In der Nacht zu Mittwoch kam es in mehreren britischen Städten zu Ausschreitungen. In London blieb es eher ruhig, 16.000 Polizisten standen bereit.

Berlin/London. In mehreren britischen Städten ist es auch in der Nacht auf Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen. Während sich die Behörden in London mit 16.000 Polizisten auf mögliche weitere Unruhen vorbereiteten und dort eine gespenstische Ruhe herrschte, kam es andernorts erneut zu chaotischen Zuständen. In Manchester setzten Randalierer ein Bekleidungsgeschäft in Brand und griffen mehrere weitere Läden an. An den Krawallen im Zentrum der nordwestenglischen Stadt beteiligten sich mehrere hundert Menschen, wie die Polizei mitteilte. Rund 50 Personen wurden festgenommen.

In Nottingham warfen Randalierer mit Brandsätzen, setzten eine Schule sowie ein Fahrzeug vor einer Polizeiwache in Brand, berichteten die Sicherheitskräfte. 90 Personen wurden festgenommen, Berichte über Verletzte lagen zunächst nicht vor. Weder Manchester noch Nottingham waren zuvor von den Ausschreitung betroffen gewesen. Zudem gab es erstmals kleinere Zusammenstöße in Leicester, Wolverhampton und West Bromwich.

In London hatten viele Geschäfte und Büros aus Sorge vor neuen Unruhen vorzeitig geschlossen. Auch Cafés, Restaurants und Pubs hatten sich dafür entschieden, die Nacht über zu schließen. In vielen normalerweise belebten Straßen herrschte Stille. Einige Bewohner der Hauptstadt hatten sich darauf vorbereitet, ihre Häuser und Geschäfte zu schützen. In Tottenham bekämpfte die Feuerwehr einen Großbrand im Bereich eines Recyclingzentrums und Treibstofflagers, wobei nicht klar war, ob das Feuer etwas mit den Unruhen zu tun hatte.

Der Chef der rechtsgerichteten English Defense League (EDL) kündigte an, die Gruppe wolle Mitglieder auf die Straßen schicken, um die Unruhen in mehreren britischen Städten zu ersticken. So sei geplant, dass in Luton – dem Sitz der Gruppe – aber auch in Manchester und anderen Orten bis zu 1.000 Mitglieder ausrücken sollten, sagte EDL-Anführer Stephen Lennon.Lennon sagte, er könne nicht garantieren, dass es keine gewaltsamen Auseinandersetzungen mit randalierenden Jugendlichen geben werde.

Einige Mitglieder würden bereits Patrouillen laufen, um Randalierer abzuschrecken, sagte Lennon. Hunderte weitere würden ihnen am Mittwoch folgen. „Wir werden die Unruhen stoppen, die Polizei ist dazu offensichtlich nicht in der Lage“, sagte er. Die EDL war von dem geständigen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik in seinem Manifest als inspirierend beschrieben worden. Breivik hatte im vergangenen Monat bei zwei Anschlägen 77 Menschen getötet.

In London sind die Gefängnisse mittlerweile überfüllt, wurden doch allein in der Hauptstadt bisher 685 Menschen festgenommen. Gegen mehr als 100 mutmaßliche Randalierer in London wurde Anklage erhoben. Unter den Beschuldigten ist auch ein elfjähriges Kind. (dapd)