Berlin. Mit Gauck geht ein Präsident, der Dinge klar beim Namen nennt. Seine letzte Rede zeigt, wie groß die Lücke wird, die er hinterlässt.

Der Beifall im Schloss Bellevue war lange und ehrlich. Joachim Gauck hat mit seiner letzten großen Rede noch einmal schmerzlich klar gemacht, wie groß die Lücke ist, die er hinterlassen wird.

Joachim Gauck war ein idealer Bundespräsident. Empathisch, sympathisch und klug als internationaler Repräsentant unseres Landes. Und zu Hause bewies er zusätzlich ein exzellentes Gespür für die Momente, in der die operative Politik dringend Verstärkung oder Korrektur bedurfte. Mit seinem Mut zum offenen Wort hat er die Identitätskrise des höchsten Staatsamtes beendet.

Gauck fand klare Worte

Joachim Gauck hat die olympischen Spiele der Russen schon boykottiert, als die deutsche Außenpolitik den Aggressor Putin noch mit verbalen Wattebäuschchen bewarf. Er fand klare Worte zur Türkei, nannte den Völkermord an den Armeniern beim Namen und verteidigte auch glaubhaft die Freiheit der Presse gegen die Diffamierung als „Lügenpresse“.

Gauck verzichtete gestern in seiner Rede auf den sentimentalen Rückblick, sondern nutzte die letzte große Aufmerksamkeit für einen Weckruf: Passt auf, Politiker! Deutschland muss wehrhaft gegen seine Feinde sein! Das geht an die Adresse der Kanzlerin, die in der Flüchtlingspolitik rechtsfreie Zustände hingenommen hat.

Forderungen sind glaubwürdig

Die Warnung gilt auch denen, die nicht den Mut aufbringen, die sogenannten „Gefährder“ unserer offenen Gesellschaft entweder wegzusperren oder konsequent außer Landes zu bringen. Der DDR-Bürger Gauck hat lange ein repressives Regime erlebt. Deshalb ist seine Forderung nach dem starken Staat besonders glaubwürdig.

Wer Gauck aus der Nähe erleben durfte, weiß, dass die Kraft des 76-Jährigen für eine weitere Amtszeit gereicht hätte. Aber Gauck hat eine junge Frau, eine große Familie und will sein Leben im Ruhestand noch genießen. Es sei ihm gegönnt, er hat es sich verdient.