Die Bedürfnisse der Patienten würden vernachlässigt. KKH-Allianz-Chef schlägt Ärztezentrale mit „Flying Doctors“ vor.

Hamburg/Berlin. Das Gesetz gegen den Mangel an Landärzten geht nach Ansicht der gesetzlichen Krankenkassen in die falsche Richtung und bringt den Patienten nichts. Der Vorstandschef der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, schreibt in einem Beitrag für das Hamburger Abendblatt (Donnerstagausgabe): „Dem deutlichen Überangebot an Ärzten rückt die Politik nur halbherzig zu Leibe. Und die Maßnahmen, die mehr Mediziner aufs Land führen sollen, dürften das Ziel einer besseren medizinischen Versorgung verfehlen. Zu wenig wurde in der heißgelaufenen Debatte über die Bedürfnisse des Patienten gesprochen.“

Kailuweit bemängelt, dass die Akzente falsch gesetzt würden. „Altersbedingte Erkrankungen wie Demenz oder Bluthochdruck werden zunehmen. Nach unseren Auswertungen muss etwa bis zum Jahr 2030 mit elf Millionen Menschen gerechnet werden, die an Diabetes leiden. Wir müssen also nicht nur gegen den Ärztemangel auf dem Land etwas tun, sondern benötigen eine Verschiebung im Fachärztebedarf. Wir brauchen weniger Kinderärzte, aber dafür mehr geriatrisch ausgebildete Mediziner, die sich etwa mit Rheuma und mit Schmerzpatienten gut auskennen.“

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Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung auf dem Land empfiehlt der Kassenchef die Einrichtung einer bundesweiten Gesundheitshotline. So sollen Patienten rund um die Uhr Auskunft von Ärzten und medizinischem Fachpersonal erhalten. Speziell ausgebildete Krankenschwestern sollten außerdem mehr Kompetenzen für Hausbesuche bekommen. Ferner sollte nach Kailuweits Auffassung eine „Ärztezentrale“ gegründet werden. Sie sollte ein System von „Flying Doctors“ aufbauen, die zu Sprechstunden und Hausbesuchen auf die Dörfer fahren.