Der Hamburger Frachter wird am Donnerstag in Kenia erwartet. Die Seeleute sollen so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückfliegen.

Hamburg. "Wir können bestätigen, dass Geld übergeben worden ist", hieß es gegen 15 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit aus dem britischen Northwood, der Kommandozentrale der EU-Mission "Atalanta". Das Lösegeld sei an Bord und werde von den Piraten gezählt. Es war das erste Zeichen, das auf die nahe Erlösung der 24-köpfigen Crew der "Hansa Stavanger" hinwies. Dann bestätigte auch die Piratengruppe, die das Frachtschiff am 4. April zwischen Kenia und den Seychellen gekapert hatte, den Eingang des Lösegeldes. "Wir haben 2,7 Millionen Dollar vom Eigentümer erhalten", sagte der Pirat Muse Gule in einem Telefongespräch aus der somalischen Hafenstadt Haradhere mit der Nachrichtenagentur Reuters und kündigte die baldige Freilassung an.

Mit einem kleinen Flugzeug waren die Dollar-Millionen (umgerechnet 2,1 Millionen Euro) gegen Mittag von einem Unterhändler über dem Frachter abgeworfen worden. Sechs Stunden später fuhr die "Hansa Stavanger" aufs offene Meer, begleitet von europäischen Kriegsschiffen. Einer der Seeräuber: "Wir haben das Schiff verlassen, nachdem wir das Geld genommen haben."

"Atalanta"-Sprecher John Harbour sagte, zwischen 17.30 und 19.30 Uhr MESZ sei das Schiff freigekommen. In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AP sagte ein Mitglied der Besatzung: "Wir sind frei und fahren langsam nach Mombasa." In der kenianischen Hafenstadt soll das Schiff am Donnerstag eintreffen, sagt Frank Leonhardt, Geschäftsführer der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg. Bei der Ankunft werde ein Team der Reederei die Seeleute empfangen, bevor sie so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurückfliegen sollen.

Es ist das überaus glückliche Ende einer Horrorfahrt für die 24-köpfige Crew, zu der auch fünf Deutsche - darunter zwei 19-jährige Auszubildende, ein nautischer Offizier und der Kapitän gehörten - und die eigentlich auf dem Weg nach Tansania war. Wie aus Telefonaten und E-Mails mit Angehörigen hervorging, die unter Aufsicht der Piraten verfasst wurden, fehlte es den Geiseln, von denen einige erkrankt waren, an Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten. Mehrere Seeleute waren zuvor auf das Festland verschleppt worden.

Versuche, eine Lösung für das gekaperte Schiff zu finden, liefen äußerst schleppend. Noch Anfang Mai hatte die Bundesregierung einen Einsatz der Anti-Terror-Einheit GSG 9 zur Befreiung des Frachters wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen. Zuletzt war Kritik an dem Verhandlungsstil der Reederei aufgekommen. Die Lösegeldverhandlungen seien auch ins Stocken geraten, weil das Unternehmen zu wenig auf die Forderungen der Piraten eingegangen sei, kritisierten Experten des Bundeskriminalamtes (BKA).