Geht in Libyen jetzt alles ganz schnell? Muammar al-Gaddafi soll die Hauptstadt Tripolis in Richtung algerische Grenze verlassen haben.

Tripolis. In Libyen überschlagen sich die Ereignisse. Machthaber Muammar al-Gaddafi soll die Hauptstadt Tripolis in Richtung algerische Grenze verlassen haben. Aus gut informierten Kreisen verlautete am Sonntag, der Staatschef und seine Familie hielten sich in einer Region unweit der Grenze auf. Ihr Plan sei es möglicherweise, nach Algerien zu flüchten. Eine Bestätigung für diese Nachricht vonseiten der Rebellen gab es zunächst nicht.

Die Rebellen hatten sich in Tripolis blutige Kämpfe mit den Truppen Gaddafis geliefert. Nach eigener Darstellung haben sie Teile der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Der arabische Fernsehsender Al Arabija berichtete, die Aufständischen hätten Dutzende von Soldaten Gaddafis gefangen genommen. Ein Mitglied des nationalen Übergangsrats der Aufständischen sagte dem Nachrichtensender Al-Dschasira: "Die Rebellen in Tripolis haben sich erhoben.“ In der Rebellenhochburg Bengasi im Osten Libyens wurden die Nachrichten aus der Hauptstadt gefeiert.

Allein bei den Gefechten im Stadtviertel Tadschura sind nach Angaben eines Rebellenführers laut Al-Dschasira mindestens 123 Aufständische ums Leben gekommen. In anderen Teilen von Tripolis soll es auch Tote gegeben haben. Ihre Zahl war zunächst nicht bekannt. Neben Tadschura kontrollierten die Regimegegner nach eignen Angaben auch das Viertel Souk al-Dschumaa.

Wie ein Rebellensender berichtete, hätten die Kämpfer auch die Kontrolle über ein Waffendepot und den Internationalen Flughafen von Tripolis übernommen. Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, sagte Al-Dschasira, dass alle Aktionen vorbereitet und koordiniert seien.

Während der Gefechte meldete sich Gaddafi mit einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Audiobotschaft zu Wort. Er bezeichnete die Rebellen als "Verräter“ und "Ratten“ und beschuldigte sie, Libyen zerstören zu wollen. Gaddafi rief seine Anhänger auf, in Massen die monatelange Rebellion zu beenden. Er betonte, dass die Rede nicht aufgezeichnet war, sondern live gehalten wurde und nannte als Beweis dafür das aktuelle Datum und die Uhrzeit.

Zudem bezichtigte Gaddafi europäische Länder, hinter dem libyschen Öl her zu sein. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy "will unser Öl“, sagte Gaddafi. Das Staatsfernsehen zeigte während der Rede ein Video von einer kleinen Gruppe von Anhängern des Diktators, die Gaddafi hochleben ließen und Bilder von ihm küssten. Gaddafi-Sohn Saif al-Islam erklärte in einer aufgezeichneten Rede, die am frühen Sonntagmorgen vom libyschen Fernsehen verbreitet wurde, sie würden nicht aufgeben.

Der Übergangsrat der Rebellen hatte in den vergangenen Monaten mehrfach erklärt, für die Eroberung von Tripolis setzte man auf den "Kollaps des Regimes“ und die Unterstützung durch "geheime Zellen“ von Sympathisanten in Tripolis. In den vergangenen Tagen hatten die Rebellen auf ihrem Vormarsch nach Tripolis große Geländegewinne erzielt. Im Osten stehen ihre Truppen rund 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. (dpa)

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