Fehler bei der Behandlung und der Abrechnung: Zahnärzte, Hausärzte und Orthopäden ziehen sich den größten Zorn der Patienten zu.

Hamburg/Berlin. Behandlungsfehler, überhöhte Zuzahlungen, abgelehnte Kostenübernahmen: Bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) beschweren sich jedes Jahr Tausende Bürger über ihre Ärzte, Kliniken und Krankenkassen. Allein im ersten Halbjahr 2010 seien bundesweit mehr als 7600 Beschwerden eingegangen, sagte UPD-Geschäftsführerin Astrid Burkhardt. In der Hälfte der Fälle richte sich der Unmut gegen niedergelassene Ärzte und Therapeuten oder gegen die jeweilige Krankenversicherung.

Die 2006 ins Leben gerufene UPD betreibt deutschlandweit 22 Beratungsstellen sowie eine kostenlose Telefon-Hotline. Auch in Hamburg gibt es in Alsterdorf eine Beratungsstelle . Sie erhielt seit 2006 bereits 10.300 Anfragen, ein sehr hoher Wert.

Finanziert wird die Einrichtung von den Krankenversicherern, Betreiber sind der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv), der Sozialverband VdK und der Verbund unabhängiger Patientenberatung (VuP). Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), sagte, das zentrale Sammeln der Klagen sei wichtig, um Schwachstellen im System zu erkennen.

Nach UPD-Angaben handelt es sich bei jedem fünften der jährlich 80.000 Patientengespräche um eine Beschwerde. Etwa 30 Prozent der Klagen richten sich gegen einen Arzt. In fast der Hälfte dieser Fälle handelt es sich um vermeintliche Behandlungsfehler, jeder Vierte beklagt sich über fehlerhafte oder unklare Rechnungen.

Die meisten Beschwerden kommen über Zahnärzte (29,7 Prozent), Hausärzte (17,5 Prozent) und Orthopäden (10,7 Prozent). Dass die Zahnärzte mit deutlichem Abstand an der Spitze der Beschwerdeliste stehen, liegt nach Einschätzung des vzbv-Gesundheitsexperten Stefan Etgeton aber nicht an deren Behandlungsqualität. Vielmehr gehe es bei Zahnärzten viel häufiger als bei anderen Medizinern um direkte Geldzahlungen der Patienten, etwa für den Zahnersatz. Dadurch steige auch die Zahl der Beschwerden.

Die Zahnärzte nehmen die Beschwerden relativ gelassen. Der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dietmar Oesterreich, sagte. „Die Patienten werden mündiger gemacht – das bringt Verantwortung und natürlich auch Nachfragen.“ Zwar sei das Verhältnis von 2300 Beschwerden zu den im ersten Halbjahr 2010 etwa 40 Millionen durchgeführten Behandlungsfällen äußerst gering. Trotzdem nehme die Zahnärzteschaft diese Ergebnisse sehr ernst. „Insbesondere die finanzielle Beteiligung der Patienten führt häufig zu Nachfragen.“, so Oesterreich.