Gefällt mir? Hillary Clinton gibt alles bei Youtube, Facebook, Twitter. Das Logo ihrer Kampagne sorgt für Spott. Bill Clinton kommt gar nicht vor.

Washington/Hamburg. Als US-Präsident Bill Clinton die Reise zu seiner zweiten Amtszeit antrat, nahm er den Zug. Die Kampagne solle angelehnt sein an historische Vorbilder und vor allem die Nähe zu den normalen Bürgern demonstrieren. Jetzt kandidiert seine Frau Hillary Clinton (in ihrem zweiten Versuch nach 2008) für die Präsidentschaft in den USA. Ihr Weg, der nach der Wahl im November 2016 im Weißen Haus enden soll, begann am Sonntag mit einem Kleinbus. In dem fuhr sie nach der Bekanntgabe ihrer Kandidatur zu ihrem ersten Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Iowa. Und auffällig ist sowohl bei ihrer Kampagne als auch in dem Video, das sie drehte: Bill Clinton, einer der erfolgreichsten und beliebtesten Präsidenten des 20. Jahrhunderts, kommt darin nicht vor. Ein Rätsel.

Hillary Clinton, 67, nahm also statt ein Flugzeug für die 1600 Kilometer lange Reise von New York den Kleinbus. Auf dem Weg veröffentlichte sie im Kurzmitteilungsdienst Twitter ein Foto von einem Treffen mit einer Familie, der sie an einer Tankstelle begegnet war.

„Als Hillary uns erstmals sagte, dass sie bereit wäre, per Straße nach Iowa zu fahren, schauten wir sie an und fragten: ‘Im Ernst?’ Und sie sagte: ‘Im Ernst’“, sagte Clintons Beraterin Huma Abedin von der Reise. Die frühere First Lady und Außenministerin hatte am Sonntag Spekulationen um ihre Bewerbung für Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beendet und ein Video veröffentlicht, in dem sie ankündigte, für die Durchschnittsamerikaner kämpfen zu wollen. „Normale Amerikaner brauchen eine Vorkämpferin. Ich möchte diese Vorkämpferin sein“, sagte sie.

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Laut ihrem Wahlkampfteam will Clinton in den nächsten sechs bis acht Wochen den direkten Kontakt zu den Wählern suchen. Ihr erstes Ziel ist dabei Iowa, da dort Anfang 2016 die erste Vorwahl stattfindet. Der erste große Wahlkampfauftritt wird erst für Mai erwartet, doch will Clinton in den folgenden Wochen kleine Gruppen von Wählern treffen. Clinton gilt als klare Favoritin in ihrer Partei für die Präsidentschaftskandidatur. Bei den Republikanern ist angesichts einer Vielzahl von Bewerbern völlig offen, wer letztlich im November 2016 für die Partei antritt.

Und bereits Minuten nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur hat das neue Kampagnenlogo von Hillary Clinton für Gesprächsstoff gesorgt. In dem blau-roten Logo bildet ein roter, nach rechts zeigender Pfeil den Querbalken eines blauen „H“ – was einige Kritiker in den sozialen Netzwerken zu der Frage veranlasste, ob die Demokratin nun politisch nach rechts driftet. Andere bemerkten, es erinnere an einen Wegweiser zum nächstgelegenen Krankenhaus, an die Nationalflagge Kubas oder das Twitter-Logo der Enthüllungsplattform Wikileaks. Böse Zungen behaupteten gar, das simpel gehaltene Design sei mit der einfachen Mal-Software Microsoft Paint gezeichnet worden.

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Ihr Werbevideo auf YouTube wurde kurz nach der Veröffentlichung mehr als eine Million Mal angesehen. Und auf Facebook gab es für ihre Nachricht fast 500.000 Mal ein „Gefällt mir“. In ihrem Film wird nun deutlich, dass die 67-Jährige vor allem auf Amerikaner setzt, die mit der Ungleichheit in der Gesellschaft unzufrieden sind. Hier kommen Durchschnittsamerikaner zu Wort, die über wichtige Schritte in ihrem Leben wie die Geburt eines Kindes oder die Gründung einer Firma sprechen. Erst nach 90 Sekunden taucht Clinton auf.

„Es ist weniger ‘ich’ und mehr ‘wir’, was sehr klug ist“, sagt die Marketing-Managerin Marissa Gluck von der Beratungsfirma Huge. Auch Josh Cook, Politikexperte und früherer Berater von Amtsinhaber Barack Obama, lobt den Film. Damit hebe sich Clinton von den republikanischen Bewerbern Rand Paul und Ted Cruz positiv ab, die ihre Partei - und bei Erfolg alle US-Wähler am 08. November 2016 - überzeugen wollen.

Für Jared Levy, Gründer der Marketing-Agentur Guru Media, war der gesamte Auftakt in Medien wie Twitter, Facebook oder YouTube eher farblos. Die Demokratin hätte nach seiner Ansicht auf bekannte Unterstützer setzen sollen – wie ihren Mann eben. (HA/dpa/rtr)