Die GSG 9 wurde nach Libyen geschickt, um deutsche Diplomaten zu schützen. Um Machthaber Muammar al-Gaddafi gibt es neue Gerüchte.

Tripolis. Die deutsche Spezialeinheit GSG 9 ist derzeit in Libyen im Einsatz. Die Elitepolizisten der Bundespolizei seien zum Schutz deutscher Diplomaten entsandt worden, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab. Die Beamten hätten die Sicherheitsberatung des deutschen Verbindungsbüros in der Rebellenhochburg Bengasi übernommen, das Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im Mai habe einrichten lassen.

2005 sei eine private deutsche Sicherheitsfirma mit ehemaligen GSG-9-Angehörigen bereits in Libyen tätig gewesen. Sie habe damals kurzzeitig libysche Sicherheitskräfte im Anti-Terror-Kampf ausgebildet. Der Bundesnachrichtendienst (BND) sei über den Einsatz informiert gewesen, schreibt das Magazin.

Unterdessen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi zum Rückzug von der Staatsspitze aufgefordert. Es wäre gut, "wenn er möglichst schnell aufgibt", sagte die CDU-Vorsitzende am Sonntag im ZDF. So könnte Gaddafi weiteres Blutvergießen in seinem Land vermeiden. Merkel bekräftigte die Unterstützung der Bundesregierung für die libyschen Rebellen. So engagiere sich Deutschland etwa in der Libyen-Kontaktgruppe. "Wir sind immer dafür gewesen, dass das libysche Volk seine Freiheit bekommt", sagte Merkel.

Libyens bedrängtem Machthaber wird wenige Tage vor dem 42. Jahrestag seiner Machtergreifung am 1. September allmählich die Zeit knapp. In einem Gefecht um die Hauptstadt Tripolis müsste er sich entscheiden: Endkampf oder Abgang durch die Hintertür? Seine Optionen werden zunehmend überschaubar. An Gerüchten mangelt es nicht. In Tripolis sah man Gaddafi schon auf der Flucht nach Algerien - ein Gerücht, das dort trotz der engen Kontakte auf Unglauben stieß. Die französische Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche“ berichtete über andere Gerüchte, wonach sich Gaddafis Frau mit Tochter und Enkeln nach Tunesien abgesetzt habe.

Eine offizielle Bestätigung dafür ist jedoch ebenso wenig zu erwarten wie für Geheimverhandlungen auf der tunesischen Urlaubsinsel Dscherba. Dort fanden vergangene Woche "Verhandlungen mit mehreren ausländischen Parteien“ statt, wie es die nationale Nachrichtenagentur TAP ausdrückte. Neben den verfeindeten libyschen Parteien seien auch Südafrikaner, Venezolaner und Katarer dabei gewesen, meldete das französische Nachrichtenmagazin "Le Point“. Obwohl selbst ein Un-Unterhändler sowie der französische Ex-Außenminister Dominique de Villepin auf Dscherba gewesen seien, dementierten alle betroffenen Parteien aber "Verhandlungsgespräche“.