Paris/Bordeaux. Der Konservative Francois Fillon steht immer mehr unter Druck. Sein Parteikollege Nicolas Sarkozy forderte wie Viele seinen Rücktritt.

Sieben Wochen vor der Präsidentenwahl in Frankreich erhöhen die Konservativen den Druck auf ihren angeschlagenen Kandidaten Francois Fillon. Er solle verzichten und seinen Nachfolger selbst wählen, verlautete am Montag aus dem Lager von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wenige Stunden vor einem Krisentreffen der Republikaner-Spitze.

Ex-Regierungschef Alain Juppé, der wiederholt als Alternative zu Fillon genannt wurde, sagte endgültig ab: "Ich wiederhole, für mich ist es zu spät, aber es ist nicht zu spät für Frankreich."

Juppé nahm seiner Partei damit die Hoffnung, rasch einen erfolgversprechenden Ersatz für den durch eine Scheinbeschäftigungsaffäre belasteten Fillon finden zu können. Dieser hält bislang an seiner Kandidatur fest und hat damit Putschdrohungen provoziert. Den Konservativen rennt die Zeit davon. Bis zum 17. März müssen alle Präsidentschaftskandidaten formell bestätigt sein

Fillon soll laut eigener Partei Nachfolger benennen

Aus dem Sarkozy-Lager verlautete, der Fraktionschef der Republikaner in der Nationalversammlung, Christian Jacob, solle sich mit Fillon treffen und ihn auffordern, einen Ersatzkandidaten zu wählen. Diese Lösung sei bei einem Treffen der Gruppierung gefunden worden, sagte ein Teilnehmer.

Fillon schart seine Anhänger um sich

In Sichtweite des Eifelturms hält Francois Fillon seine Kundgebung ab. Der Konservative steht massiv in der Kritik und wird auch von seiner eigenen Partei mit Rücktrittsforderungen überhäuft.
In Sichtweite des Eifelturms hält Francois Fillon seine Kundgebung ab. Der Konservative steht massiv in der Kritik und wird auch von seiner eigenen Partei mit Rücktrittsforderungen überhäuft. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Fillon ist Spitzenkandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahlen im April.
Fillon ist Spitzenkandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahlen im April. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Er wird wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten kritisiert. In seiner Partei wollen viele den Zweitplatzierten Alain Juppé an der Spitze sehen.
Er wird wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten kritisiert. In seiner Partei wollen viele den Zweitplatzierten Alain Juppé an der Spitze sehen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Am Sonntag schaffte Fillon es, Tausende um sich zu versammeln. Die Veranstalter sprachen von 200.000, was von anwesenden Journalisten jedoch stark bezweifelt wurde.
Am Sonntag schaffte Fillon es, Tausende um sich zu versammeln. Die Veranstalter sprachen von 200.000, was von anwesenden Journalisten jedoch stark bezweifelt wurde. © dpa | Thibault Camus
Am Abend kündigte Fillon ebenfalls an, in den Hauptnachrichten auftreten zu wollen.
Am Abend kündigte Fillon ebenfalls an, in den Hauptnachrichten auftreten zu wollen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Francois Fillon mit seiner Frau Penelope und seiner Tochter Marie.
Francois Fillon mit seiner Frau Penelope und seiner Tochter Marie. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Penelope Fillon verteidigte das Vorgehen ihres Mannes. Ihre Anstellung sei legal gewesen, sagte sie der Zeitung „Journal du Dimanche“ gegenüber.
Penelope Fillon verteidigte das Vorgehen ihres Mannes. Ihre Anstellung sei legal gewesen, sagte sie der Zeitung „Journal du Dimanche“ gegenüber. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Die Gegner in seiner eigenen Partei planen nun einen „respektvollen“ Rücktritt Fillons. Der wiederum scheint nicht an das Aufgeben zu denken.
Die Gegner in seiner eigenen Partei planen nun einen „respektvollen“ Rücktritt Fillons. Der wiederum scheint nicht an das Aufgeben zu denken. © dpa | Thibault Camus
Und auch die Gegner von Fillon schlafen nicht: Protestmarsch gegen den Präsidentschaftskandidaten Fillon.
Und auch die Gegner von Fillon schlafen nicht: Protestmarsch gegen den Präsidentschaftskandidaten Fillon. © dpa | Zacharie Scheurer
1/9

Der Abgeordnete der Republikaner, Georges Fenech, rief seine Parteifreunde auf, den früheren Finanzminister Francois Baroin zu unterstützen und mit ihm einen glaubwürdigen Kandidaten für die Wahl des Staatsoberhauptes aufzustellen.

Als solch ein Bewerber galt vielen Franzosen Juppé. Doch der Bürgermeister von Bordeaux äußerte sich unmissverständlich: "Ich erkläre ein für alle mal, dass ich nicht Kandidat für die Präsidentschaft der Republik sein werde." Sarkozy hatte zuvor per Twitter erklärt, er wolle mit Juppé und Fillon "einen würdevollen und glaubhaften Weg aus der Situation suchen".

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Juppé gegenüber Fillon: Was für eine Verschwendung“

Juppé ging nicht auf Sarkozys Vorschlag ein, kritisierte aber Fillons Verhalten. "Was für eine Verschwendung!", sagte er über dessen Wahlkampf. Fillon habe die Chance auf den Wahlsieg verspielt. Der 63-Jährige sei stur und habe sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Es sei schwieriger denn je, die Republikaner zu einen. Die Menschen wünschten sich neue Gesichter, erklärte Juppé seinen Verzicht.

Juppé war in der Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen hinter Fillon auf Platz zwei gekommen. Das brachte den Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, auf die Idee, dass Fillon als Kandidat abgesetzt werden und kurzerhand der Zweitplatzierte übernehmen solle. Man werde einen "alternativen Weg zu Fillon" vorschlagen, kündigte der einflussreiche Republikaner Estrosi am Sonntag an. "Wir haben keine Zeit für Debatten darüber, wer der Talentierteste ist."

Fillon hinter Umfragen hinter Le Pen und Macron

Gegen Fillon laufen seit Wochen Ermittlungen wegen Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope und seiner Kinder. Am 15. März muss er dazu vor einem Ermittlungsrichter aussagen. Fillon hat wiederholt seine Unschuld beteuert und noch am Sonntag erklärt, er werde an seiner Kandidatur festhalten.

Fillon lag lange in Umfragen vorn, verlor aber seit Bekanntwerden der Vorwürfe. Den jüngsten Erhebungen zufolge würde die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, in der ersten Runde am 23. April auf 27 Prozent kommen. Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron erhielte 24 Prozent. Fillon käme auf 19 Prozent, damit hätten es die Konservativen erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in die Stichwahl geschafft.

Bei diesem für den 7. Mai geplanten Wahlgang würde der Umfrage zufolge Macron mit 60 Prozent Le Pen schlagen. Knapper fiele eine Stichwahl zwischen Fillon und Le Pen aus. Wenn Fillon doch in die Stichwahl käme, dann würde er mit 56 Prozent gegen Le Pen (44 Prozent) gewinnen. (rtr)