sean Gallup
Sie trugen Transparente „im Namen der Freundschaft“ und feierten, dass sie bei dem Staatsbesuch Emmanuel Macron empfangen durften – und nicht die unterlegene rechtspopulistische Konkurrentin Marine Le Pen.
Sie trugen Transparente „im Namen der Freundschaft“ und feierten, dass sie bei dem Staatsbesuch Emmanuel Macron empfangen durften – und nicht die unterlegene rechtspopulistische Konkurrentin Marine Le Pen. © Getty Images | Sean Gallup
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