Der US-Präsident schweigt allerdings ebenso zu den weiteren Ambitionen Hillary Clintons wie die scheidende Außenministerin selbst.

Washington. US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton haben in einem gemeinsamen Fernsehinterview ihre gegenseitige Wertschätzung unterstrichen. Während Obama die scheidende Ministerin in der am Sonntag ausgestrahlten Sendung als eine seiner engsten Beraterinnen würdigte, überraschte auch Clinton mit einer späten Offenbarung.

Wenn sie vor vier Jahren die Wahlen gewonnen hätte und Präsidentin geworden wäre, hätte sie Obama ins Boot geholt, sagte die 65-Jährige in der CBS-Sendung „60 Minutes“. Obama wiederum bezeichnete Clinton als eine Freundin und bescheinigte ihr ein außerordentliches Talent.

Die Frau von Ex-Präsident Bill Clinton sei „einer der besten Außenminister“ der USA, sagte Obama. „Ich werde sie vermissen“, sagte er. Clinton, die nach vierjähriger Amtszeit in Kürze aus der Regierung ausscheidet, sagte, sie sei seinerzeit völlig überrascht gewesen, dass Obama sie nach dem harten Vorwahlkampf in sein Team geholt habe.

„In der Politik und in der Demokratie gewinnt man manchmal eine Wahl und man verliert manchmal eine Wahl. Und ich habe hart gearbeitet und habe verloren“, sagte die 65-jährige im Rückblick auf den Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2008. Clinton erinnerte daran, dass sie den Posten als Außenministerin ursprünglich abgelehnt habe. Aber Obama habe nicht lockergelassen.

Clinton schweigt zu Präsidentenwahl

Ein Thema war bei dem Interview allerdings tabu: Auf Fragen, ob Clinton Obamas Nachfolge anstrebe und bei der Präsidentenwahl 2016 antreten werde, gingen beide nicht ein. Clinton dementierte solche Spekulationen nicht, sie bestätigte sie aber auch nicht. „Noch bin Außenministerin...Ich dürfte solche Fragen eigentlich gar nicht hören“, meinte sie lächelnd.

Sie könne keine Vorhersagen über die nähere Zukunft oder nächstes Jahr machen, sagte die 65-Jährige und ergänzte, sie leide immer noch unter Nachwirkungen eines Blutgerinnsels in ihrem Kopf, das eine Krankenhausbehandlung erforderlich gemacht hatte.

Obama reagierte ebenfalls zurückhaltend auf die Frage nach einer Kandidatur Clintons. „Es ist gerade mal vier Tage her, dass ich vereidigt wurde – und Sie sprechen über die nächsten Wahlen in vier Jahren“, sagte Obama.

Der US-Präsident lobte Clintons Disziplin, ihr Durchhaltevermögen und ihre Nachdenklichkeit. In einem ebenfalls am Sonntag veröffentlichten Interview im Magazin „The New Republic“ sagte er: „Ich werde sie vermissen.“ Clinton und er hätten in den vergangenen vier Jahren hervorragend zusammengearbeitet.

Kerry soll Clinton beerben

Hillary Clinton war 2008 in den Vorwahlen der Demokraten gegen Obama angetreten, der sich dann aber durchsetzte und schließlich ins Weiße Haus einzog. Zur Überraschung vieler machte er Clinton zur Außenministerin. Nach Ablauf ihrer Amtszeit soll sie nun von John Kerry abgelöst werden, der selbst den Präsidentenwahlkampf 2004 gegen Amtsinhaber George W. Bush verloren hatte. Es wird erwartet, dass Kerry bereits in Kürze vom Senat bestätigt wird.

Zahlreiche Demokraten hoffen, dass Clinton 2016 antritt. Sie hat angekündigt, sich für eine gewisse Zeit aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, aber keine Pläne geäußert, in den Ruhestand zu gehen. Clinton scheidet aus eigenen Wunsch aus. Sie hatte bereits zu Amtsbeginn klargestellt, dass sie nur vier Jahre dienen wolle.

Das Ende der Amtszeit der Ministerin endet allerdings mit einem Misston: Clinton war wegen des Terrorangriffs auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem im September vier amerikanische Diplomaten ums Leben kamen, schwer unter Druck geraten. Erst kürzlich musste sie sich in einer Senats-Anhörung wegen schwerer Sicherheitsmängel verantworten – ein Wermutstropfen zum Ende der Amtszeit.