München/Ludwigsburg. Der Münchner Amokläufer hat womöglich aus rechtsextremen Motiven getötet. Er hatte Kontakt zu einem 15-Jährigen, der Ähnliches plante.

Der Amokläufer von München könnte aus rechtsextremen Motiven gehandelt haben. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, verstand es der 18-jährige Deutsch-Iraner als „Auszeichnung“, dass sein Geburtstag, der 20. April, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Das habe das Blatt aus Sicherheitskreisen erfahren, hieß es.

Die Zeitung berichtet weiter, dass David S. außerdem stolz darauf gewesen sei, als Iraner und Deutscher ein „Arier“ zu sein, denn Iran gelte als die Heimat der Arier. Gegenüber Türken und Arabern, die er gehasst habe, habe er dagegen ein „Höherwertigkeitsgefühl“ gehegt. Die Ermittler im Fall David S. überprüfen nun, ob er gezielt Menschen ausländischer Herkunft tötete. Für die These spreche auch, dass der Amokläufer einem Anwohner gegenüber, der ihn als „Scheißtürken“ bezeichnet hatte, betonte, dass er Deutscher und in Deutschland geboren sei. Einen politischen Hintergrund hatten die Ermittler bislang ausgeschlossen und auf psychische Probleme des Schülers verwiesen.

Der 18-Jährige hatte am vergangenen Freitag neun Menschen erschossen und sich selbst getötet. Die meist muslimischen Opfer haben Migrationshintergrund mit Wurzeln etwa in der Türkei oder dem Kosovo.

15-jähriger Schüler bereitete offenbar Amoktat vor

Und nun tut sich für die Ermittler noch eine zusätzliche Spur auf. David S. hatte offenbar Kontakte zu einem 15-Jährigen in Baden-Württemberg, der laut der Polizei ebenfalls einen Amoklauf vorbereitete. Der Jugendliche hatte nach Angaben der Polizei vom Mittwoch im Internet Fotos und Zeichnungen veröffentlicht, die auf eine mögliche Amoktat hindeuteten. Er soll zudem im Chatkontakt mit dem Amokläufer von München gestanden haben. Es gebe aber keine Hinweise auf Mittäterschaft oder darauf, dass der Jugendliche vorher von der Münchner Bluttat gewusst habe.

Der Kontakt des 15-Jährigen zu dem Münchner Täter ist von einem Hinweisgeber in einem Forum für Spieler von Ego-Shooter-Spielen entdeckt worden. Daraufhin hatte dieser die Polizei informiert. Die Beamten hätten umgehend auf den Hinweis reagiert. Der Jugendliche wurde noch in der Nacht zum Dienstag im Kreis Ludwigsburg festgenommen. Er ist inzwischen in die Jugendpsychiatrie aufgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart schließt einen terroristischen Hintergrund aus. Gegen den 15-Jährigen werde wegen unerlaubten Waffen- und Sprengmittelbesitzes ermittelt, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde.

Der Jugendliche muss allerdings nicht mit einem Haftbefehl rechnen. Die Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz gäben das nicht her, sagte ein Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Es bestehe auch keine Fluchtgefahr, hieß es bei der Polizei.

Polizei: Junge plante wohl Amoklauf an seiner Schule

Der Junge plante nach Angaben der Ermittler wahrscheinlich an seiner eigenen Schule eine Amoktat. Der Junge sei an seiner Schule gemobbt worden. Bei der Durchsuchung der Wohnung der Eltern seien unter anderem „eine größere Anzahl Kleinkaliberpatronen, mehrere Messer und Dolche“ entdeckt worden. Die Ermittler fanden auch Fluchtpläne der von ihm besuchten Schule sowie eine größere Menge Chemikalien, Material und Anleitungen zur Herstellung von Sprengmitteln. Die Eltern seien überrascht gewesen über die in ihrer Wohnung gefundenen Waffen und Sprengmittel.

Im Verlauf seiner Vernehmung räumte der Jugendliche den Angaben zufolge ein, sich „vor dem Hintergrund persönlicher und schulischer Probleme mit der Begehung einer Amoktat“ auseinandergesetzt zu haben. Er habe sich aber inzwischen davon distanziert. (epd/dpa)