Überraschend ist der Verteidigungsminister zu einem Truppenbesuch gekommen. Er will über die Lage und den geplanten Abzug sprechen.

Kundus. Verteidigungsminister Thomas de Maizière ist zu einem Überraschungsbesuch in Afghanistan eingetroffen. Der CDU-Politiker landete am Dienstagmorgen im Feldlager Kundus, wo er sich ein Bild von der Lage machen und mit deutschen Soldaten sprechen wollte. Es ist der siebte Besuch de Maizières am Hindukusch seit seinem Amtsantritt vor 16 Monaten. Zuletzt war er im März zu politischen Gesprächen in Kabul.

Die Bundeswehr bereitet sich seit Anfang des Jahres auf den Abzug aus Afghanistan vor. Die Truppenstärke wurde bereits von einst bis zu 5350 auf rund 4800 Soldaten reduziert. Der Abbau des Feldlagers in Feisabad – eines von drei großen Bundeswehr-Camps – hat bereits begonnen. De Maizère kündigte an, dass bis Herbst die Planungen zum Abzug abgeschlossen sein sollen. Bis dahin werde geprüft, ob die Rückverlegung von Personal und Material ein eigenes Mandat erfordert. Zunächst müsse aber geklärt werden, was konkret nach Deutschland zurückgeholt werden solle beziehungsweise in Afghanistan verbleiben könne. „Es macht keinen Sinn, alles nach Deutschland zu holen und dann einiges für die Zeit ab 2015 wieder zurückzubringen“, sagte der Minister.

Die Bundeswehr steht mit dem Afghanistan-Abzug vor der größten logistischen Herausforderung ihrer Geschichte. Neben den knapp 5.000 Soldaten müssen bis 2014 auch rund 1.700 Fahrzeuge – vom Jeep bis zum Schützenpanzer – sowie etwa 6.000 Seecontainer nach Deutschland zurück gebracht werden. Hauptdrehscheibe dürfte dafür das Bundeswehrlager Masar-i-Scharif sein, wo der eintägige Besuch enden wird.

Die Reise findet vor einer wichtigen Weichenstellung für die Zukunft Afghanistans nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes in zweieinhalb Jahren statt. Am kommenden Wochenende wird es bei einer großen Konferenz in Tokio um die zivile Hilfe für das gebeutelte Land gehen. Deutschland will zunächst weiterhin mehr als 400 Millionen Euro jährlich für Wiederaufbau und Entwicklung bereitstellen. (dpa/dapd)