Paris/Bordeaux. Der Konservative Francois Fillon steht immer mehr unter Druck. Sein Parteikollege Nicolas Sarkozy forderte wie Viele seinen Rücktritt.
Sieben Wochen vor der Präsidentenwahl in Frankreich erhöhen die Konservativen den Druck auf ihren angeschlagenen Kandidaten Francois Fillon. Er solle verzichten und seinen Nachfolger selbst wählen, verlautete am Montag aus dem Lager von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wenige Stunden vor einem Krisentreffen der Republikaner-Spitze.
Ex-Regierungschef Alain Juppé, der wiederholt als Alternative zu Fillon genannt wurde, sagte endgültig ab: "Ich wiederhole, für mich ist es zu spät, aber es ist nicht zu spät für Frankreich."
Juppé nahm seiner Partei damit die Hoffnung, rasch einen erfolgversprechenden Ersatz für den durch eine Scheinbeschäftigungsaffäre belasteten Fillon finden zu können. Dieser hält bislang an seiner Kandidatur fest und hat damit Putschdrohungen provoziert. Den Konservativen rennt die Zeit davon. Bis zum 17. März müssen alle Präsidentschaftskandidaten formell bestätigt sein
Fillon soll laut eigener Partei Nachfolger benennen
Aus dem Sarkozy-Lager verlautete, der Fraktionschef der Republikaner in der Nationalversammlung, Christian Jacob, solle sich mit Fillon treffen und ihn auffordern, einen Ersatzkandidaten zu wählen. Diese Lösung sei bei einem Treffen der Gruppierung gefunden worden, sagte ein Teilnehmer.
Fillon schart seine Anhänger um sich
Der Abgeordnete der Republikaner, Georges Fenech, rief seine Parteifreunde auf, den früheren Finanzminister Francois Baroin zu unterstützen und mit ihm einen glaubwürdigen Kandidaten für die Wahl des Staatsoberhauptes aufzustellen.
Als solch ein Bewerber galt vielen Franzosen Juppé. Doch der Bürgermeister von Bordeaux äußerte sich unmissverständlich: "Ich erkläre ein für alle mal, dass ich nicht Kandidat für die Präsidentschaft der Republik sein werde." Sarkozy hatte zuvor per Twitter erklärt, er wolle mit Juppé und Fillon "einen würdevollen und glaubhaften Weg aus der Situation suchen".
Juppé gegenüber Fillon: Was für eine Verschwendung“
Juppé ging nicht auf Sarkozys Vorschlag ein, kritisierte aber Fillons Verhalten. "Was für eine Verschwendung!", sagte er über dessen Wahlkampf. Fillon habe die Chance auf den Wahlsieg verspielt. Der 63-Jährige sei stur und habe sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Es sei schwieriger denn je, die Republikaner zu einen. Die Menschen wünschten sich neue Gesichter, erklärte Juppé seinen Verzicht.
Juppé war in der Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur der Konservativen hinter Fillon auf Platz zwei gekommen. Das brachte den Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, auf die Idee, dass Fillon als Kandidat abgesetzt werden und kurzerhand der Zweitplatzierte übernehmen solle. Man werde einen "alternativen Weg zu Fillon" vorschlagen, kündigte der einflussreiche Republikaner Estrosi am Sonntag an. "Wir haben keine Zeit für Debatten darüber, wer der Talentierteste ist."
Fillon hinter Umfragen hinter Le Pen und Macron
Gegen Fillon laufen seit Wochen Ermittlungen wegen Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope und seiner Kinder. Am 15. März muss er dazu vor einem Ermittlungsrichter aussagen. Fillon hat wiederholt seine Unschuld beteuert und noch am Sonntag erklärt, er werde an seiner Kandidatur festhalten.
Fillon lag lange in Umfragen vorn, verlor aber seit Bekanntwerden der Vorwürfe. Den jüngsten Erhebungen zufolge würde die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, in der ersten Runde am 23. April auf 27 Prozent kommen. Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron erhielte 24 Prozent. Fillon käme auf 19 Prozent, damit hätten es die Konservativen erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in die Stichwahl geschafft.
Bei diesem für den 7. Mai geplanten Wahlgang würde der Umfrage zufolge Macron mit 60 Prozent Le Pen schlagen. Knapper fiele eine Stichwahl zwischen Fillon und Le Pen aus. Wenn Fillon doch in die Stichwahl käme, dann würde er mit 56 Prozent gegen Le Pen (44 Prozent) gewinnen. (rtr)