Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Zahlung eines Lösegeldes für den gekaperten Frachters “Hansa Stavanger“ verteidigt.

Hamburg. Nach der Befreiung des gekaperten Frachters „Hansa Stavanger“ hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier Lösegeldzahlungen für entführte Deutsche im Ausland verteidigt. „Lösegeldzahlungen sind nie eine gute Möglichkeit, mit Entführungen zurechtzukommen“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Allerdings habe es öfter vor der Küste Somalias keine andere Möglichkeit gegeben. Für die Bundesregierung gelte auch in Zukunft, dass sie sich nicht erpressen lasse, ergänzte ein Ministeriumssprecher. Es würden auch künftig keine operativen Details bei Entführungen preisgegeben.

Politiker aus Union und SPD hatten ein härteres Vorgehen gegen die Piraten statt Lösegeldzahlungen gefordert. CSU-Sicherheitsexperte Hans-Peter Uhl sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Bei aller Erleichterung über die Freilassung der Besatzung sollte keiner jubeln, dass 2,7 Millionen Dollar Lösegeld an Schwerkriminelle überwiesen wurden.“ Für die Piraten am Horn von Afrika sei das eine Aufforderung zu weiteren Überfällen. Gekaperte Schiffe müssten noch auf hoher See notfalls mit Waffengewalt zurückerobert werden.

Ähnlich äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann. Der Westen finanziere mit Lösegeldzahlungen eine Entführungsindustrie in Somalia, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Man dürfe die Piraten in Somalia nicht als Fischer romantisieren, denen von EU-Fangflotten die Fischgründe weggenommen worden seien.

Dagegen sieht der Kriminologe Christian Pfeiffer keine Alternative zum Lösegeld in diesem Fall. „Die Chancen für eine gewaltsame Befreiung waren nahe Null, nachdem die GSG 9 sich Ende April schon einmal mit einem gescheiterten Befreiungsversuch blamiert hatte. Ein weiterer Einsatz wäre ein Himmelfahrtskommando gewesen“, sagte Pfeiffer dem Internetportal heute.de.

Grundsätzlich gebe es keine generellen Handlungsmuster bei Entführungen. Bei einem Bankraub mit Geiselnahme etwa habe es sich bewährt, auf Zeit zu spielen. Sei die Situation unter Kontrolle, spreche alles dafür, die Täter nicht mit dem Geld ziehen zu lassen. „Innerhalb Deutschlands sind Geiselnahmen in der Regel gut zu bewältigen“, erklärte Pfeiffer.

Dennoch kritisierte der Vater einer Geisel von der „Hansa Stavanger“ die Bundesregierung massiv. „Wir fühlten uns als Angehörige von der Regierung und dem Krisenstab am Ende nur noch im Stich gelassen“, sagte Christian Euskirchen der „Nordwest Zeitung“. Auch der Präsident des Verbands Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, kritisierte die Informationspolitik des Krisenstabes und der Reederei Leonhardt & Blumberg. „Die Frau des 1. Schiffsoffiziers hat erst aus den Medien von der Freilassung erfahren“, sagte Wand der Nachrichtenagentur AP.

Unterdessen sind sieben Beamte des Bundeskriminalamtes in Kenia eingetroffen, wie eine Sprecherin der Behörde bestätigte. Sie sollen in Mombasa auf die Ankunft der „Hansa Stavanger“ warten, um die Geiselopfer zu vernehmen, an Bord den Tatort zu besichtigen und Spuren zu sichern. Zuständig für die Ermittlungen gegen die Piraten ist die Staatsanwaltschaft Hamburg, die bereits ein Rechtshilfeersuchen an die kenianische Regierung stellte. Den Piraten wird ein Angriff auf die Seeverfassung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Darauf stehe im Regelfall ein Strafrahmen von 10 bis 15 Jahren, sagte der Hamburger Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.