Die Uni Konstanz bietet ein Internet-Tool an, das sich nicht nur auf die Parteien verlässt. Der Wahl-O-Mat ist scharf gestellt. Hier ist er zu finden.

Hamburg/Berlin. Fast ein Drittel Nichtwähler, dazu Millionen Unentschlossene: Das sind die Voraussetzungen für die Bundestagswahl am 22. September. Da kann der berühmte Wahl-O-Mat helfen, den die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) auch in diesem Jahr wieder anbietet.

„Es gibt kein vergleichbares Instrument, das autorisierte Antworten aller Parteien liefert“, sagte bpb-Präsident Thomas Krüger am Donnerstag in Berlin. Da mag er sich täuschen.

Am diesjährigen Wahl-O-Mat haben sich mit Ausnahme der Partei Die Rechte alle übrigen 29 Parteien beteiligt, die mit Landeslisten zur Bundestagswahl antreten. Die bpb erstellte anhand aller Wahlprogramme 85 Thesen, die den Parteien zugesandt und von diesen beantwortet wurden. Mit Hilfe dieser Antworten wurden 38 Thesen ausgewählt, die inhaltliche Unterschiede der Parteien deutlich machen. Die Behauptung, „Parteien würden sich nicht unterscheiden, wird Lügen gestraft“, sagte Krüger mit Blick auf die variierenden Programme.

Bei der vorangegangenen Wahl von 2009 haben Krüger zufolge 6,7 Millionen Menschen den Wahl-O-Mat genutzt. Dieses Ergebnis soll 2013 übertroffen werden. „Der Wahl-O-Mat erfreut sich von Wahl zu Wahl größerer Beliebtheit“, sagte Krüger. Demnach nutzten allein in der ersten Woche nach dem Start des Wahl-O-Mat für die Landtagswahl in Bayern 530.000 Menschen das Informationsangebot. Wie Krüger betonte, sind ein Drittel aller Wahl-O-Mat-Nutzer unter 30 Jahre alt. Die Plattform sei bei Jungwählern besonders erfolgreich, sagte Krüger.

Unter den ersten Nutzern des Wahl-O-Mat waren CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, der FDP-Bundesgeschäftsführer Jörg Paschedag, Jan van Aken (Linke), Steffi Lemke (Grüne) und Dorothee Bär (CSU). Während der Vize-Vorsitzende der Linke, van Aken, hundertprozentige Übereinstimmung zwischen seiner Meinung und den Positionen seiner Partei erzielte, kamen Gröhe und Nahles jeweils auf Ergebnisse um die 95 Prozent. Die zweithäufigste Übereinstimmung erzielte Gröhe mit dem Koalitionspartner FDP, Nahles mit dem SPD-Wunschpartner Grüne.

Der Wahl-O-Mat hat allerdings auch Konkurrenz. So bietet die Universität Konstanz ein forschungsorientiertes Wahl-Tool namens „ParteieNavi“ entwickelt. Von diesem Donnerstag an wollen sie es unter www.parteienavi.de ins Internet stellen. Wie die Universität mitteilte, können Medienvertreter wöchentlich Auswertungen der dadurch gewonnenen Informationen anfordern.

Das dem „Wahl-O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung vergleichbare Tool soll anhand einer Liste von 30 politischen Kernfragen ein Profil des Nutzers erstellen, dies mit den Positionen der Parteien abgleichen und auf einer politischen Landkarte im Verhältnis zu den Parteien einordnen. Im Gegensatz zum „Wahl-O-Mat“ stütze sich „ParteieNavi“ nicht auf die Selbstdarstellung der Parteien, sondern auf die Einschätzung unabhängiger Politikwissenschaftler, hieß es bei der Universität Konstanz.