Berlin. Die Amtszeit von Joachim Gauck endet. Nach fünf Jahren als Bundespräsident fühlt er stärker die Bedrohungen für unser Land, sagt er.

  • Gauck spricht in letzter Rede seiner fünfjährigen Amtszeit vor allem über die Demokratie
  • „Große Anstrengungen sind notwendig“, um unser Land künftig stark zu machen, sagt er
  • Gauck fordert ein noch stärkeres internationales Engagement Deutschlands

In einer Rede zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit hat Bundespräsident Joachim Gauck eindringlich zur Verteidigung der Demokratie aufgerufen. Er glaube auch heute noch, dass das aktuelle Deutschland das beste und demokratischste sei, „das wir jemals hatten“, sagte er im Schloss Bellevue in Berlin. „Nun, nach fast fünf Jahren, bin ich stärker beeinflusst von dem Bewusstsein, dass diesem demokratischen und stabilen Deutschland auch Gefahren drohen. Und dass große Anstrengungen notwendig sein werden, um es für die Zukunft stark zu machen.“

In der Debatte über Konsequenzen aus den Terroranschlägen in Deutschland plädierte er für einen starken Staat. „Der Rechtsstaat verliert, wenn er sich im Kampf gegen Gewalt und Terror als zu schwach oder gar hilflos erweist“, sagte er. Mehr Sicherheit sei keine Gefahr für die Demokratie, sondern ein Erfordernis zu ihrem Schutz. Er mahnte auch: Ohne eine dauerhafte Sicherung der Außengrenzen und ohne eine Verbesserung der Lebensumstände in den Herkunftsländern würden krisenhafte Zuspitzungen wie in der Flüchtlingskrise auch in Zukunft zu erwarten sein.

Gauck warnt vor pazifistischer Haltung

Joachim Gauck: Sein Leben in Bildern

Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Seine Amtszeit endete offiziell am 18. März 2017. Diese Fotostrecke zeigt weitere Bilder seiner Karriere.
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Seine Amtszeit endete offiziell am 18. März 2017. Diese Fotostrecke zeigt weitere Bilder seiner Karriere. © dpa | Tobias Schwarz
Gauck wurde am 24. Januar 1940 in Rostock geboren, wo er später auch zur Schule ging und Theologie studierte.
Gauck wurde am 24. Januar 1940 in Rostock geboren, wo er später auch zur Schule ging und Theologie studierte. © dpa | Fredrik Von Erichsen
Vereidigung: Bundespräsident Joachim Gauck sprach am 23. März 2012 im Bundestag in Berlin den Amtseid. Rechts: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Vereidigung: Bundespräsident Joachim Gauck sprach am 23. März 2012 im Bundestag in Berlin den Amtseid. Rechts: Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). © dpa | Rainer Jensen
Von Anfang an hatte Joachim Gauck bei den Bürgern großen Rückhalt – so wie bei diesem Demonstranten, der sich für seine Wahl ausgesprochen hatte.
Von Anfang an hatte Joachim Gauck bei den Bürgern großen Rückhalt – so wie bei diesem Demonstranten, der sich für seine Wahl ausgesprochen hatte. © © epd-bild / Rolf Zöllner | Rolf Zöllner
Keine einfache Beziehung: Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) hatte Gauck als Bundespräsidenten eigentlich nicht auf der Liste. Erst als ihr damaliger Koalitionspartner FDP für Gauck votierte, schaltete auch Merkel um.
Keine einfache Beziehung: Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) hatte Gauck als Bundespräsidenten eigentlich nicht auf der Liste. Erst als ihr damaliger Koalitionspartner FDP für Gauck votierte, schaltete auch Merkel um. © dpa | Britta Pedersen
Das Paar: Joachim Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt war die First Lady.
Das Paar: Joachim Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt war die First Lady. © Getty Images | Pool
Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt (r.) und seiner Tochter Gesine Lange (l.).
Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt (r.) und seiner Tochter Gesine Lange (l.). © © epd-bild / Peter Roggenthin | Peter Roggenthin
Vom Pfarrer zum Politiker: Joachim Gauck hatte sich in seinen Jahren als Pastor im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs immer wieder kritisch gegenüber der DDR-Regierung geäußert.
Vom Pfarrer zum Politiker: Joachim Gauck hatte sich in seinen Jahren als Pastor im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs immer wieder kritisch gegenüber der DDR-Regierung geäußert. © epd | Hans-Peter Stiebing
Als die Widerstandsbewegung Fahrt aufnahm, war er Mitbegründer des Neuen Forums und dessen Sprecher in Rostock.
Als die Widerstandsbewegung Fahrt aufnahm, war er Mitbegründer des Neuen Forums und dessen Sprecher in Rostock. © imago/Rolf Zöllner | imago stock&people
Als Abgeordneter des Neuen Forums in der DDR-Volkskammer begann für Joachim Gauck die politische Laufbahn. Hier bespricht er sich mit Markus Meckel (SPD).
Als Abgeordneter des Neuen Forums in der DDR-Volkskammer begann für Joachim Gauck die politische Laufbahn. Hier bespricht er sich mit Markus Meckel (SPD). © Stana
Die konstituierende Sitzung der neuen Volkskammer der DDR im Jahr 1990: Joachim Gauck mit Wolfgang Ullmann von den Grünen. Gauck zog als Abgeordneter der Bürgerbewegungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen hatten, in die Volkskammer ein. Er wurde zum Chef des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit gewählt.
Die konstituierende Sitzung der neuen Volkskammer der DDR im Jahr 1990: Joachim Gauck mit Wolfgang Ullmann von den Grünen. Gauck zog als Abgeordneter der Bürgerbewegungen, die sich im Bündnis 90 zusammengeschlossen hatten, in die Volkskammer ein. Er wurde zum Chef des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit gewählt. © imago | Stana
Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker berief Gauck, den die Stasi einst selbst überwachen ließ, am 3. Oktober 1990 zum Sonderbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Die zuständige Behörde, die die Unterlagen der Stasi danach verwaltete und erforschte, wurde auch „Gauck-Behörde“ genannt.
Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker berief Gauck, den die Stasi einst selbst überwachen ließ, am 3. Oktober 1990 zum Sonderbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Die zuständige Behörde, die die Unterlagen der Stasi danach verwaltete und erforschte, wurde auch „Gauck-Behörde“ genannt. © imago stock&people | imago
Als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen sorgte Joachim Gauck dafür, dass ab 1992 Bürgerrechtler Einsicht in ihre Akten nehmen konnten.
Als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen sorgte Joachim Gauck dafür, dass ab 1992 Bürgerrechtler Einsicht in ihre Akten nehmen konnten. © © epd-bild / Rolf Zöllner | Rolf Zöllner
Joachim Gauck an seinem Schreibtisch in der „Gauck-Behörde“ in Berlin. 1995 wurde er vom Bundestag für eine zweite Amtszeit zum Leiter berufen. 2000 schied er aus der Behörde aus, weil per Gesetz nur zwei Amtszeiten an der Spitze der Einrichtung möglich sind.
Joachim Gauck an seinem Schreibtisch in der „Gauck-Behörde“ in Berlin. 1995 wurde er vom Bundestag für eine zweite Amtszeit zum Leiter berufen. 2000 schied er aus der Behörde aus, weil per Gesetz nur zwei Amtszeiten an der Spitze der Einrichtung möglich sind. © © epd-bild / Rolf Zöllner | Rolf Zöllner
Joachim Gauck in der heimeligen Höhle des Löwen – dem sogenannten Kupferkessel der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Ruschestrasse in Berlin.
Joachim Gauck in der heimeligen Höhle des Löwen – dem sogenannten Kupferkessel der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Ruschestrasse in Berlin. © © epd-bild / Rolf Zöllner | Rolf Zöllner
Seine Stimme hat stets Gewicht: Joachim Gauck während einer Rede vor dem Bundestag zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer.
Seine Stimme hat stets Gewicht: Joachim Gauck während einer Rede vor dem Bundestag zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer. © REUTERS | Reuters Photographer
Im Schatten der Grenze: Joachim Gauck am ehemaligen Grenzzaun der DDR in Hötensleben (Sachsen-Anhalt), der dort seit Januar 1990 unter Denkmalschutz steht.
Im Schatten der Grenze: Joachim Gauck am ehemaligen Grenzzaun der DDR in Hötensleben (Sachsen-Anhalt), der dort seit Januar 1990 unter Denkmalschutz steht. © © epd-bild / Frank Drechsler | Drechsler, Frank
Nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter für die Stasi-Unterlagen war Gauck oft als Gast in politischen Diskussionsrunden und Talkshows zu sehen. Der parteilose Gauck trat auch in Ehrenämtern für seine freiheitlich-liberale Politik ein. Ebenso ging er im Jahr 2001 seinem einstigen Berufswunsch nach – als Journalist. Von Januar bis November moderierte er die ARD-Talkshow „Joachim Gauck“, in der er unter anderem auch mit der heutigen Kanzlerin Angela Merkel eine Gesprächspartnerin fand.
Nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter für die Stasi-Unterlagen war Gauck oft als Gast in politischen Diskussionsrunden und Talkshows zu sehen. Der parteilose Gauck trat auch in Ehrenämtern für seine freiheitlich-liberale Politik ein. Ebenso ging er im Jahr 2001 seinem einstigen Berufswunsch nach – als Journalist. Von Januar bis November moderierte er die ARD-Talkshow „Joachim Gauck“, in der er unter anderem auch mit der heutigen Kanzlerin Angela Merkel eine Gesprächspartnerin fand. © imago/teutopress | imago stock&people
Vertauschte Rollen: Christian Wulff musste nach mehreren Vorwürfen der Vorteilsnahme im Amt am 17. Februar 2012 als Bundespräsident zurücktreten. Gauck wurde in der folgenden Woche von Union, FDP, SPD und Grünen als gemeinsamer Kandidat vorgestellt. Am 18. März 2012 wurde Gauck zum Bundespräsidenten gewählt, bei seiner Vereidigung vier Tage später erhielt er die Gratulationen von Wulff, die er gut eineinhalb Jahre zuvor in die andere Richtung gerichtet hatte.
Vertauschte Rollen: Christian Wulff musste nach mehreren Vorwürfen der Vorteilsnahme im Amt am 17. Februar 2012 als Bundespräsident zurücktreten. Gauck wurde in der folgenden Woche von Union, FDP, SPD und Grünen als gemeinsamer Kandidat vorgestellt. Am 18. März 2012 wurde Gauck zum Bundespräsidenten gewählt, bei seiner Vereidigung vier Tage später erhielt er die Gratulationen von Wulff, die er gut eineinhalb Jahre zuvor in die andere Richtung gerichtet hatte. © imago stock&people | imago stock&people
Präsidenten unter sich: Joachim Gauck 2012 im Gespräch mit einem seiner Amtsvorgänger, Richard von Weizsäcker († 31. Januar 2015). 
Präsidenten unter sich: Joachim Gauck 2012 im Gespräch mit einem seiner Amtsvorgänger, Richard von Weizsäcker († 31. Januar 2015).  © © epd-bild / Andreas Schoelzel | Andreas Schoelzel
Präsident trifft Pontifex: Der damals noch amtierende Papst Benedikt XVI. empfing Joachim Gauck im Dezember 2012 im Vatikan zur Privataudienz.
Präsident trifft Pontifex: Der damals noch amtierende Papst Benedikt XVI. empfing Joachim Gauck im Dezember 2012 im Vatikan zur Privataudienz. © © epd-bild / Gennari / Siciliani | Cristian Gennari
Zurück zu den Wurzeln: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Gauck bei einer Gedenkfeier in Leipzig, wo im Oktober 2013 mit einer „89
Zurück zu den Wurzeln: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Gauck bei einer Gedenkfeier in Leipzig, wo im Oktober 2013 mit einer „89" aus brennenden Kerzen der friedlichen Revolution von 1989 gedacht wurde. © © epd-bild / Jens Schlüter | Jens Schlüter
Der Präsident und die Kanzlerin: Im Dezember 2013 überreichte Joachim Gauck Angela Merkel nach ihrem Wahlsieg die Ernennungsurkunde.
Der Präsident und die Kanzlerin: Im Dezember 2013 überreichte Joachim Gauck Angela Merkel nach ihrem Wahlsieg die Ernennungsurkunde. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Mir nach! Bundespräsident Joachim Gauck im Januar 2014 mit jungen Sternsingern im Schloss Bellevue.
Mir nach! Bundespräsident Joachim Gauck im Januar 2014 mit jungen Sternsingern im Schloss Bellevue. © © epd-bild / Rolf Zöllner | Rolf Zöllner
Gedenken an den Holocaust: Joachim Gauck legte im Mai 2014 in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar eine Blume für die Opfer der Nazi-Gewalt nieder.
Gedenken an den Holocaust: Joachim Gauck legte im Mai 2014 in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar eine Blume für die Opfer der Nazi-Gewalt nieder. © epd | Maik Schuck
Arm in Arm: Joachim Gauck mit Mitgliedern der Bundesregierung bei einer Mahnwache gemeinsam mit muslimischen Verbänden vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Sie wollten damit nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo
Arm in Arm: Joachim Gauck mit Mitgliedern der Bundesregierung bei einer Mahnwache gemeinsam mit muslimischen Verbänden vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Sie wollten damit nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo" im Januar 2015 für Weltoffenheit und gegen die Vereinnahmung der Religion für Gewalt demonstrieren. © Rolf Zoellner
Eine von vielen viel beachteten Reden hielt Joachim Gauck im Februar 2015 in Dresden zum 70. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.
Eine von vielen viel beachteten Reden hielt Joachim Gauck im Februar 2015 in Dresden zum 70. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. © Matthias Schumann | Matthias Schumann
Cheers, Majestät! Gauck prostete der britischen Queen Elizabeth bei deren Besuch in Berlin im Juni 2015 zu.
Cheers, Majestät! Gauck prostete der britischen Queen Elizabeth bei deren Besuch in Berlin im Juni 2015 zu. © REUTERS | REUTERS / POOL
Gemeinsame Trauer: Joachim Gauck mit Susanne Schmidt, Tochter von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, nach der Trauerfeier für den verstorbenen SPD-Politiker im November 2015 in Hamburg.
Gemeinsame Trauer: Joachim Gauck mit Susanne Schmidt, Tochter von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, nach der Trauerfeier für den verstorbenen SPD-Politiker im November 2015 in Hamburg. © REUTERS | REUTERS / KAI PFAFFENBACH
Eine Ehrung von vielen: Ende 2015 erhielt Joachim Gauck den Ehrendoktortitel der Jüdischen Universität von Jerusalem.
Eine Ehrung von vielen: Ende 2015 erhielt Joachim Gauck den Ehrendoktortitel der Jüdischen Universität von Jerusalem. © REUTERS | REUTERS / AMIR COHEN
Daumen hoch: Joachim Gauck sprach sich als Bundespräsident stets für Optimismus und gegen Verzagtheit aus.
Daumen hoch: Joachim Gauck sprach sich als Bundespräsident stets für Optimismus und gegen Verzagtheit aus. © REUTERS | REUTERS / CHRIS WATTIE
Ein Protestant zu Gast bei Katholiken: Gauck fühlte sich bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Leipzig im Mai 2016 sichtlich wohl.
Ein Protestant zu Gast bei Katholiken: Gauck fühlte sich bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Leipzig im Mai 2016 sichtlich wohl. © dpa | Jan Woitas
Gauck im Mai 2016 während der Feierlichkeiten zum Gedenken an die Seeschlacht während des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren bei Kirkwall (Großbritannien) auf der deutschen Fregatte „Schleswig-Holstein“.
Gauck im Mai 2016 während der Feierlichkeiten zum Gedenken an die Seeschlacht während des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren bei Kirkwall (Großbritannien) auf der deutschen Fregatte „Schleswig-Holstein“. © dpa | Guido Bergmann
Gemeinsam mit der britischen Prinzessin Anne legte Joachim Gauck am 31. Mai 2016 an der Gedenkstätte von Lyness Naval auf den Orkney Inseln einen Kranz für die Opfer der Schlacht von Jutland vor 100 Jahren nieder.
Gemeinsam mit der britischen Prinzessin Anne legte Joachim Gauck am 31. Mai 2016 an der Gedenkstätte von Lyness Naval auf den Orkney Inseln einen Kranz für die Opfer der Schlacht von Jutland vor 100 Jahren nieder. © REUTERS | HANDOUT
Joachim Gauck als Fußballfan: Im Mai 2016 überreichte er den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg den Pokal nach deren Sieg im DFB-Pokalfinale in Köln gegen den SC Sand.
Joachim Gauck als Fußballfan: Im Mai 2016 überreichte er den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg den Pokal nach deren Sieg im DFB-Pokalfinale in Köln gegen den SC Sand. © Bongarts/Getty Images | Mika Volkmann
Bei der Eröffnung der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Sportler mit und ohne Behinderung am 3. Juni 2016 nahm Bundespräsident Joachim Gauck im Rollstuhl Platz.
Bei der Eröffnung der Sportabzeichen-Tour des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Sportler mit und ohne Behinderung am 3. Juni 2016 nahm Bundespräsident Joachim Gauck im Rollstuhl Platz. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Drei Tage später steht der Abschied fest: Am 6. Juni 2016 erklärte Joachim Gauck offiziell seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit.
Drei Tage später steht der Abschied fest: Am 6. Juni 2016 erklärte Joachim Gauck offiziell seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit. © dpa | Jan Woitas
„Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“, sagte der 77-Jährige sichtlich bewegt.
„Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“, sagte der 77-Jährige sichtlich bewegt. © dpa | Wolfgang Kumm
Viele Spitzenpolitiker bedauerten die Entscheidung Gaucks. Auch Kanzlerin Angela Merkel sagte: „Ich hätte mir eine zweite Amtszeit gewünscht.“
Viele Spitzenpolitiker bedauerten die Entscheidung Gaucks. Auch Kanzlerin Angela Merkel sagte: „Ich hätte mir eine zweite Amtszeit gewünscht.“ © dpa | Wolfgang Kumm
Sein Nachfolger Frank-Walter Steinmeier wurde am 12. Februar mit großer Mehrheit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt.
Sein Nachfolger Frank-Walter Steinmeier wurde am 12. Februar mit großer Mehrheit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
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Gauck forderte ein noch stärkeres internationales Engagement Deutschlands und den Schutz osteuropäischer Partner vor militärischen Bedrohungen. „Gemessen an den Herausforderungen unserer Zeit und an unseren Möglichkeiten, könnten und sollten wir deutlich mehr tun: für Krisenprävention und Diplomatie, für Entwicklungszusammenarbeit und Missionen der Vereinten Nationen, auch für eine verbesserte Verteidigungsfähigkeit im westlichen Bündnis“, sagte Gauck. Die Bundesrepublik habe zwar in den vergangenen Jahren mehr getan. „Trotzdem kommt Deutschland gegenwärtig bei weitem noch nicht allen Verpflichtungen nach.“

Der scheidende Bundespräsident warnte zudem vor einer pazifistischen Haltung. „Denn die Aussage, es könne niemals eine militärische Lösung geben, klingt gut und ist gut, allerdings nur, solange sich alle Seiten an diese Maxime halten“, sagte er. Deshalb müsse die EU ihre Verteidigungsanstrengungen verstärken. „Und ich trete ein für eine unzweideutige Klarstellung gegenüber unseren osteuropäischen Verbündeten: Die Beistandspflicht der Nato gilt ohne Abstriche.“ Hintergrund sind die Sorgen der osteuropäischen EU- und Nato-Partner vor Russland und kritische Aussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zur Rolle der Nato.

Demokratie und Westen unter Beschuss

Deutsche Bundespräsidenten seit 1949

Theodor Heuss (FDP) war der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1959. Heuss diente in der orientierungslosen Nachkriegszeit durch seine liberal-demokratische Haltung vielen Menschen als Vorbild. Für ihn waren „Demokratie und Freiheit nicht nur Worte, sondern lebensgestaltende Werte“. Auch im Ausland warb er mit Erfolg für das aufstrebende Deutschland.
Theodor Heuss (FDP) war der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Er bekleidete das Amt von 1949 bis 1959. Heuss diente in der orientierungslosen Nachkriegszeit durch seine liberal-demokratische Haltung vielen Menschen als Vorbild. Für ihn waren „Demokratie und Freiheit nicht nur Worte, sondern lebensgestaltende Werte“. Auch im Ausland warb er mit Erfolg für das aufstrebende Deutschland. © © epd-bild / KEYSTONE | Pelikan
Auch Heinrich Lübke (CDU) wurde für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Er war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten für die Dauer von fünf Jahren. Nur eine einmalige Wiederwahl ist zulässig.
Auch Heinrich Lübke (CDU) wurde für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Er war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesversammlung wählt den Bundespräsidenten für die Dauer von fünf Jahren. Nur eine einmalige Wiederwahl ist zulässig. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Zum dritten deutschen Bundespräsidenten wurde 1969 Gustav Heinemann (SPD) gewählt. Er führte das Amt fünf Jahre aus – bis 1974. Der Nationalökonom und Jurist, damals Mitglied der CDU, wurde am 20. September 1949 von Konrad Adenauer zum ersten Innenminister der Bundesrepublik berufen. 1957 trat Heinemann in die SPD ein und wurde Mitglied des Bundestages. Während der großen Koalition von 1966 bis 1969 amtierte er als Justizminister. Von 1949 bis 1955 leitete er als Präses die EKD-Synode; der rheinischen Kirchenleitung gehörte er von 1945 bis 1962, dem Rat der EKD bis 1961 an.
Zum dritten deutschen Bundespräsidenten wurde 1969 Gustav Heinemann (SPD) gewählt. Er führte das Amt fünf Jahre aus – bis 1974. Der Nationalökonom und Jurist, damals Mitglied der CDU, wurde am 20. September 1949 von Konrad Adenauer zum ersten Innenminister der Bundesrepublik berufen. 1957 trat Heinemann in die SPD ein und wurde Mitglied des Bundestages. Während der großen Koalition von 1966 bis 1969 amtierte er als Justizminister. Von 1949 bis 1955 leitete er als Präses die EKD-Synode; der rheinischen Kirchenleitung gehörte er von 1945 bis 1962, dem Rat der EKD bis 1961 an. © © epd-bild / Keystone | Keystone
Walter Scheel (FDP) war von 1974 bis 1979 im Amt und somit vierter Bundespräsident. Das Amt des Bundespräsidenten wird stark von der Persönlichkeit des Amtsinhabers geprägt. Trotz geringer Machtbefugnisse ...
Walter Scheel (FDP) war von 1974 bis 1979 im Amt und somit vierter Bundespräsident. Das Amt des Bundespräsidenten wird stark von der Persönlichkeit des Amtsinhabers geprägt. Trotz geringer Machtbefugnisse ... © imago | Rainer Unkel
... verfügt dieser vor allem mit seinen Reden über erhebliche Möglichkeiten der öffentlichen Wirkung.
... verfügt dieser vor allem mit seinen Reden über erhebliche Möglichkeiten der öffentlichen Wirkung. © imago stock&people | teutopress
Von 1979 bis 1984 bekleidete Karl Carstens (CDU) das höchste Amt im Staat.
Von 1979 bis 1984 bekleidete Karl Carstens (CDU) das höchste Amt im Staat. © Sven Simon
Richard von Weizsäcker (CDU) wurde auch für eine zweite Amtszeit wiedergewählt und war von 1984 bis 1994 deutscher Bundespräsident – der sechste in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Richard von Weizsäcker (CDU) wurde auch für eine zweite Amtszeit wiedergewählt und war von 1984 bis 1994 deutscher Bundespräsident – der sechste in der deutschen Nachkriegsgeschichte. © imago stock&people | Kraufmann&Kraufmann
Roman Herzog (CDU) wurde 1994 von der Bundesversammlung zum siebten Bundespräsidenten gewählt und bekleidete das Amt bis 1999.
Roman Herzog (CDU) wurde 1994 von der Bundesversammlung zum siebten Bundespräsidenten gewählt und bekleidete das Amt bis 1999. © Hoffmann
Zweimal scheiterte Johannes Rau (SPD) bei dem Versuch, in die höchsten Staatsämter aufzusteigen: 1987 als Kanzlerkandidat und 1993 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Am 23. Mai 1999 wurde Johannes Rau im zweiten Wahlgang zum neuen Bundespräsidenten und Nachfolger von Roman Herzog (CDU) gewählt. Er bekleidete das Amt bis 2004.
Zweimal scheiterte Johannes Rau (SPD) bei dem Versuch, in die höchsten Staatsämter aufzusteigen: 1987 als Kanzlerkandidat und 1993 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Am 23. Mai 1999 wurde Johannes Rau im zweiten Wahlgang zum neuen Bundespräsidenten und Nachfolger von Roman Herzog (CDU) gewählt. Er bekleidete das Amt bis 2004. © © epd-bild / Norbert Neetz | Neetz, Norbert
Große Reputation bei den Landsleuten und im Ausland erwarb der neunte Bundespräsident Horst Köhler (CDU) von 2004 bis 2010. Köhler trat ein Jahr nach seiner Wiederwahl überraschend am 31. Mai 2010 zurück. Sein Nachfolger ...
Große Reputation bei den Landsleuten und im Ausland erwarb der neunte Bundespräsident Horst Köhler (CDU) von 2004 bis 2010. Köhler trat ein Jahr nach seiner Wiederwahl überraschend am 31. Mai 2010 zurück. Sein Nachfolger ... © © epd-bild/Peter Endig/dpa-Poolf | Peter Endig
... Christian Wulff (CDU) hielt es nur zwei Jahre (2010 bis 2012) im Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten Schloss Bellevue in Berlin aus. Er erklärte im Februar 2012 nach knapp 20 Monaten im Amt seinen Rücktritt. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ...
... Christian Wulff (CDU) hielt es nur zwei Jahre (2010 bis 2012) im Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten Schloss Bellevue in Berlin aus. Er erklärte im Februar 2012 nach knapp 20 Monaten im Amt seinen Rücktritt. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft ... © REUTERS | REUTERS / FABIAN BIMMER
... Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen ihn eingeleitet. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, die Ermittlungen wurden eingestellt.
... Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsannahme gegen ihn eingeleitet. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, die Ermittlungen wurden eingestellt. © REUTERS | REUTERS / POOL
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Am 6. Juni 2016 erklärte der parteilose 77-jährige Amtsinhaber öffentlich, ...
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik. Am 6. Juni 2016 erklärte der parteilose 77-jährige Amtsinhaber öffentlich, ... © Getty Images | Sean Gallup
... aus Altersgründen nicht erneut kandidieren zu wollen. „Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann“. Gaucks Amtszeit endet offiziell am 18. März.
... aus Altersgründen nicht erneut kandidieren zu wollen. „Ich möchte für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann“. Gaucks Amtszeit endet offiziell am 18. März. © dpa | Fredrik Von Erichsen
Frank-Walter Steinmeier ist am 12. Februar von der Bundesversammlung in Berlin im ersten Wahlgang mit 931 von 1239 gültigen Stimmen zum Nachfolger Gaucks und somit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden.
Frank-Walter Steinmeier ist am 12. Februar von der Bundesversammlung in Berlin im ersten Wahlgang mit 931 von 1239 gültigen Stimmen zum Nachfolger Gaucks und somit zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. © dpa | Kay Nietfeld
Der 61-Jährige stammt aus dem nordrhein-westfälischen Brakelsiek. Seine politische Karriere begann Steinmeier 1993 als Büroleiter des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD). Später war er Kanzleramtschef und bereits in der großen Koalition von 2005 bis 2009 Außenminister.
Der 61-Jährige stammt aus dem nordrhein-westfälischen Brakelsiek. Seine politische Karriere begann Steinmeier 1993 als Büroleiter des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren Kanzlers Gerhard Schröder (SPD). Später war er Kanzleramtschef und bereits in der großen Koalition von 2005 bis 2009 Außenminister. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
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Gauck forderte Mut, aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Als Beispiele nannte er die Krise der Europäischen Union mit dem drohenden Brexit, den Nationalismus und die oftmals von Hass geprägte Debatte über Zuwanderung. „Die liberale Demokratie und das politische und normative Projekt des Westens, sie stehen unter Beschuss“, warnte Gauck. „Die Trennlinie verläuft nicht zwischen Alteingesessen und Neubürgern. Sie verläuft zwischen Demokraten und Anti-Demokraten.“

Der scheidende Bundespräsident kritisierte auch ein wachsendes Anspruchsdenken der Bürger, das den Staat als Dienstleister sehe. Die Demokratie sei kein politisches Versandhaus, sagte Gauck. Er rief zur Selbstermächtigung auf. Die Bürger entschieden über die Gestalt des Gemeinwesens.

Bundespräsident fordert zum Dialog mit Andersdenkenden

Bundespräsident Joachim Gauck kommt neben seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zur Rede zum Ende seiner Amtszeit am 18.01.2017 im Schloss Bellevue in Berlin. Im Mittelpunkt der Rede steht die Frage von Gauck
Bundespräsident Joachim Gauck kommt neben seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zur Rede zum Ende seiner Amtszeit am 18.01.2017 im Schloss Bellevue in Berlin. Im Mittelpunkt der Rede steht die Frage von Gauck "Wie soll es aussehen, unser Land?" © dpa | Michael Kappeler

Das Staatsoberhaupt forderte zudem, Zersplitterung entgegenzuwirken - „und zwar möglichst in Begegnungen mit Menschen, die anders denken als man selbst“. Vor dem Hintergrund der Debatte um sogenannte Fake News warnte Gauck, oft sei nicht mehr erkennbar, was wahr sei und was falsch. „Vor allem in den sozialen Netzwerken wird fast grenzenlos gelogen, beschimpft, verletzt.“ Man lebe in „rauen Zeiten“.

Gauck spannte in seiner Rede unter dem Titel „Wie soll es aussehen, unser Land?“ den Bogen zu seiner Antrittsrede am 23. März 2012. Am 12. Februar wählt die Bundesversammlung einen neuen Bundespräsidenten. Gauck kandidiert aus Altersgründen nicht für eine zweite Amtszeit. (dpa/rtr/epd)