Paris. Beim Finale des französischen Präsidentschaftswahlkampfes zieht die kämpferische Marine Le Pen gegen Emmanuel Macron alle Register.

Sollte Emmanuel Macron gedacht haben, der Weg in den Élysée-Palast sei nur noch ein Spaziergang, dann hat er sich getäuscht. Nach seinem Erfolg in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl ist der Jubel verflogen. Marine Le Pen, Chefin des rechtsextremen Front National, setzt ihrem Rivalen hart zu. Dessen Wahlkampf kam nach einer vorgezogenen Siegesfeier in einem Pariser Edel-Bistro nur schleppend wieder in Gang. Vor allem aber hat sich wider Erwarten keine „republikanische Abwehrfront“ gegen die Gefahr von ganz rechts gebildet, die Macron Auftrieb verschafft hätte.

Zwar hat sich die Sozialistische Partei nach dem Ausscheiden ihres Kandidaten ohne Wenn und Aber hinter Macron gestellt. Doch die konservativen Republikaner fordern lediglich dazu auf, am Sonntag nicht für Le Pen zu stimmen. Genau wie der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, der erst nach langem Zögern sagte, er „persönlich“ werde auf keinen Fall für Le Pen votieren.

Taktieren ist eine Steilvorlage für Le Pen

Dass Macron scheitert, wollen weder Mélenchon noch die Konservativen. Aber stärken wollen sie ihn mit Blick auf die Parlamentswahlen im Juni auch nicht. Mélenchon will linker Oppositionsführer werden, die bürgerlichen Republikaner hoffen auf eine Parlamentsmehrheit, mit der sie den Präsidenten zur Ernennung eines Regierungschefs aus ihren Reihen zwingen könnten.

Dieses Taktieren ist eine Steilvorlage für Le Pen. Den Linkswählern macht sie Macron als „Wildwest-Liberalen“ und Freund der Bosse madig. Anhänger des bürgerlichen Lagers warnt sie, er sei als Erbe von Noch-Amtsinhaber François Hollande angetreten. In Umfragen, Macron liegt bei 60 Prozent, schlägt sich dieser Beschuss noch nicht nieder. Aber die Zahl der Unentschlossenen steigt.