Terrorverdächtiger al-Bakr nimmt sich im Gefängnis das Leben
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Lesezeit: 4 Minuten
Leipzig. Der Verdächtige Dschaber al-Bakr ist tot. Man fand ihn erhängt in seiner Zelle. Der Justiz soll das Suizid-Risiko bekannt gewesen sein.
Der unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Dschaber al-Bakr ist tot. Der 22-Jährige wurde am Mittwoch tot in seiner Zelle in der JVA Leipzig gefunden. Al-Bakr hat sich im Gefängnis das Leben genommen, teilte das sächsische Justizministerium am Mittwochabend mit. Einzelheiten sollten am Donnerstagvormittag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden.
Politiker forderten Erklärungen. Der Pflichtverteidiger al-Bakrs, Alexander Hübner, sprach empört von einem „Justizskandal“.
Suizid-Risiko soll bekannt gewesen sein
Hübner sagte „Focus-Online“, der Justizvollzugsanstalt Leipzig sei das Suizid-Risiko seines Mandanten bekannt gewesen. Al-Bakr habe in der Zelle zuvor bereits Lampen zerschlagen und an Steckdosen manipuliert. Hübner hatte demnach noch nachmittags mit dem JVA-Leiter telefoniert. Dieser habe ihm versichert, dass al-Bakr ständig beobachtet werde. Laut Hübner hat sich al-Bakr seit seiner Festnahme am Montag im Hungerstreik befunden. Der Terrorverdächtige habe seit Sonntag nichts gegessen und getrunken.
Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über den Tod des Syrers berichtet. Die Zeitung schrieb, seine Zelle sei offenbar nur einmal pro Stunde kontrolliert worden.
Politiker sind fassungslos
Politiker reagierten fassungslos auf die Todesnachricht. „Wie konnte das geschehen?“, fragte der Grünen-Politiker Volker Beck auf Twitter. Der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Kahrs schrieb: „Was ist denn schon wieder in Sachsen los? Irre.“ Der SPD-Außenpolitiker Niels Annen kommentierte, er sei „sprachlos“. Auch der Grünen-Haushaltspolitiker Tobias Lindner fragte: „Wie kann jemand, der angeblich unter ständiger Beobachtung stehen soll, erhängt aufgefunden werden?“ Er sei fassungslos.
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Al-Bakr beschuldigte die drei Syrer der Mitwisserschaft
Al-Bakr war am Montag in Leipzig festgenommen worden. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz hatte der anerkannte Flüchtling einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant und bereits weitestgehend vorbereitet. Der Anschlag wäre binnen Tagen möglich gewesen, sagte Behördenpräsident Hans-Georg Maaßen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Drei syrische Landsleute hatten al-Bakr am Montag erkannt, überwältigt und der Polizei in Leipzig gefesselt übergeben. In seinen Vernehmungen bezichtigte al-Bakr nach dpa-Informationen die drei Syrer der Mitwisserschaft. Inwieweit diese Aussage von den Ermittlern als glaubhaft eingestuft wird, blieb zunächst unklar.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen führt, wollte dies bisher nicht bestätigen. Auch die Frage, ob die drei Syrer, die ihn überwältigt hatten, noch als Zeugen oder Verdächtige in dem Ermittlungsverfahren behandelt würden, blieb in Karlsruhe unbeantwortet. Den Angaben zufolge gab es aber keine weiteren Festnahmen. Überhaupt blieb zunächst unklar, ob die Ermittler die Aussage Al-Bakrs für glaubhaft halten oder ob es sich um eine Schutzbehauptung handeln könnte.
1,5 Kilo hochgefährlichen Sprengstoffs gefunden
Al-Bakr war Anfang 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Nach Recherchen des MDR war er zwischenzeitlich wieder in Syrien. Das habe die Familie des 22-Jährigen mitgeteilt, berichtete das Magazin „Exakt“. Mitbewohner aus dem nordsächsischen Eilenburg hätten ebenfalls von seinem Aufenthalt in Idlib berichtet. Sie hätten den 22-Jährigen aber nicht als besonders religiös beschreiben. Nach seiner Rückkehr soll er sich jedoch verändert haben.
Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurde al-Bakr 2015 von den Sicherheitsbehörden überprüft. „Allerdings ohne Treffer. Es steht ja auch noch gar nicht fest, wann es dort zu einer Radikalisierung gekommen ist“, sagte er am Mittwoch in Berlin. (dpa)
Terrorverdächtiger al-Bakr ist tot
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Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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